Durch den demographischen Wandel kommen in Deutschland immer weniger Beitragszahler auf immer mehr Rentner. Deshalb beschloss der Bundestag vor ziemlich genau 20 Jahren die so genannte Riester-Rente. Sie sollte – bezuschusst vom Staat – neben der staatlichen Rente eine zusätzliche Säule der Altersvorsorge für die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland darstellen. Insgesamt wurden seitdem über 16 Millionen Riester-Verträge abgeschlossen. Doch kaum ein Versicherungsprodukt steht so sehr in der Diskussion wie die Riester-Rente.

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Martin Gräfer ist Mitglied des Vorstandes der Versicherungsgruppe die Bayerische und Vorstandsvorsitzender der BA die Bayerische Allgemeine AG, die Komposit-Gesellschaft der Gruppe.Versicherungsgruppe die BayerischeWährend die einen sie als Erfolgsmodell loben, erklären die anderen sie längst für gescheitert. Doch wie steht es wirklich um die Riester-Rente? Um dieser Frage nachzugehen, fand am 28. Juni auf initiative der Bayerischen ein Live-Talk mit vier ausgewählten Experten im DUP Business Talk statt, der von zahlreichen Medienvertretern verfolgt wurde.

Mit Peter Bofinger, einem ehemaligen Mitglied der Wirtschaftsweisen und Seniorprofessor für VWL, Geld und internationale Wirtschaftsbeziehungen der Universität Würzburg und Hartmut Walz, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, gingen zwei prominente und scharfe Kritiker der Riester-Rente in die Diskussion.

Auf der anderen Seite des virtuellen Boxrings: Maximilian Buddecke, Leiter des Partner- und Kooperationsvertriebs der Bayerischen sowie Vorstand der Bayerische ProKunde AG und Peter Schwark, stellvertretender Hautgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV).

Unter der Moderation von DUP-Redakteur Martin Hintze fand eine hitzige Kontroverse statt, vor allem das Thema Abschlusskosten stand dabei im Fokus.

Während die beiden Wirtschaftswirtschaftler für eine Abschaffung von Riester plädierten und kein gutes Haar an dem staatlich geförderten Modell fanden, sprachen sich die Vertreter der Versicherungswirtschaft für eine Reform der Riester-Rente aus.

Bei allem Verständnis für die Kritiker der Riester-Rente: Die ergänzende Altersvorsorge war eine große Innovation im Rahmen der Reform der Altersvorsorge in Deutschland. Und sie ist sicher eines der erfolgreichsten, staatlich geförderten Formate zur ergänzenden, freiwilligen Altersvorsorge weltweit. Dass das gelungen ist, liegt einmal an der gezielten und wirksamen Förderung durch den Staat und an der gezielten Beratungsleistung insbesondere der Versicherungsvermittler in Deutschland. Und ja: Riester ist reformierbar. Die hohen Kosten hängen auch mit der komplexen Struktur und dem daraus entstehenden Beratungsbedarf zusammen. Klar ist, dass Riester einfacher werden muss. Leider hat der Bundestag auch an seinem letzten Sitzungstag vor der Sommerpause das Thema Riester-Reform nicht behandelt. Mit wenigen Maßnahmen kann die Riester-Rente attraktiv bleiben. Wenn auch in der neuen Legislaturperiode eine Reform nicht schnell angegangen wird, wäre das für mich eine bewusste Entscheidung gegen die Interessen der Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer. Vergessen wir nicht, die Riester-Rente ist ja gerade für die Bezieher mittlerer oder gar kleinerer Einkommen sehr attraktiv. Auch für Alleinerziehende wird hier ein sehr gutes Angebot präsentiert.

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Gerade vor dem Hintergrund der Senkung des Höchstrechnungszinses auf 0,25 Prozent zum 01. Januar 2022, wäre eine grundlegende Reform dringend nötig gewesen. Da diese ausblieb, ist eine durch die Zinssenkung nötige Reduktion des vorgegebenen Garantierahmens nicht möglich. Das wird dazu führen, dass zunehmend Versicherer aus dem Riester-Geschäft aussteigen werden. Wir bei der Bayerischen sind aber nach wie vor vom Potenzial und auch vom bisherigen Erfolg von Riester überzeugt: Deshalb kalkulieren wir derzeit das Produkt komplett neu und werden es auch 2022 anbieten – dann aber voraussichtlich nur als Nettotarif. Aber bevor es soweit ist, bieten wir noch das komplette restliche Jahr 2021 für Riester-Neuabschlüsse eine feste 100-Prozent-Bruttobeitragsgarantie. Denn Altersvorsorge liegt uns sehr am Herzen und wir sind davon überzeugt, dass es gerade hier um Vertrauen und Nachhaltigkeit geht. Aus der Riester-Rente auszusteigen ist ein falsches Signal an die Menschen, die 16 Millionen Verträge abgeschlossen haben.

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