Trotz einer solch nachhinkenden Maßgabe hinter dem medizinischen Stand von 2019 – der Barmer Zahnreport übt daran Kritik und fordert ein neues Gutachten – ist die Regelversorgung jedoch besser als ihr Ruf. Das gilt mit Blick auf die Haltbarkeit, denn hierfür wertete der Zahnreport gesondert Daten aus. Wenngleich sich die Studie demnach auf nur eine Eigenschaft der Regelversorgungen konzentriert, ist ein solches Studienergebnis keineswegs zu verachten.

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Regelversorgung: Ihr eilt ein schlechter Ruf voraus

Die Dominanz der gleichartigen Versorgung gegenüber der Regelversorgung könnte sich nämlich auch dadurch erklären, dass Ärztinnen und Ärzte nicht selten von Regelversorgungsleistungen abraten und gern zu Alternativen raten. Gerade eine geringere Haltbarkeit wird hier als Argument mit Vorliebe ins Feld der Überzeugungskunst geführt. Dieses Vorurteil jedoch kann die Studie nicht bestätigen.

Denn für ein Schwerpunktthema des Zahnreports – „Wie gut ist die Regelversorgung“ – wurden Daten der vertragszahnärztlichen Versorgung von 7,25 Millionen Barmer-Versicherten analysiert und auf die Bevölkerung hochgerechnet. Dadurch sollte ergründet werden, ob Regelversorgungen bei Zahnersatz tatsächlich weniger haltbar sind. Zeitraum der Analyse waren sechs Jahre – demnach trifft der Zahnreport Aussagen zur mittelfristigen Haltbarkeit.

Die Daten bildeten vier Befundklassen ab:

  • Einzelzahnrestaurationen,
  • zahnbegrenzte Lücken,
  • reduzierte Restgebisse mit mehr als vier fehlenden Zähnen je Kiefer sowie
  • stark reduzierte Restgebisse und zahnlose Kiefer.

Die Auswertung verglich gezielt alle drei Versorgungsarten: Regelversorgung, gleichartige Versorgung und andersartige Versorgung. Ergebnis der Auswertung: Die Regelversorgung erweist sich als solide.

Denn nennenswerte Vorteile dieses Vergleichs zeigten sich nur für eine Befundklasse, und hier auch nur für die Versorgungsart der andersartigen Versorgung: Hier zeigte sich eine bessere mittelfristige Haltbarkeit bei stark reduzierten Gebissen und zahnlosen Kiefern. Wer demnach großen Schaden erlitten hat, der einen Zahnersatz erfordert, für den könnte sich die Investition mit Blick auf die Haltbarkeit lohnen. Für alle anderen Befundklassen hingegen waren Unterschiede unwesentlich – Regelversorgungen schlossen bei der mittelfristigen Haltbarkeit nicht schlechter ab. Die Studie pointiert für die Regelversorgung: „Wer die höheren Ausgaben für die Alternativen scheut, muss kaum mit einer mittelfristig geringeren Haltbarkeit rechnen.“

Hintergrund:

Der Barmer Zahnreport 2019 ist als Band 15 der Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse soeben erschienen und kann auf der Website der Krankenkasse heruntergeladen werden. Verfügbar sind zudem ausgewählte Ergebnisse und Erklärungen.

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