Ein Gastbeitrag von Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur beim Verbraucherportal Finanztip

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Das hat auch die Versicherungswirtschaft erkannt, die seit Jahrzehnten Versicherungspolicen verkauft, die das finanzielle Risiko einer Zahnbehandlung im Rahmen halten sollen. Policen gibt es für unter 10 Euro monatlich, aber auch für über 50 Euro. Also teurer als eine KFZ-Versicherung.

Hauptanlass für den Boom der Zahnzusatzversicherungen waren in der Vergangenheit Kürzungen bei den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Dort werden Zahnarztleistungen heute nach wie vor bezahlt, die Leistungen für Zahnersatz von der Füllung bis zum Implantat bleiben aber regelmäßig weit hinter dem zurück, was der Zahnarzt berechnet.

Erste Frage aus Verbrauchersicht: Ist es sinnvoll, eine solche Versicherung abzuschließen? Bei der Antwort auf die Frage hilft die Orientierung an einer goldenen Regel. Du solltest Risiken dann versichern, wenn Du es finanziell nicht verkraften könntest, wenn sie eintreten.

Mit anderen Worten: Kunden mit einem gut gefüllten Tagesgeldkonto und 30.000 Euro Festgeld auf der Bank brauchen wirklich keine Zahnzusatzversicherung. Sie könnten auch eine hohe Rechnung des Zahnarztes selbst bezahlen. Und wirtschaftlich gesehen ist es bei einem durchschnittlichen Risiko preiswerter, es selbst zu zahlen. Man spart die Kosten für den Versicherungsapparat und kann das Geld anderweitig ausgeben, falls doch kein teurer Zahnersatz nötig ist.

Die Ausnahme: Ist das Risiko überdurchschnittlich, könnte die Zahnzusatzversicherung zum Schnäppchen werden. Allerdings nur, wenn der Versicherer nichts vom hohen Risiko weiß und auch der Zahnarzt noch nicht gesagt hat, dass bestimmte Behandlungen erforderlich sind. Viel Wenn und Aber also.

Zweite Frage aus Verbrauchersicht: Was ist, wenn ich eine mögliche 5.000 Euro Rechnung des Zahnarztes nicht bezahlen kann oder nicht bezahlen will. Wenn ich zudem auch keinen entsprechenden Kredit aufnehmen möchte. Dann lohnt der Blick auf die Angebote der Zahnzusatzversicherer. Im Prinzip können Kunden mit den Policen sehr ordentlichen Versicherungsschutz erwerben. Die Kosten sind aber nicht unerheblich: Wenn man einen ordentliche Preisvergleich bei guten Angeboten macht, kann ein Mitvierziger für 20 bis 30 Euro im Monat einen guten Tarif abschließen. Billig ist das nicht, schließlich kostet die viel wichtigere Haftpflicht, die auch viel größere Risiken abdeckt, nur etwa 60 Euro im Jahr.

Finanztip hat unter Qualitäts- und Preisgesichtspunkten fünf Policen unter einigen hundert auf dem Markt angebotenen ermittelt, die wir empfehlen würden.

Drei wichtige Einschränkungen sollten Kunden vor dem Abschluss einer solchen Police auf dem Schirm haben.

1) Zahnzusatzversicherungen zahlen normalerweise nicht für Schäden, die bei Abschluss der Versicherung schon da waren oder deren Behebung der Zahnarzt schon angemahnt hatte.

2) Zahnzusatzversicherungen zahlen in den ersten Jahren häufig nur einen eingeschränkten Betrag, sodass die Kosten für ein Implantat und eine große Brücke in den ersten Jahren nicht abgedeckt wären.

3) Zahnzusatzversicherungen, die auch die professionelle Zahnreinigung einschließen, verlassen eigentlich das Versicherungskonzept. Der Schaden kommt nicht unerwartet und verteilt sich nicht willkürlich im Versichertenkollektiv. Eigentlich organsiert der Versicherer nur eine weitere Dienstleistung. Dementsprechend kostet ein solcher Einschluss etwa 120 Euro mehr im Jahr, also einen Zehner im Monat.

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Neben dem gut gefüllten Konto und der Versicherungslösung gibt es für viele Zahnpatienten eine dritte Option. Die Behandlung im Ausland. Zahnärzte in Polen, Tschechien und Ungarn, aber auch auf spanischen Urlaubsinseln haben sich auf die preiswertere Behandlung deutscher Patienten spezialisiert. Nachdem ein Zahnarzt in Deutschland einen klassischen Heil- und Kostenplan erstellt hat, können Patienten die Zuzahlungen der gesetzlichen Krankenkasse auch für eine Behandlung im Ausland einsetzen. So lässt sich der Eigenanteil oft deutlich reduzieren. Manche Krankenkassen rechnen auch direkt mit ausländischen Zahnkliniken ab. Die Nachbarländer berichten von einigen hunderttausend Gesundheitstouristen (Quelle).