Im vergangenen Jahr haben die Lebensversicherer 7 Milliarden Euro für Vertriebskosten bezahlt, das meiste davon für Provisionen. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung am Donnerstag und beruft sich auf die Broschüre „Die Lebensversicherung in Zahlen 2017“ des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Insgesamt etwas mehr als acht Prozent aller Prämienzahlungen in Höhe von 86,6 Milliarden Euro zwackt die Versicherungsbranche für den Vertrieb ab.

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Versicherer passen Rentenfaktor an – zum Nachteil der Kunden

Damit könnte die Debatte wieder Fahrt aufnehmen, ob die Provisionen gedeckelt werden sollen. Unter anderem hatte die „Stiftung Warentest“ im Januar einen Provisionsdeckel gefordert (der Versicherungsbote berichtete).

Zwar sind die Vertriebskosten seit Jahren recht stabil. Aber viele Versicherer passen bei Fonds-Policen im Niedrigzinsumfeld ihren Rentenfaktor an und korrigieren die privaten Renten nach unten, was bei den Verbrauchertestern für Unmut sorgt. Mit dem Rentenfaktor wird das gebildete Kapital der Versicherung bei Rentenbeginn in eine lebenslange Rente umgerechnet. Üblicherweise gibt er an, wie hoch die vom Versicherer gezahlte monatliche Rente je 10.000 Euro ist.

Mit anderen Worten: Die Kunden erhalten deutlich weniger an Rente, als ihnen ursprünglich versprochen worden war. Als Beispiel nennt die Süddeutsche einen Versicherten, der die Renten-Police „InvestGarantie“ der Allianz abgeschlossen hat. Bis Ende 2016 konnte der Versicherte noch auf 440 Euro Monatsrente pro 100.000 Euro angespartem Kapital hoffen – nun sind es nur noch 380 Euro, wie die Allianz in einem Schreiben mitteilt.

Provisionsdeckelung nach Bundestagswahl?

Der Gesetzgeber hat vor zwei Jahren das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) auch deshalb gestartet, damit die Provisionskosten sinken. Diese werden allein aus den Beiträgen der Kunden bezahlt. Laut Süddeutscher Zeitung haben einige Finanzpolitiker der CDU, CSU und SPD schon ihre Bereitschaft signalisiert, nach der Bundestagswahl eine Deckelung der Provisionen zu diskutieren.

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Immerhin: Es gibt auch kleine Erfolge. Laut einer BaFin-Erhebung ist seit 2014 die Belastung für den Vertragsabschluss um 0,4 Prozentpunkte gesunken. Und gerade die Allianz Leben, die im Süddeutsche-Artikel als Beispiel herhalten muss, liegt mit ihren Abschlusskosten leicht unter dem Marktschnitt. Der mit Abstand größte Lebensversicherer in Deutschland verwendet 6,9 Prozent der eingenommenen 16,5 Milliarden Euro Beiträge für Provisionen und Vertrieb.

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