In welche Richtung die Entwicklung geht, darüber gibt eine Analyse mit dem Titel „Unser Geld & COVID-19“ der ING-DiBa Deutschland Auskunft. Danach hat sich das Kapital der Deutschen im Jahr 2020 um rund 128 Milliarden Euro beziehungsweise zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr reduziert. Aktuell beträgt es 6,340 Billionen Euro, während es im Dezember 2019 noch 6,468 Billionen Euro betrug. Grund für den Kapitalverlust ist der vergleichsweise hohe Anteil an Bankeinlagen inklusive Bargeld, der in Deutschland bei 41 Prozent liegt im Gegensatz zur Eurozone mit 35 Prozent, sowie von Versicherungen, die in Deutschland 37 Prozent und in der Eurozone bei 35 Prozent ausmachen. Bankeinlagen und Versicherungen haben die Eigenschaft, dass sie nur in geringem Maße oder überhaupt nicht auf Schwankungen des Kapitalmarktes reagieren.

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Dotcom-Blase im Jahr 2000: Hohe Vermögensverluste in Deutschland

Noch höhere Vermögenseinbußen als aktuell durch die Corona-Krisen mussten die deutschen Sparer im Zusammenhang mit der Dotcom-Blase hinnehmen. Hier kam es zu Vermögensverlusten zwischen 2,3 und 2,6 Prozent. Zur Erinnerung: Die Dotcom-Blase bezeichnete eine Spekulationsblase des sogenannten neuen Marktes der Internettechnologie, die im März 2000 platzte. Sie wurde hervorgerufen durch die sogenannten Dotcom-Unternehmen der New Economy und führte insbesondere in den Industrieländern zu hohen Vermögensverlusten von Kleinanlegern. Die Bezeichnung Dotcom-Blase steht für die Domain-Endung „.com“ und war ein von den Medien geprägter Kunstbegriff.

Entstanden ist die Blase durch eine Vielzahl von jungen Internet-Unternehmen, die seit 1995 auf den Markt drängten und deren vorrangiges Ziel schnelles Wachstum war. Insoweit war der Börsengang eine Möglichkeit, um Wachstumskapital einzusammeln. Die Umsatz- und Gewinnerwartungen erreichten nie zuvor gekannte Höhen. Die Blase zerplatzte, weil die Unternehmen diese hohen Erwartungen nicht erfüllen konnten, sodass unerfahrene Börsenanfänger und von der Euphorie angesteckte Kleinanleger hohe Verluste erlitten.

Bargeldsparen und Aktieninvestment steigen deutlich an

Das Sparverhalten der Deutschen konzentriert sich auch unter COVID-19 auf Bargeldsparen, das im ersten Quartal am meisten zugelegt hat. Es erreichte ein Rekordvolumen von 20 Milliarden Euro. Das bedeutet, dass rund 22 Prozent des gesparten Kapitals sinnbildlich in den Sparstrumpf geflossen sind.

Einen deutlichen Anstieg verzeichnet auch das Aktien-Investment in Deutschland, das mit 14 Milliarden Euro immerhin 15 Prozent des Sparvolumens beträgt. Der große Verlierer des ersten Quartals 2020 sind die Bankeinlagen. Sie betragen lediglich fünf Prozent des Sparvolumens und konnten damit so wenig neues Geld binden wie seit fünfzehn Jahren nicht mehr.

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Thomas Dwornitzak, der Leiter Sparen & Anlegen der ING-DiBa Deutschland bestätigt diese Entwicklung. Im ersten Halbjahr des Jahres 2020 „verzeichneten wir einen Boom im Wertpapierhandel“. Noch nie haben unsere Kunden so viel gehandelt, sodass die „Anzahl der Depot-Neueröffnungen“ einen „Rekordwert“ erreicht hat.

Ende Juni 2020: Deutsches Finanzvermögen erreicht ein Rekordniveau

So unerwartet und heftig COVID-19 unser aller Leben veränderte, so schnell scheinen auch die negativen Auswirkungen auf das Vermögen der Deutschen zu verpuffen. Nicht nur die Kapitalmärkte haben sich erholt.

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Auch das durch Corona veränderte Sparverhalten der Deutschen und das damit verbundene Investment in Aktienwerte hat das Finanzvermögen wieder ansteigen lassen. Und so ist es um schätzungsweise 3,4 Prozent oder 212 Milliarden Euro auf einen neuen Rekordwert von 6,55 Billionen Euro Ende Juni 2020 angestiegen. Das ist der höchste absolute Vermögensanstieg aller Zeiten innerhalb eines Quartals und der dritthöchste prozentuale Anstieg der vergangenen zwanzig Jahre.

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