Die FDP-Bundestagsfraktion hat am Mittwoch ihr Konzept für eine Reform der Altersvorsorge vorgelegt. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, die gesetzlichen Grundlagen für ein sogenanntes Altersvorsorgekonto zu schaffen, mit dem die Bundesbürger kapitalgedeckt für den Ruhestand vorsorgen sollen. Und schon die Überschrift macht klar, worauf es der Partei bei ihrem Vorschlag ankommt: „Für ein Volk von Eigentümern – Aktienkultur in Deutschland fördern“ (Drucksache 19/17441).

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Es fehlt in Deutschland eine Aktionärskultur

Im Grunde verbirgt sich hinter dem Vorstoß ein heimliches Umerziehungs-Programm: Die FDP will die Deutschen dazu bringen, künftig vor allem in Aktien zu investieren. So ist auch der Ausgangspunkt ihres Antrages, dass die Deutschen entweder gar kein Vermögen bilden - oder ins Sparbuch bzw. in festverzinsliche Wertpapiere investieren. Anlagen, mit denen sich in Zeiten niedriger Zinsen nur eine kleine oder sogar negative Rendite erzielen lässt.

Gleiches gelte für Lebensversicherungen Riester-Renten, „welche aus regulatorischen Gründen stark in festverzinsliche, aber renditeschwache Werte investieren müssen“, heißt es in dem Papier. Die Folge: ein jährlicher Vermögensverlust für viele Deutsche.

Das will die FDP ändern. Und die Deutschen zu einem Volk von Aktionären erziehen. „Die Aktie „ist langfristig die mit Abstand erfolgreichste Anlageklasse. Nach Berechnungen des Deutschen Aktieninstituts ergibt sich bei einem Anlagezeitraum von 20 Jahren eine durchschnittliche DAX-Rendite von 8,8 Prozent im Jahr“, schreibt die FDP. Je länger man in Aktien investiere, desto geringer sei zudem statistisch die Gefahr, Verluste zu erleiden.

Aktien seien aber nicht nur für die Altersvorsorge essenziell. „Sie liefern auch das Kapital, welches die Privatwirtschaft für die notwendigen Investitionen benötigt und machen jeden Anleger zum Anteilseigner am globalen Kapitalstock. Das macht Aktien zum wichtigen Faktor für den Erfolg und die Akzeptanz unserer Volkswirtschaft“, argumentiert die FDP. Trotz dieser Vorzüge würden nur 20 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Aktien und Fonds investieren.

Altersvorsorgekonto für ein Volk von Aktionären

Mit dem sogenannten Altersvorsorge-Konto soll nun den Bürgern ermöglicht werden, vermehrt mit Aktien für das Alter vorzusorgen. „Die Bundesregierung soll die gesetzlichen Grundlagen für ein AltersvorsorgeKonto schaffen, in das die Bürgerinnen und Bürger aus ihrem Brutto-Gehalt (im Rahmen der gesetzlichen Höchstbeträge nach dem Alterseinkünftegesetz) investieren können“, heißt es in dem Papier. Die Besteuerung solle nachgelagert in der Entnahmephase erfolgen - ähnlich, wie es aktuell bei der gesetzlichen Rente der Fall ist.

Einfach auf das Altersvorsorge-Konto zugreifen können die Bürger aber nicht. Erst ab dem 60. Lebensjahr solle erlaubt sein, den Kapitalstock flexibel zu entnehmen. Eine Doppelverbeitragung in der Krankenversicherung solle ausgeschlossen werden.

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“Die Anleger können innerhalb des Altersvorsorge-Kontos bis zu 100 Prozent in Aktien, Mitarbeiteraktien, Fonds, ETFs und Altersvorsorgeprodukten investieren. Innerhalb des Altersvorsorgekontos sind Umschichtungen steuerfrei zulässig“, schreibt die FDP.

Kapitalgewinne sollen von der Steuer befreit werden

Auf mögliche Nachteile ihres Modells geht die FDP nicht ein. Stichwort Langlebigkeitsrisiko: Es ist anzunehmen, dass das Altersvorsorge-Konto nicht an eine Rentenlösung gekoppelt ist, folglich viel Vermögen über Aktien angespart werden müsste, um ein langes Leben abzusichern. Zudem ist das Rentenplus vom Erfolg an den Kapitalmärkten abhängig: mit all seinen Verwerfungen.

Die Erfolgsrechnungen des DAX, von der FDP als Beispiel für die Sicherheit der Anlage in Aktien zitiert, wurden bereits dafür kritisiert, dass sie Anleger in die Irre führen. Der Leitindex bildet die 30 größten und erfolgreichsten Unternehmen ab. Verfällt der Wert eines Unternehmens zu stark, wird es irgendwann einfach ausgetauscht: gegen ein erfolgreicheres. Das verzerre das tatsächliche Risiko, mit einer Aktie eine Bruchlandung zu erleiden. Je wertvoller ein Unternehmen, desto größer sein Indexgewicht.

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Riester-Rente ohne Beitragsgarantie

Auch mit Blick auf die Riester-Rente stellt die FDP Forderungen - und folgt dabei den Vorschlägen der Versicherungswirtschaft. So soll die verpflichtende Beitragsgarantie komplett abgeschafft werden, um den Riester-Verträgen und Riester-Fondsrenten eine höhere Aktienquote zu erlauben. Die Versicherer sind aktuell gesetzlich verpflichtet, die Garantien zum Großteil mit festverzinslichen Papieren abzusichern: in Zeiten niedriger Zinsen sind sie deshalb besonders teuer.

Steuern auf Kapitalgewinne will die FDP nach einer gewissen Haltedauer abschaffen. "Außerhalb des Altersvorsorgekontos können Kursgewinne von Aktien, Aktienfonds und ETFs nach einer Haltedauer von fünf Jahren steuerfrei vereinnahmt werden", fordert die FDP. Ohnehin muss auf Kapitalerträge aktuell weniger Steuer gezahlt werden als zum Beispiel auf Einkommen aus Erwerbstätigkeit. Auf Zinsen, Dividenden und realisierte Kursgewinne wird aktuell eine Abgeltungsteuer von 25 Prozent fällig.

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