Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) will mit einer Imagekampagne mehr junge Menschen für die Tätigkeit des Versicherungsvermittlers bzw. der -vermittlerin gewinnen. Und das nicht von ungefähr, denn die Branche plagt ein Nachwuchsproblem. „42 Prozent der Versicherungsvermittler in Deutschland sind 55 Jahre oder älter. Spätestens in zehn Jahren werden sie Nachfolger brauchen. Der GDV und seine Mitgliedsunternehmen starten jetzt eine gemeinsame Initiative, um mehr junge Menschen für den Versicherungsvertrieb zu gewinnen“, heißt es in einem Pressetext, mit dem der Verband die Kampagne vorstellt.

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Angestaubtes Image korrigieren

“Werde #Insurancer“ ist die Kampagne betitelt und richtet sich an 16- bis 30jährige, wie der Verband weiter berichtet. Dabei will der Verband auch mit alten Vorurteilen aufräumen. Stark zugespitzt: Noch immer plagt den Vermittlerberuf der Ruf des Klinkenputzers, der langweilige Produkte verkauft, sich durch Versicherungssprech kämpft und mit Incentives bespaßt wird, damit er niedriges Gehalt und hohen Verkaufsdruck erduldet.

“Entgegen dem verstaubten Klischee bietet der Beruf des Versicherungsvermittlers viel von dem, was sich die Altersgruppe explizit wünscht: Schnell Verantwortung zu übernehmen, auch in der Heimtregion Karriere machen zu können, Work-Life-Balance und die Möglichkeit, den eigenen Terminkalender selbst zu bestimmen. Der Beruf bietet eine große Themenbandbreite mit Kunden vor Ort und in der digitalen Beratung“, schreibt der GDV.

Kampagnenseite "Werde Insurancer"

Um junge Menschen zu erreichen, hat der GDV unter www.werde-insurancer.de eine Kampagnenseite geschaltet. Diese kommt in modernen Farben daher: dezente Violett-Töne mit einem Hauch Orange und Magenta. "Get Real. Werde Insurancer", wird die potententielle Nachwuchskraft zur Begrüßung auf der Webseite angesprochen.

Ein bisschen unterliegt die Webseite der Gefahr, modern und hip wirken zu wollen - und damit gerade aus der Zeit gefallen zu sein. "Get real!" ist zum Beispiel eine Phrase, mit der eine Person aufgefordert wird, die wahren Fakten anzuerkennen und nicht in einer Traumwelt zu leben: durchaus auch im Slang gebräuchlich. Und verweist auf "Be real!", eine häufige Forderung in der Hip-Hop-Kultur: im Sinne von ehrlich sein, authentisch sein, sich nicht anzubiedern: das Gegenteil von "Fake". Die junge Zielgruppe sollte das wiedererkennen.

Wer die Startseite öffnet, wird zunächst mit einem Test begrüßt: "Bist du bereit für den Karrierestart?" Die Zielgruppe soll herausfinden, ob die Tätigkeit als "Insurancer" das Richtige für sie ist. Sechs Fragen sind hierfür auf einer Skala zu beantworten: zum Beispiel, ob man in der Region bleiben wolle oder hinaus in die Welt reisen, Familie bevorzuge oder voll auf Karriere setze etc. Hier ist die Frage, ob der Test nicht zunächst die Interessenten abschrecken könnte und sie wegklicken: Die Bereitschaft, einen kurzen Selbsttest auszufüllen, muss zunächst vorhanden sein.

Junge Vermittlerinnen und Vermittler stellen sich vor

Darüber hinaus beantworten junge Vermittlerinnen und Vermittler auf der Webseite in vier Videos Fragen zu ihrer Motivation und ihrem Beruf. Die Antworten sind mit dem eigenen Smartphone aufgenommen und sollen potentiellen Bewerbern ein authentisches Bild von der Tätigkeit geben. Um die Videos zu finden, muss man jedoch zunächst im Menü auf "Deine Vorteile" klicken: Fast ein wenig versteckt wirken die weiterführenden Informationen zum Vermittlerberuf.

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Um die Zielgruppe zu erreichen, werden auf Youtube, Instagram und Snapchat weitere Videos gezeigt. Dabei wolle man mit "dem Bild der vermeintlichen Traumberufe der Generation Z wie Video-Blogger, Gamer, Rapper" arbeiten, woraus sich auch der Slogan "Get real. Werde Insurancer!" ableite, berichtet der GDV. Ob das ohne Klischees und Stereotype mit Blick auf die vermeintliche Zielgruppe funktionieren wird, muss sich noch zeigen: Hier lässt die Ankündigung eher das Gegenteil vermuten. Die Kampagne soll zunächst bis Ende 2020 laufen.

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