Frauen verdienen vergleichsweise nicht nur weniger als Männer, sondern erhalten auch noch niedrigere Renten. Im Schnitt bekommen am Ende ihres Erwerbslebens 26 Prozent weniger Rente, wenn sie mit 67 Jahren in Rente gehen. Das heißt: Frauen erhalten mehr als ein Viertel weniger gesetzliche Rente vom Staat als ihre männlichen Kollegen. Das zeigt eine Studie der Universität Mannheim und der holländischen Tilburg University im Auftrag des Investmenthauses Fidelity.

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Gründe dafür sind neben dem geringen Einkommen auch längere Kindererziehungszeiten sowie Pflegezeiten. Denn müssen pflegebedürftige Angehörige betreut werden, sind es noch immer mehrheitlich Frauen, die ihren Beruf unterbrechen oder die Arbeitszeit herabsetzen. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin in deren Mittelpunkt die Frage stand, wer pflegebedürftige Angehörige betreut, wenn sie zu Hause bleiben und nicht in ein Alten- oder Pflegeheim gegeben werden. Das Ergebnis ist deutlich: Demnach würden Frauen mit 61,4 Prozent den überwiegenden Teil der Pflegenden ausmachen. Rund 51 Prozent der Pflegenden war zwischen 30 und 60 Jahre alt.

Trotz der durchaus widrigen Umstände scheinen Frauen beim Thema Finanzwissen und beim Umgang mit dem Geld die Nase vorn zu haben. Laut einer Studie des Dienstleistungsunternehmen Aon schätzen Frauen ihre eigene finanzielle Kompetenz häufig besser ein als ihre Partner. Männer behaupteten dagegen von sich selbst deutlich seltener, die persönlichen Finanzen im Griff zu haben.

Vor allem in den Altersgruppen 18-29 Jahre und 30-39 Jahre waren die Damen davon überzeugt, beim Thema Umgang mit Geld das starke Geschlecht der Beziehung zu sein. Auch bei den Partnern mit geringerem Einkommen (bis 2.200 Euro brutto) sehen sich die Frauen besser aufgestellt. Knapp die Hälfte der Frauen (48,3 Prozent) mit geringerem Einkommen haben nach eigener Aussage „die Haushaltsfinanzen gut im Griff“, während es beim männlichen Pendant nur ein gutes Drittel (35,0 Prozent) sind. In der nächsthöheren Einkommensklasse (2.200-4.500 Euro) sehen sich immer noch mehr Frauen (54,5 Prozent vs. 51,3 Prozent) in der Rolle, besser mit Geld umgehen zu können als ihre Partner.

Auffällig ist das Selbstbild der Männer. Laut Studie scheinen sie mit zunehmenden Alter die Finanzkompetenz der Frauen anzuerkennen. Denn der Anteil derjenigen, die sich für kompetenter als gleichaltrige Frauen halten, sinkt kontinuierlich. Besonders deutlich zeige sich dies in der Altersgruppe ab 60 Jahren. Nur jeder sechste Mann (15,9 Prozent) sieht sich hier als „der bessere Finanzmanager“. Dagegen ist jede zweite Dame (51 Prozent) in diesem Alter davon überzeugt.

Wie Frauen ihre Rente sehen

Auch machten sich Frauen keine Illusionen über ihre Rente. Sie rechnen mit weniger Einkommen im Alter als Männer. Nur ein Viertel der Frauen (27,2 Prozent) gibt an, mehr als 2.000 Euro netto pro Monat zu brauchen. Bei den Männern sind es fast doppelt so viele (47,9 Prozent). Deutlich mehr Frauen (32,5 Prozent) als Männer (21,2 Prozent) wünschen sich eine Rente in Höhe ihres aktuellen Nettoeinkommens oder sogar darüber.

Bei den Geringverdiennerinnen hofft fast die Hälfte (47,7 Prozent), dass das Altersgeld mindestens genauso hoch ist wie das aktuelle Einkommen. Ob sie die erhoffte Rentenhöhe tatsächlich erreichen, bleibt für viele der Befragten im Dunkeln. Obwohl ihr Blick auf die Rente realistisch ist, hat nur eine von fünf Frauen (18,3 Prozent) eine grobe Vorstellung davon, wieviel im Alter zu erwarten ist. Einen genauen Überblick haben noch weniger. Fast ein Drittel der Frauen geht davon aus, das gewünschte Einkommen im Alter nicht zu erreichen bzw. dazuverdienen zu müssen. Überdies weiß jede sechste Frau (14,4 Prozent) nicht, ob und wie sie das gewünschte Einkommen im Alter erreichen soll.

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Fragt man nach den eigenen Einflussmöglichkeiten auf die Rentenhöhe, so ist die Grundhaltung bei Frauen und Männern durchweg positiv. Nur jeder Zehnte glaubt, dass die Rente überwiegend schicksalsgegeben ist. Rund 90 Prozent der Befragten sehen grundsätzlich, dass sie selbst etwas tun können, um die Höhe ihrer Rente zu beeinflussen.

„Unsere Studie zeigt,“ kommentiert Gundula Dietrich, Geschäftsführerin von Aon, „dass Frauen sehr abgeklärt auf ihre Rente blicken. Sie rechnen mit Versorgungslücken, dabei erkennen sie gleichzeitig, dass sie sich noch besser über ihre finanzielle Situation im Alter informieren müssten. Die Lebensumstände in der Ansparphase prägen primär das Alterseinkommen. Arbeitgeber müssen Frauen dabei mit klaren, individuellen Angeboten unterstützen, um sie in ihren jeweiligen Lebenssituationen abzuholen.“

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