Eine große Mehrheit der Deutschen fürchtet, dass die Altersarmut in den kommenden zehn Jahren zunehmen wird. Das zeigt eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des Lions Club. Demnach stimmen 50 Prozent der Befragten der Aussage „voll und ganz“ zu, dass die Altersarmut weiter ansteige. Weitere 35 Prozent sagten, sie würden „eher“ zustimmen.

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Auch sinkende Bildungschancen für Kinder aus sozial schwachen Familien halten viele Umfrageteilnehmer für wahrscheinlich. Vier von fünf Deutschen (81 Prozent) teilen die Sorge, Kinder aus sozial schwachen Familien könnten im Bildungssystem benachteiligt werden. Fast die Hälfte (46 Prozent) glaubt, dass diese Kinder in zehn Jahren schlechtere Chancen haben werden als Kinder aus bessergestelltem Hause. Das Forsa-Institut hatte vom 28. März bis zum 4. April 1001 Bürger ab 18 Jahren befragt.

Armutsbericht der Bundesregierung: „Altersgruppe Ü65 etwas weniger armutsgefährdet“

Zu einer anderen Einschätzung bezüglich der Altersarmut kommt der aktuelle Armuts- und Reichstumsbericht der Bundesregierung, präsentiert letzten Mittwoch von Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) in Berlin. Darin wird vorgerechnet, dass aktuell nur rund drei Prozent der Senioren als Grundsicherungs-Empfänger betroffen seien.

Wortwörtlich heißt es in dem Dokument: "Die Altersgruppe der über 65-Jährigen ist durchschnittlich etwas seltener armutsgefährdet als die Gesamtbevölkerung. Vielmehr stellt sich die materielle Versorgung der heute Über-65-Jährigen sogar insgesamt sehr günstig dar." Über diese Formulierung war ein Streit im Kabinett von Nahles entbrannt. Sozialexperten kritisierten, der Armutsbericht würde versteckte Armut nicht berücksichtigen: Wenn Senioren etwa den Gang aufs Sozialamt scheuen, weil sie ihre Rechte nicht kennen oder Scham empfinden (der Versicherungsbote berichtete).

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Laut Statistischem Bundesamt bezogen im Dezember 2016 1.026.000 Personen Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem Zwölften Buch Sozialgesetzbuch (SGB XII). Die Regelaltersgrenze für den Renteneintritt hatten davon genau 525.595 Personen erreicht. Weitere 500.308 Personen bezogen Leistungen aufgrund Erwerbsminderung und waren zwischen 18 und 65 Jahren alt.

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