Es sind dreckige Nebengeräusche zu einem -eigentlich- erfolgreichen Geschäftsjahr: Die Allianz wurde in den USA von mehreren Investoren verklagt, weil eine Investment-Tochter in Corona-Zeiten mit unnötig riskanten Finanzwetten viel Geld verzockt haben soll. Und diesen Streit will die Allianz nun beilegen. Das Management legt für Vergleiche mit Großanlegern und mit Blick auf mögliche Forderungen von US-Behörden 3,7 Milliarden Euro zurück. Das teilt die Allianz per Pressetext mit.

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Hochspekulative Geschäfte

Der Hintergrund: Die Allianz hatte sogenannte Structured Alpha Fonds aufgesetzt und als vermeintlich sichere Geldanlage beworben. Teils wurden hiermit hohe Renditen versprochen. Je nachdem, für welches Investment sich entschied, wurden Erträge von 2,5 Prozent bis zu zehn Prozent in Aussicht gestellt. Investiert waren hierin unter anderem der Pensionsfonds für Lehrer im US-Bundesstaat Arkansas (ATRS) sowie der Pensionsfonds für die Mitarbeiter der New Yorker Verkehrsbetriebe. Mit anderen Worten: Es geht um die Altersvorsorge vieler US-Amerikaner.

Als es mit den Börsen zu Beginn der Coronakrise 2020 bergab ging, investierten die Allianz-Fonds bewusst riskanter, so der Vorwurf. Und man sei bewusst davon abgewichen, Hedgefonds mit Optionen gegen plötzliche Kursverluste abzusichern: entgegen der zugesagten vermeintlichen Sicherheit. Das Ergebnis waren im Frühjahr 2020 Verluste in Milliardenhöhe. Allein der Lehrer-Pensionsfonds ATRS behauptet, 774 Millionen Dollar durch die verfehlte Investment-Politik der Allianz verloren zu haben. Zwei Hedgefonds mussten vollständig geschlossen werden. Schon im Sommer 2020 ermittelte die Finanzaufsichtsbehörde U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) gegen die Münchener. Das US-Finanzministerium schaltete sich im Mai ein und ermittelt ebenfalls wegen der Structured Alpha Fonds.

Etwa 25 Großinvestoren haben nun die Allianz verklagt: weil sich die vermeintlich krisensicheren Investments als wenig krisensicher entpuppten. "Die bevorstehenden Vergleichsabschlüsse bilden einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer Beendigung aller Verfahren“, teilt nun die Allianz per Pressetext mit. Und die 3,7 Milliarden Euro könnten nicht die einzigen Gelder sein, die der Versicherer -und Vermögensverwalter- zahlen muss. Es sei "mit zusätzlichen Belastungen zu rechnen, bevor diese Verfahren endgültig abgeschlossen werden können“.

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Schadensersatz-Forderungen belasten Rekord-Ergebnis

Ohne den Rechtsstreit in den USA hätte sich der Versicherer mit breiter Brust präsentieren können. Denn der Versicherer präsentiert gute Zahlen. Der Umsatz stieg um sechs Prozent auf 148,5 Milliarden Euro. Auch der Gewinn legte ordentlich zu: auf 13,4 Milliarden Euro. Damit hat die Allianz die -zuvor bereits selbst erhöhte- Prognose von 13 Milliarden Euro steigen. Von den guten Zahlen sollen auch die Aktionäre profitieren. Die Dividende je Aktie wird von 9,60 Euro auf 10,80 Euro je Aktie angehoben.

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