Die Zeiten, in denen Bushido vor allem mit Rap-Musik von sich reden machte, sind schon eine Weile vergangen. Sein Debütalbum von 2003, „Vom Bordstein bis zur Skyline“, machte Gangster-Rap auch in deutscher Sprache salonfähig, düstere Beats trafen auf fiese, aber pointierte Texte: und machten ihm zum Vorbild für viele andere deutsche Rapper. Doch eine neue Generation hat ihm den Rang abgelaufen, setzt stärker auf abgehangenen Flow und poppige Refrains statt auf schnelle, aggressive Reime. Sein letztes Album „CNN4“ von 2019 verkaufte nur noch rund ein Viertel der früheren Werke: Das heute so wichtige Streaming inbegriffen.

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Stattdessen sorgen in den letzten Monaten vor allem seine Verbindungen zur organisierten Kriminalität für Schlagzeilen - wenn er sich nicht der Boulevardpresse als frisch gebackener Familienvater dreier Töchter präsentiert. Derzeit streitet sich Ferchichi vor Gericht mit seinem ehemaligen Freund und Geschäftspartner Arafat Abou-Chaker. Das Clan-Oberhaupt soll ihn jahrelang ausgenutzt, bedroht und um Millionen betrogen haben, wirft Ferichi seinem früheren Förderer vor. Doch genau diese Verbindung könnte Bushido nun selbst ins Gefängnis bringen. Es geht um Versicherungsbetrug in Millionenhöhe.

Ärger mit der Denkmalschutzbehörde

Konkret wird Ferchichi vorgeworfen, in seiner Villa in Kleinmachnow eine Brandstiftung in Auftrag gegeben zu haben. Nachdem er sich mit der deutschen Bürokratie rumärgern musste: 2011 hatte er gemeinsam mit Abou-Chaker den Gebäudekomplex gekauft. Der Rapper wollte die Villa ausbauen, doch sie stand unter Denkmalschutz. Entsprechend hoch waren die Auflagen der Baubehörde. Es handelt sich um ein ehemaliges kaiserliches Seemannserholungsheim, um 1910 erbaut: die Sockelgeschosse teils aus Kalkstein, das Dach aus aufwendigen Holzbauten, mit Bildhauerarbeiten verziert.

Ein Ausbau wäre teuer gewesen, viele Auflagen hätten beachtet werden müssen. Glaubt man der Staatsanwaltschaft Potsdam, löste Bushido das Problem auf seine Weise. Zunächst begann er zu bauen, ohne die Auflagen der Behörde zu beachten. Er ließ das denkmalgeschützte Eingangstor einreißen und im Inneren der Villa Wände und Dielen entfernen: nur für einen Teil der Arbeiten hatte er eine Genehmigung.

Vorwurf der gemeinschaftlichen Brandstiftung

Nachdem Bürger des Ortes protestierten, twitterte er, die „Stasi-Gemeinde“ könne ihm bald den Buckel runterrutschen. Die Denkmalschutzbehörde des Landkreises Potsdam erwirkte eine Baueinstellungsverfügung, und zunächst zeigte sich der Rapper einsichtig. Der Torbogen aus Kalkstein wurde nach historischem Vorbild neu aufgebaut. Bis schließlich im Dezember 2013 der Dachstuhl der Villa brannte und große Teile der historischen Bausubstanz zerstört wurden.

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Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat nun dem Magazin „Stern“ bestätigt, dass sie Anklage gegen Ferchichi erhoben hat. Demnach hätten polizeiliche Ermittlungen den Verdacht erhärtet, dass der 43jährige zwei Komplizen beauftragt haben soll, das Feuer selbst zu legen. Der Vorwurf lautet auf „gemeinschaftliche Brandstiftung“ gemäß § 306 des Strafgesetzbuches. Nicht nur habe Bushido die Auflagen der Denkmalschutzbehörde umgehen wollen, um ungestört sein Anwesen ausbauen zu können. Er strich nach dem Brand auch eine ordentliche Summe ein, weil sein Wohngebäudeversicherer den entstandenen Schaden ersetzte.

Abou-Chaker soll heimlich Gespräch mit einem der Täter aufgenommen haben

Zum Verhängnis könnte Bushido nun ausgerechnet Arafat Abou-Chaker werden, mit dem er mittlerweile verfeindet ist. Schon direkt nach dem Brand in Bushidos Villa habe die Polizei wegen des Verdachts auf Brandstiftung ermittelt, berichtet der „Stern“. Einen Tatverdächtigen konnte sie nicht ermitteln. Jedoch habe Abou-Chaker heimlich ein Telefongespräch mit einem der mutmaßlichen Täter mitgeschnitten, in dem er die Tat quasi gestand. 5.000 Euro soll er für das Legen des Feuers erhalten haben. Später habe die Berliner Polizei das Smartphone Abou-Chakers gesichert und den Mitschnitt der Staatsanwaltschaft Potsdam zukommen lassen. Die daraufhin ein Ermittlungsverfahren einleitete.

Bushido ist bereits vorbestraft

Wird Bushido tatsächlich verurteilt, sieht es nicht gut aus für ihn: Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. Wenig hilfreich dürfte es da sein, dass er bereits wegen Versicherungsbetrugs vorbestraft ist. 2015 hat ihn das Amtsgericht Berlin-Tiergarten zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten verurteilt, weil er einen Einbruch in sein Aquaristik-Geschäft „Into the Blue“ vorgetäuscht hatte. Damals hatte der umtriebige Geschäftsmann eine Zoohandlung in Berlin Tempelhof eröffnet, verkaufte Aquarium-Pumpen, Korallen und ökologisches Fischfutter. Die Geschäfte liefen nicht, wie sie sollten. Bis er behauptete, dass sich Einbrecher Zugang verschafft haben sollen und hohen Schaden angerichtet hätten.

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Fische, Korallen und Ausstattung im Wert von 175.000 Euro sollen die Diebe entwendet haben, behauptete Bushido, zudem Bargeld aus dem Tresor in Höhe von 185.000 Euro. Die Geschäftsinhaltsversicherung entschädigte ihn. Bis die Polizei auch da Verdacht schöpfte und Ermittlungen einleitete. Bushido hat damals den entsprechenden Strafbefehl akzeptiert.

Aufgerollt könnten nun zudem andere Vorfälle werden, in denen Bushido seine Versicherung in Anspruch genommen habe, berichtet „Stern“. Unter anderem für den Verlust eines diamantenen Armbandes, das er 2015 bei einer Bootstour verloren haben will. Die Kosten: 230.000 Euro. Die passenden Texte für eine mögliche Gefängnisstrafe hatte er bereits auf seinem Debüt vertont. „Du willst sein wie Busta Rhymes/ Ich fress Anabolika/ Und pumpe nachts im Knast allein“, rappt Bushido auf "Vom Bordstein bis zur Skyline". Sein neues Album, "Sonny Black 2", soll neben einer Biographie dann im kommenden Jahr erscheinen.

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