Wie sind die Deutschen im Alter abgesichert? Dieser Frage geht der Vorsorgeatlas 2021 nach, eine Studie im Auftrag von Union Investment. Die Daten zeigen, dass sich die Bundesbürgerinnen und -bürger immer weniger auf die gesetzliche Rente verlassen können. Und, dass viele Deutsche dennoch nicht über die gesetzliche Rente hinaus vorsorgen. Neben Daten des Mikrozensus wurden sechs weitere Datenquellen ausgewertet, unter anderem Stichproben der Versichertenkonten bei der Deutschen Rentenversicherung. Die Studie wurde von Bernd Raffelhüschen geleitet, der am Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg forscht und lehrt.

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Nicht einmal die Hälfte aus gesetzlicher Rente

Die heute 20- bis 65-Jährigen erhalten laut Studie bei Renteneintritt über die gesetzliche Rente durchschnittlich 47 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens: das entspricht, bei heutiger Kaufkraft, einer Bruttorente von 1.449 Euro. Um den gewohnten Lebensstandard halbwegs aufrecht erhalten zu können, müssen jedoch mindestens circa 60 Prozent vom letzten Bruttogehalt an Alterseinkommen erzielt werden.

Besser stehe da, wer zusätzlich vorsorgt. Jene, die eine betriebliche Altersvorsorge abgeschlossen haben, können ihr Alterseinkommen schon von 47 Prozent auf 63 Prozent des letzten Bruttogehaltes hebeln. Rund 20 Millionen Menschen könnten auf diese Weise ihre Rentenlücke schließen, berichtet Raffelhüschen. Mit der dritten Säule: der privaten Altersvorsorge und Immobilien, steige die Quote im Schnitt bereits auf 80 Prozent des letzten Monatsbruttos.

Doch während rund zwei Drittel im Rentenalter die Quote von 60 Prozent des letzten Monatsbruttos erreichen -der Wert, der nach den Berechnungen den Lebensstandard sichern kann- schaffen das ein Drittel der 36 Millionen gesetzlich Versicherten nicht. Und die Studie zeigt, dass speziell bei niedrigen Einkommen kaum ein Anspruch auf betriebliche Altersvorsorge besteht. Nur drei Prozent der Beschäftigten mit einem Monatseinkommen von weniger als 1.100 Euro haben entsprechende Anwartschaften erworben.

Drei-Schichten-Modell der Altersvorsorge

Union Investment verweist auf das Drei-Schichten-Modell der Altersvorsorge, welches wesentlich mit dem Alterseinkünftegesetz von 2005 in Kraft gesetzt wurde. Die erste Schicht fasst die Basisversorgung zusammen: die gesetzliche Rentenversicherung, Beamtenversorgung und berufsständische Versorgung. In die zweite Schicht fallen kapitalgedeckte Versorgungswege (betriebliche Altersversorgung, Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst, Riester-Rente). Die dritte Schicht bilden alle sonstigen Vorsorgeformen, etwa eine private Rentenversicherung, Ersparnisse aus versteuertem Einkommen oder Immobilienvermögen.

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"Das Vorsorgesystem mit allen drei Schichten funktioniert. Somit sollte die Politik mögliche Reformen mit Bedacht angehen und besser die bestehenden Systeme weiterentwickeln als gänzlich neue aufzubauen“, kommentiert Hans Joachim Reinke, Vorstandschef von Union Investment. Eine Aussage, die angesichts von einem Drittel schlecht abgesicherter Beschäftigter in der Altersgruppe 20 bis 65 Jahren zumindest diskutabel ist.