Empfindet die jüngere Generation die umlagefinanzierte gesetzliche Rente als gerecht? Dieser Frage widmet sich eine aktuelle INSA-Umfrage, die vom Vermögensverwalter Fidelity beauftragt wurde. 2.064 Bundesbürger von 18 bis 39 Jahren wurden repräsentativ befragt. Die Studie zeigt, dass das Vertrauen in die gesetzliche Rente eher gering ist — und viele sogar damit rechnen, dass sie im Alter komplett ohne Rente auskommen müssen.

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Immerhin 53 Prozent der Befragten befürchten demnach, im Alter keine gesetzliche Rente zu erhalten. Dieser Aussage stimmen 21 Prozent „vollkommen“ und 32 Prozent „eher“ zu. Und fast jeder Dritte der unter 40-Jährigen (30 Prozent) hält die Umlagefinanzierung, also dass die Jüngeren bzw. Erwerbstätigen für die heutigen Rentner zahlen, für ungerecht – Frauen (34 Prozent) noch häufiger als Männer (27 Prozent).

Mehrheit sieht Interessen von keiner Partei ausreichend berücksichtigt

Die Mehrheit der Befragten (58 Prozent) ist zudem davon überzeugt, dass es für die Generation ihrer Eltern leichter gewesen sei ein finanzielles Polster für den Ruhestand aufzubauen, als für sich selbst. Lediglich 17 Prozent sehen dies „eher nicht“ und sieben Prozent „überhaupt nicht“. Und auch von der Politik fühlt sich diese Generation mit Blick auf die Rente nicht ausreichend repräsentiert. Die deutliche Mehrheit (59 Prozent) der 18- bis 39jährigen stimmt der Aussage zu, die Interessen ihrer Generation würden von keiner Partei ausreichend berücksichtigt.

Ganz uneigennützig ist die Studie von Fidelity nicht: Ist man doch selbst im Altersvorsorge-Geschäft aktiv. „Wir dürfen keine Wohlstandskluft zwischen Alt und Jung zulassen. Deshalb muss die Politik jetzt dringend handeln: Nur mit einer stärkeren Beteiligung am Kapitalmarkt über Aktien oder Fonds können junge Menschen effektiv Vorsorgevermögen aufbauen. Wer das ignoriert und Aktien sowie Fonds bei dauerhaft niedrigen Zinsen weiter stigmatisiert, handelt verantwortungslos“, kommentiert Alexander Leisten, Leiter des Deutschlandgeschäfts von Fidelity International.

Kapitaldeckung soll gestärkt werden

Tatsächlich hat das Gros der Parteien, die zur Bundestagswahl antreten, Pläne für eine stärker kapitalgedeckte Altersvorsorge in ihrem Programm. Die Union will eine Generationenrente prüfen: Bei einer solchen Rente zahlt der Staat von Geburt eines Menschen ab jeden Monat einen festen Betrag in einen Pensionsfonds ein, bis zum 18. Lebensjahr. Dann soll den Bürgern freigestellt sein, ob sie weiter einzahlen. Zugegriffen werden kann auf das Geld aber erst im Seniorenalter.

SPD und Grüne liebäugeln mit verschiedenen Modellen eines Staatsfonds bzw. Bürgerfonds, der es den Deutschen ermöglichen soll, zusätzlich kapitalgedeckt Vermögen aufzubauen: Vorbilder sind hierbei Schweden und Norwegen. Auch das FDP-Modell einer Aktienrente würde mehr Investment am Kapitalmarkt erlauben. Demnach soll einen ‚kleiner Beitrag’ von zum Beispiel zwei Prozent des Bruttoeinkommens in ein Depot des Arbeitnehmers fließen und von Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam finanziert werden. Die Linke hingegen setzt darauf, die umlagefinanzierte Rente zu stärken: indem auch Selbstständige und Beamte sich gesetzlich rentenversichern müssen. Davon verspricht sich die Partei mehr Einnahmen für die Rentenversicherung.

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Auch Alexander Leisten sieht in den Wahlprogrammen der Parteien „bereits einige gute Ansätze“. Er plädiert für ein günstiges und staatlich gefördertes Einstiegsangebot, um die Vorsorge mit Aktien zu stärken. „Ein ,Weiter so‘ kann sich Deutschland nicht erlauben. Wir sehen es als gemeinsame Verantwortung von Politik und Anbietern, ein zukunftsgerechtes und säulenübergreifendes Altersvorsorgesystem zu gestalten. Den Dialog darüber, wie ein solches System aussehen kann, möchten wir anstoßen und führen“, sagt Leisten.

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