Versicherungsbote: Einer Ihrer Schwerpunkte ist die Lebens- und Krankenversicherung. Nachdem die Abschlusskosten in Kranken bereits gedeckelt sind, plant dies der Gesetzgeber auch für die Lebensversicherung. Wie positionieren Sie sich zu einem solchen Deckel?

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Sven Burkart: Wir sehen einen solchen Deckel grundsätzlich als Eingriff in unsere Unternehmensfreiheit und somit als Eingriff in unser Grundrecht. Als Fördermitglied des AfW-Verbands teilen wir die Meinung, dass ein Provisionsdeckel im Leben-Bereich sowohl verfassungsrechtlich als auch europarechtlich unzulässig ist, da weder das Bundesministerium für Finanzen noch die BaFin gravierende Missstände aufzeigten, die einen so schwerwiegenden Eingriff in die gesetzlich garantierte Gewerbefreiheit der Versicherungsvermittler und die Privatautonomie der Unternehmen rechtfertigen. Die beabsichtigte Einführung eines gesetzlichen Provisionsdeckels wird als Eingriff in Grundrechte und Europarecht gewertet, der Provisionsdeckel verstößt gegen die Berufsausübungs- und Dienstleistungsfreiheit.

Gerade Maklerpools sollen von einer Deckelung der Provisionen in Leben besonders betroffen sein, so erwarten Vertriebsexperten. Rechnen Sie auch mit Einbußen? Was werden Sie dagegen tun?

Sven Burkart ist Geschäftsführer des Maklerpools WIFO.wifo.comUnabhängig von der rechtlichen Debatte wollen wir durch unsere IT-Investitionen den Maklern ermöglichen, auch im Kollektiv auf ratierliche und somit nachhaltige Einnahmen umzustellen. Daher schauen wir, dass wir für unsere Zielgruppe Gewerbekunden und deren Belegschaft attraktive, betriebliche Versicherungskonzepte anbieten, beispielsweise die betriebliche Krankenversicherung oder auch die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen und mit günstigen Kollektivlösungen. Hierzu haben wir teilweise exklusive Vereinbarungen.

Einer Ihrer Schwerpunkte sind biometrische Risiken. Zuletzt wurden wir wiederholt auch von Maklern auf die aktuellen Trends in der Berufsunfähigkeitsversicherung kritisch angesprochen, etwa die zunehmende Berufsgruppendifferenzierung. Wie sind hier Ihre Erfahrungen? Ist es für Neukunden in den letzten Jahren schwieriger geworden, eine BU abzuschließen?

In Bezug auf die Berufsgruppendifferenzierung haben wir die Erfahrung gemacht, dass es einfacher geworden ist, da alte Berufe wegfallen und gegen neue, spezifischere Berufe ersetzt werden. Dadurch haben wir eine bessere Möglichkeit, den Kunden in die richtige Berufsgruppe einzustufen und ihm somit ein korrektes, auf ihn zugeschnittenes Angebot präsentieren zu können. Unserer Meinung nach wird es eher immer schwieriger aufgrund des Gesundheitszustandes der Kunden eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Jeder zweite Kunde ist mittlerweile gesundheitlich angeschlagen, gerade in Sachen Psyche haben immer mehr Menschen Probleme.

Viele Versicherungsmakler stehen kurz vor dem Ruhestand. Zugleich hat die Vermittlerbranche ein Nachwuchsproblem, der Altersschnitt liegt bei rund 50 Jahren. Was kann die Branche tun, um Nachwuchs für den Job zu begeistern? Und was tun Sie als Pool konkret?

Wir unterstützen als Pool den Jungmakler Award und auch neue, innovative Konzepte rund um das Thema Versicherungen, wie den Versicherungsgeflüster-Podcast von Maklerpartner Patrick Hamacher und Bastian Kunkel, um den Berufsstand des Versicherungsmaklers als Ausbildungsberuf wieder attraktiver und zeitgemäßer zu vermitteln. Des Weiteren unterstützen wir den AfW-Verband bei der Initiative „Pools für Makler“. Hier bringen wir uns für eine gemeinsamen Marketingkampagne zur Bewerbung des Berufsstands Versicherungsmakler mit ein.

Unterstützen Sie Versicherungsmakler, die in den Ruhestand wechseln wollen, bei der Bestandsübernahme? Wenn ja, wie?

Ja, hier unterstützen wir auch. Bisher haben wir Bestände auf Anfrage vermittelt und geeignete Kontakte hergestellt. Strategisch gesehen ist dies ein sehr wichtiges Geschäftsfeld, welches wir zukünftig weiter ausbauen wollen.

Sollte man in den heutigen Zeiten überhaupt noch den Beruf des Maklers und/oder Finanzanlageberaters ergreifen? Hoher Umsatzdruck, das schlechte Image der Branche und der Vertriebsabbau durch Digitalisierung sprechen dagegen. Was spricht aus Ihrer Sicht dafür?

Wir sehen den sozialpolitischen Anspruch. Durch das Thema Digitalisierung, aber auch durch das Thema Regulierung bezüglich der verpflichtenden Weiterbildung, sehen wir für den gut ausgebildeten und organisierten Makler die Chance auf positive Zukunftsaussichten. Vorausgesetzt man schafft es als Makler, den bereits eingeleiteten Paradigmenwechsel mit dem richtigen Partner und den eigenen Stärken erfolgreich zu meistern. Wenn gleich man die Risiken natürlich auch dann nicht ausblenden darf, aber diese werden auf mehrere Schultern verteilt und müssen nicht alleine getragen werden.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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