Frauen sind sich bewusst, dass ein eigenes Einkommen unverzichtbar ist, um finanziell unabhängig zu sein. Das gilt auch für die Altersvorsorge. Dieses Bewusstsein weicht jedoch immer mehr zugunsten einer Einstellung zurück, die den Partner als Versorger und die Familie als Versorgungsmodell in den Mittelpunkt rückt. Alte Rollenmuster werden nicht nur bezüglich der Altersvorsorge aktiviert und die Errungenschaften der Gleichberechtigung von Mann und Frau zugunsten einer Hängemattenmentalität aufgegeben.

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Niedrigere Gehälter bedingen geringere Rentenansprüche

In vielen Branchen erhalten Frauen gegenüber Männern für dieselbe Tätigkeit ein deutlich niedrigeres Gehalt. Das führt zwangsläufig zu einer niedrigeren Rente. Manche Frauen rechnen ihre Ansprüche durch mit dem Ergebnis, dass die Rente im Alter nicht ausreichen wird. Andere verlassen sich stillschweigend auf ihren Partner, wenn es um die finanzielle Absicherung im Alter geht. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Online-Studie zum Thema Frauen und Rente vom Frühjahr 2020. Durchgeführt wurde sie vom Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Aon. Insgesamt nahmen 2.000 Arbeitnehmer*innen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren teil.

Verantwortung von Männern als Versorger wächst mit der Zahl der Kinder

Das Ergebnis der Studie zeigt deutlich, dass traditionelle Rollenmuster nach wie vor in Partnerschaften und Ehen präsent sind. Rund 19,4 Prozent der Frauen und 11,7 Prozent der Männer rechnen damit, im Alter aus dem familiären Umfeld finanziell unterstützt zu werden. Ungefähr ein Drittel der verheirateten Frauen rechnen damit, dass der überwiegende Teil ihrer Altersversorgung aus einer familiären Quelle kommen wird. Während Frauen mit einem oder keinem Kind eigenverantwortlich ihre Altersvorsorge managen, verlassen sich Frauen mit zwei oder mehr Kindern deutlich stärker auf ihren Partner.

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Rechtsanspruch auf Umwandlung von Teilen des Gehalts für die bAV

Gundula Dietrich ist Geschäftsführerin von Aon. Sie sieht in dem Ergebnis der Studie die Notwendigkeit, neue Anreize zu schaffen, damit sich Frauen und Männer „stärker mit der Betriebsrente auseinandersetzen“. Sie fordert Arbeitgeber auf, Arbeitnehmer diesbezüglich zu unterstützen. Ohnehin haben Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber einen Rechtsanspruch auf Umwandlung von Teilen ihres Gehalts zur Verwendung für die betriebliche Altersversorgung – ein Umstand, den die Anbieter der bAV viel deutlicher bewerben und kommunizieren sollten.

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