Wer es leid ist, Deutschland in Ländervergleichen bestenfalls im Mittelfeld zu sehen wie bei Impf- und Teststatistiken, könnte sich an Zahlen der Europäischen Zentralbank erfreuen. Deren Angaben zufolge ist Deutschland der größte Fondsmarkt in Europa. 24 Prozent des Fondsvermögens europäischer Anleger entfällt auf die Bundesrepublik. Frankreich und England folgen mit 14 Prozent, Italien erreicht 9 Prozent.

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In den letzten 10 Jahren hat sich der deutsche Fondsmarkt mehr als verdoppelt. Betrug das verwaltete Vermögen der Branche 2010 noch 1.832 Milliarden Euro, waren es 2020 3.850 Milliarden Euro. Und damit ein neuer Rekordwert - trotz Corona.

„Da Sparbücher keine Erträge mehr abwerfen, beobachten wir ein zunehmendes Interesse an Fondssparplänen“, sagt Alexander Schindler, Präsident des deutschen Fondsverbands BVI. „Die niedrigen Zinsen schaffen also das, woran jahrelange Finanzbildung oder die Förderung der Aktienkultur gescheitert sind.“ Nach Angaben von BVI-Mitgliedern ist die jeweilige Zahl der Sparverträge in den letzten Jahren stark gestiegen. Schätzungsweise gibt es mittlerweile weit über 10 Millionen Deutsche, die regelmäßig in Fondssparpläne einzahlen. Im Fondsneugeschäft sind die regelmäßigen Sparer eine stabile Komponente. Das zeigte sich beispielsweise bei den Offenen Publikumsfonds. Sie verbuchten Zuflüsse von 43 Milliarden Euro - deutlich mehr also als 2018 (22 Mrd. Euro) oder 2019 (17 Mrd. Euro).

Wachstumsfeld Nachhaltigkeit

Knapp die Hälfte des Neugeschäfts bei Publikumsfonds entfällt auf nachhaltige Fonds: Der Netto-Zufluss betrug 2020 20,6 Milliarden Euro. Drei Jahre zuvor - 2017 - machten nachhaltige Fonds gerade mal sechs Prozent des Neugeschäfts aus. Insgesamt werden nun 147 Milliarden Euro in nachhaltigen Publikums- oder Spezialfonds verwaltet.

Angeführt wird die Absatzliste der offenen Publikumsfonds aber von Aktienfonds. In dieser Anlageklasse hat sich das Neugeschäft fast verfünffacht. Wurden 2019 noch 4,5 Mrd. Euro Netto-Zufluss verzeichnet, waren es 2020 immerhin 20,9 Milliarden Euro. Und das, obwohl aufgrund des Kurseinbruches allein im März 2020 etwa 14 Milliarden Euro aus Aktienfonds abflossen.

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Kurseinbrüche verhindern auf lange Sicht keine Wertsteigerung. Wer beispielsweise im Jahr 2000, kurz vor der ‚Dotcom-Blase‘, sein Geld anlegte, konnte rund 18 Jahre später ein Plus von 2,8 Prozent verbuchen. Ähnliches lässt sich auch über die Finanzkrise 2007 sagen. Wer 2007 einstieg, erzielte bis Ende 2018 eine Rendite von im Mittel 4,4 Prozent jährlich.

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