Allianz-Chef Oliver Bäte hat am Freitag den neuen Strategieplan des Versicherers vorgestellt. „Simplicity at Scale“ ist dieser beschrieben, was sich durchaus mehrdeutig lesen lässt: sowohl als „Einfachheit im großen Maßstab“, aber auch als „Einfachheit auf der Skala“: also eine, die gemessen und evaluiert werden kann. Bereits der Name des Programms verrät, wo es hingehen soll. Die Produkte und Prozesse sollen noch einfacher werden, der Konzern noch digitaler - und auch Größe und Wachstum sind bereits als Idee enthalten. Auch Nachhaltigkeit soll vermehrt in den Fokus rücken.

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Das spiegelt sich zunächst in überraschend ehrgeizigen Finanzzielen. Man legt die Messlatte höher als bei den früheren zwei Programmen, die seit 2015 unter Bäte umgesetzt wurden. Die Allianz strebt ein jährliches Wachstum des Gewinns pro Aktie (EPS) von fünf bis sieben Prozent an und eine Eigenkapitalrendite (RoE) von mindestens 13 Prozent. Das soll auch durch effizienteres Kapitalmanagement und Gewinnpools in allen Geschäftssegmenten erreicht werden. Mit anderen Worten: Die internationalen Konzerntöchter sollen noch weiter zusammenrücken und vernetzt agieren.

Globale Synergien schaffen

Ein Stichwort hierbei: Vertikalisierung. Stark vereinfacht sollen Synergien zwischen den Ländergesellschaften und Geschäftsbereichen geschaffen werden, die es erlauben, einfache und transparente Produkte zu verkaufen, mit einem einheitlichen Erscheinungsbild bei Kundenschnittstellen aufzutreten sowie Prozesse und Produkte zu verschlanken und ebenfalls zu vereinheitlichen. Im Idealfall lassen sich dann zum Beispiel in Deutschland dieselben Verträge verkaufen wie in Italien und Spanien - auch mit derselben IT. Und auch die Abwicklung der Schäden erfolgt einheitlich. Man wolle Größenvorteile nutzen, um Synergien zu schaffen, sagte Bäte.

Die neu gewonnene Einfachheit soll auch über skalierbare Plattformmodelle funktionieren: stark vereinfacht kooperieren Versicherer hierbei mit Partnern, um Kundinnen und Kunden ganzheitliche Lösungen anzubieten, die über das bloße Versicherungsgeschäft hinausgehen. Zum Beispiel, in dem man nicht nur Kfz-Versicherungen verkauft, sondern auch Werkstatt-Services bietet und Webseiten für Leasing oder Autokauf. Solche Plattform-Modelle werden für Versicherer immer wichtiger.

Rückversicherungs-Modell für die Lebensversicherung

Aufhorchen lässt eine Rückversicherungs-Lösung, mit der die Allianz -vorerst- ihre Lebensversicherungs-Policen in den USA absichert. Hier geht es vor allem darum, Kapital freizuschaufeln, das normalerweise benötigt wird, um hohe Garantien abzusichern. 35 Milliarden US-Dollar sind die Leben-Verträge schwer: umgerechnet rund 31 Milliarden Euro. Es handelt sich um Rentenversicherungen, die sich an einem Börsenindex orientieren, aber zugleich den Sparer über einen Garantiebaustein vor Verlusten am Aktienmarkt schützt (Fixed Index Annuity).

Für diese Verträge hat der Versicherer eine Vereinbarung mit den US-Anbietern Resolution Life sowie verbundenen Unternehmen von Sixth Street erzielt. Die Allianz Life wird weiterhin die Verträge verwalten und auch alle Pflichten gegenüber den Sparenden erfüllen: folglich die Renten auch auszahlen. Die Allianz-Töchter Pimco und AGI sind auch weiterhin dafür zuständig, das Finanzportfolio aus diesen Verträgen zu betreuen. Aber die Rückversicherer nehmen der Allianz stark vereinfacht die Risiken aus den Garantien ab. Damit schaufelt die Allianz 3,6 Milliarden US-Dollar frei, die sonst als Eigenkapital notwendig gewesen wären, um die Stabilitätskriterien der Aufsichtsbehörden zu erfüllen. Zugleich können die Allianz-Töchter das Geld variabler und gewinnträchtiger am Kapitalmarkt anlegen: Weil die Risiken aus den Garantien ausgelagert wurden, muss sie weniger Geld in Anleihen einbetonieren.

Neuer Ansatz bei Aktien

Zudem verspricht die Allianz den Aktionären steigende Dividenden. Schon ab dem Geschäftsjahr 2o21 sollen die Ausschüttungen mindestens fünf Prozent über dem Vorjahreswert liegen, sagt Finanzchef Giulio Terzariol Die neue Dividendenpolitik spiegelt unsere Zuversicht in die Finanzstärke und die Gewinnkraft der Allianz wider", so der Vorstand. Auch weitere Aktienrückkäufe kündigte der Konzern an: Dadurch wird die Zahl der Aktien reduziert, was die Dividende pro Aktie steigen lässt. Die Allianz kaufte in den letzten Jahren Aktien in großem Stil auf: neun Milliarden Euro ließ sich der Versicherer Rückkaufprogramme seit 2017 kosten.

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Im Schaden- und Unfallgeschäft will sich die Allianz künftig verstärkt auf Schlüsselmärkte konzentrieren. Zum einen hat der Versicherer dabei das Privatkunden-Geschäft im Blick: Konzernchef Bäte ließ durchblicken, dass man erneut die Marktführerschaft in der Kfz-Versicherung ins Auge fassen will, aktuell noch bei der HUK-Coburg. Und auch das lukrative Gewerbegeschäft großen Firmenkunden soll über Plattform-Lösungen ausgebaut werden. Auch weitere Zukäufe stellte Bäte in Aussicht. Weitere Punkte des Strategiepapiers finden sich -in englischer Sprache- auf der Webseite des Versicherers.

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