Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ist der Gründervater der Agenda 2010: und damit hat er dazu beigetragen, dass die Bürgerinnen und Bürger weit mehr privat vorsorgen sollen und müssen. In einem Interview mit „Euro am Sonntag“ hat er nun bereitwillig Auskunft über seinen Umgang mit Geld gegeben. Und damit auch darüber, wie er selbst für das Alter vorgesorgt hat.

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Klar wird aus seinen Ausführungen schnell: in Sachen Geld und Finanzen ist Schröder -wie er selbst von sich sagt- „old school“. Er zahle lieber mit Bargeld und mache auch kein Online-Banking, bekennt der Altkanzler. Und seine Geldgeschäfte regle er über die Sparkasse. Deshalb habe er auch keine Aktien und Fonds - mit einer Ausnahme. Denn tatsächlich besitzt er zwei Aktien: nicht von zwei Firmen, sondern es sind genau zwei Stück.

Die beiden Aktien seien von der Continental. „Diese musste ich kaufen, als ich 2008 auf Wunsch der Gewerkschaften das Amt des Ombudsmanns bei der Übernahme durch die Schaeffler-Gruppe innehatte“, berichtet Schröder. Freiwillig hatte er sie sich folglich nicht zugelegt. Und zeigt sich augenzwinkernd selbstkritisch: „Die beiden Aktien haben damals 50 Euro gekostet, heute sind sie 250 Euro wert. Davon hätte ich mal mehr kaufen sollen“.

Gereizt hätte es ihn schon, Geld an der Börse zu investieren, sagt der Altkanzler. Aber er glaube, „dass man dafür einige spezielle Kenntnisse braucht, mehr jedenfalls, als ich habe“. Er habe auch keine Zeit und Lust, „mich jeden Tag damit zu beschäftigen“.

“Rente wird in Schwierigkeiten geraten“

Die gesetzliche Rente sieht der Altkanzler aktuell nicht gut aufgestellt. Aufgrund der demografischen Entwicklung werde sie in fünf bis zehn Jahren in Schwierigkeiten geraten, prognostiziert Schröder. Ob das eine Pflicht zum längeren Arbeiten bedeuten soll, lässt der 77jährige offen. Sein Plädoyer klingt eher nach Anreizen für freiwilliges längeres Arbeiten, wenn er sagt: „Ich finde, dass diejenigen, die länger arbeiten können, das auch tun sollten. Voraussetzung ist, dass ihnen damit keine finanziellen Nachteile entstehen. Das ist das Mindeste“. Zu Bedenken sei hierbei, dass zum Beispiel ein Lohnbuchhalter länger arbeiten könne als eine Krankenpflegerin oder ein Bauarbeiter: in der Debatte kämen diese Unterschiede aber häufig zu kurz. Dennoch sagt Schröder, die nächste bzw. übernächste Regierung werde spätestens darüber reden müssen, das Rentenalter weiter anzuheben.

Die Riester-Rente, unter seiner Regierung eingeführt, verteidigt Schröder. Das deutsche Rentensystem basiere auf der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Rente, argumentiert er. „Wir haben damals mit der Riester-Rente diese dritte Säule geschaffen, um die beiden anderen Säulen mit staatlicher Hilfe zu unterstützen, private Vorsorgeleistungen zu ergänzen. "Dieses Prinzip war damals richtig, und das ist es heute immer noch“, sagt der Altkanzler. Angesprochen auf die hohen Kosten der Riester-Verträge und den bürokratischen Aufwand, räumt er ein, dass es Fehler bei der staatlich geförderten Privatvorsorge gegeben habe: Das gegenwärtige System solle aber grundsätzlich beibehalten werden und die Fehler beseitigt. „Das ist auch eine Frage der politischen Verlässlichkeit“, so Schröder.

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Mit seiner Aktienmuffelei ist der Altkanzler nicht allein. SPD-Wahlsieger Olaf Scholz bekannte vor zwei Jahren in einem Interview, dass er lieber das Geld auf dem Sparbuch verwahrt als in Aktien investiert. Er könnte der nächste Bundeskanzler werden, der einen großen Bogen um Fonds und Aktien macht.

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