Seit Juni 2017 ist der Krankenversicherer Ottonova in den Startlöchern - ausgestattet mit 40 Millionen Euro Startkapital und großen Plänen. „Wir wollen ein richtiger privater Krankenversicherer sein, nur anders, schneller und besser.“, sagte Ottonova-Gründer Roman Rittweger damals. Vorbild für Ottonova ist der US-Versicherer Oscar, der ebenfalls hauptsächlich online Kranken-Policen per App vermittelt.

Anzeige

Ottonova sucht Partnerschaften

Beim Verkauf sollte eigentlich auf Vermittler verzichtet werden. Denn das koste nur unnötig Geld. Doch nur über eine App Policen zu verkaufen, ist offenbar schwerer als gedacht. Deshalb suchte das junge Unternehmen passende Kooperations-Partner in der Branche. Bereits im Oktober 2017 wurde die Partnerschaft eingetütet. Seither arbeitet der Krankenversicherer mit dem Dienstleister KV Werk zusammen. Der Kölner Dienstleister solle für Ottonova bundesweit Tippgeber finden und die komplette Abwicklung des Geschäfts übernehmen. Makler sollen im Gegenzug für die Empfehlung eine Vergütung erhalten.

Inzwischen hat sich der Versicherer aus München mit weiteren Partnern verbündet, die Policen aus dem Haus Ottonova an den Mann oder die Frau bringen sollen. So zählen die Online-Plattformen von Bonitätsprüfer Bonify sowie den Insurtechs Fairr.de und Friendsurance zu den Kanälen, auf denen die Angebote offeriert werden.

Digitaler Krankenversicherer macht Verlust

Ursprünglich wollte der digitale Krankenversicherer in drei Jahren 12.000 vollversicherte Kunden gewinnen. Doch das Ziel scheint aktuell in weite Ferne zu geraten. Denn nach knapp einem halben Jahr am Markt soll Ottonova lediglich über eine dreistellige Kundenanzahl verfügt haben. Das berichtete das Online-Portal "Deutsche Start-Ups" Anfang Juli 2018. Demnach kursierten Zahlen zwischen 120 und 200 zahlenden Kunden.

Anzeige

Wie hoch die aktuelle Kundenanzahl ist, bleibt weiter unklar. Dafür belegt der Bericht zur Solvabilität und Finanzlage für das Jahr 2017 (SFCR 2017) keine so guten Zahlen. Das berichtet das Online-Portal "kvoptimal.de". Demnach habe der Versicherer bis zum 31. Dezember 2017 lediglich Bruttobeitrags-Einnahmen in Höhe von 31.000 Euro eingespielt. Gleichzeitig habe das versicherungstechnische Ergebnis bei einem Minus von 728.000 Euro gelegen. Dies sei "für eine neugegründete Krankenversicherung aber ganz normal, da diese sich im Aufbau befindet", heißt es im SFCR-Bericht. Überdies habe Ottonova 250.000 Euro für Abschluss-Kosten sowie 143.000 Euro für Verwaltungs-Kosten verbraucht. Aufwendungen für Versicherungsfälle hätten das Unternehmen 302.000 Euro gekostet. Diese im Vergleich zu den eingenommenen Beiträgen recht hohe Zahl, könnte dafür sprechen, dass viele Versicherte in den ersten Monaten mit vergünstigten oder sogar kostenfreien Policen geködert wurden.

Anzeige