Hochbetagte Seniorinnen und Senioren sind in Deutschland besonders von Armut bedroht. Das zeigt die Studie „Hohes Alter in Deutschland“, die am Donnerstag vom Bundesseniorenministerium vorgestellt wurde. Das Ministerium ist bei Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Bündnis 90/die Grünen) angesiedelt.

Anzeige

Mehr als jeder fünfte Mensch über 80 Jahren (22,4 Prozent) in Deutschland ist demnach von Armut betroffen. Ein besonders hohes Risiko haben Frauen, wo der Anteil sogar noch um mehr als neun Prozentpunkte höher als bei den Männern liegt. Damit verfügen die Betroffenen über ein maximales Einkommen von 1.167 Euro im Monat. In der Gesamtbevölkerung unterschreitet nur etwa jeder Siebte (14,8 Prozent) die Armutsschwelle.

Laut Studie leben 26,1 Prozent der hochaltrigen Frauen unter der Armutsgrenze, bei den Männern sind es 16,9 Prozent. „Das zeigt, wie deutlich sich schlechtere Bezahlung, aber auch längere Teilzeitarbeit und Unterbrechungen im Erwerbsleben in späteren Jahren auf das Leben von Frauen auswirken. Wir müssen daher alles daran setzen, die noch immer bestehenden Lohnlücken zwischen den Geschlechtern zu schließen“, sagte Spiegel bei der Vorstellung der Zahlen.

Grundlage für die Studie ist das sogenannte Netto-Äquivalenzeinkommen. Es errechnet sich aus dem Gesamteinkommen eines Haushaltes und der Anzahl und dem Alter der von diesem Einkommen lebenden Personen. Steuern und Sozialversicherungs-Beiträge sind hier bereits abgezogen. Als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) besitzt.

Einkommen stark gespreizt

Die Studie zeigt zugleich, dass die Einkommen der Über-80-jährigen stark gespreizt sind. Das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen von hochaltrigen Frauen liegt bei 1.765 Euro, jenes von hochaltrigen Männern bei 2.068 Euro. Das Einkommen der Hochaltrigen in Ostdeutschland (1.758 Euro) liegt zudem unter jenem in Westdeutschland (1.923 Euro).

Dass im Osten dennoch weniger Menschen armutsgefährdet sind, liegt an der höheren Erwerbstätigkeit der Frauen. Während in Westdeutschland viele Frauen zuhause blieben oder nur wenig arbeiteten, um etwa Kinder zu erziehen, war die weibliche Erwerbsquote zu DDR-Zeiten im Osten höher. Entsprechend gelten in den „neuen“ Bundesländern 18,2 Prozent der ab 80-jährigen als arm, im Westen sogar 23,7 Prozent.

Die Spitze der Einkommen ist weit dünner besetzt. In der Bevölkerungsgruppe der ab 80-Jährigen gelten 2,8 Prozent als einkommensreich. Bei ihnen übersteigt das monatliche Netto-Äquivalenzeinkommen pro Kopf den Wert von 3.940 Euro.

Anzeige

Ein weiteres Ergebnis: Der Zusammenhang zwischen Bildung und Einkommen und Bildung und Armut ist auch im hohen Alter signifikant. So haben Hochgebildete im Vergleich zu Personen mit niedriger Bildung im Durchschnitt ein fast 1.150 Euro höheres Nettoeinkommen im Monat. Zudem ist die Armutsquote für Niedriggebildete im Vergleich zu Hochgebildeten der Generation Ü80 um knapp 35 Prozentpunkte höher.

Anzeige