Nach Verlusten von umgerechnet etwa 27 Millionen Euro bei 100 Millionen Euro Prämienaufkommen, die Gable Insurance im Juli für das abgelaufene Geschäftsjahr 2015 berichtete, hat nun die Finanzmarktaufsicht in Liechtenstein (FMA) dem Versicherer das Neugeschäft mit Schreiben datiert vom 7. September untersagt. Außerdem verbietet die FMA dem Versicherer „die Übertragung von Vermögenswerten an mit ihr verbundene juristische und natürliche Personen“. Dies schreibt die FMA am 15. September auf ihrer Internetseite in einer „Information betreffend Gable Insurance AG“. Der Versicherer kann gegen diese Beschwerde Widerspruch einlegen.

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Mit anderen Worten: Die FMA hat den Laden sozusagen erst einmal zugemacht. Bei Gable Insurance ist es auch für den fachlich versierten Beobachter schwierig, die Zusammenhänge zu durchblicken. Sitz dieses Sachversicherers ist Vaduz in Liechtenstein, das Tätigkeitsgebiet umfasst elf europäische Länder. Auch aus Deutschland wird dem Unternehmen Geschäft zugetragen, etwa über den Assekuradeur Direkt Assekuranz in Düsseldorf. Notiert wird Gable Insurance an der Londoner Börse Stock Exchange. Aus dem Vereinigten Königreich kommt auch die Finanzberichterstattung zu Gable. Ein Kredit-Rating liegt für das Unternehmen nicht vor. Jedenfalls ließ sich dies nicht recherchieren.

Auch rund 20.000 deutsche Kunden bei Gable versichert

Von den britischen Inseln aus berichteten die Finanzportale „Insurance Business“ und „Insurance Age“ in den vergangenen zwei Wochen, dass Gable seine Aktien von der Londoner Börse (LSE) zurückziehen wolle, ein so genanntes Delisting. Derzeit ist Gable an der LSE am „Alternative Investment Market“ (AIM) gelistet. Ferner wurde kürzlich das Management von Gable ausgetauscht. Das geht aus Pflichtmitteilungen der LSE hervor. Auch deutsche Kunden sind mit Sachpolicen bei Gable versichert. Größter Vermittler dürfte die Direkt Assekuranz sein.

Der Düsseldorfer Asskuradeur trägt erheblich zum Prämienaufkommen von Gable Insurance bei. Rechnete man modellhaft mit einer Durchschnittsprämie je Sachpolice des Gable-Bestands von beispielsweise 200 Euro pro Jahr und Vertrag, dann dürften bei angenommenen 4,1 Millionen Prämie (siehe unten zu der Stellungnahme von Direkt Assekuranz) mehr als 20.000 Verträge oder Kunden betroffen sein, deren Geld an einen Versicherer fließt, dessen Neugeschäft von der Finanzaufsicht gestoppt wurde.

Zu Fragen des Versicherungsboten antwortete Daniel Wirtz, Geschäftsführer der Direkt-Assekuranz, Düsseldorf wie folgt:

1. Sind Ansprüche Ihrer Versicherten gefährdet?

Nein, definitiv sind auch nach Rücksprache mit Gable Insurance keine aktuellen und zukünftigen Ansprüche der Versicherten gefährdet. Auch wir können auf Grund der vergangenen Jahre und vor allem Monate der Zusammenarbeit auch in Leistungs- / Schadenfällen keine Gefährdung feststellen.

a. Wie viele Kunden haben Sie über Gable versichert? In welchen Sparten?

Wir haben eine nennenswerte Anzahl von Kunden in den Sparten: Wohngebäude, Hausrat, Glas, Haftpflicht und gewerbliches Sach- und Haftpflichtgeschäft versichert.

2. Was wird Direkt Assekuranz zum Jahresende hin tun (geplanter Wechsel Risikoträger?

Wie schon erwähnt haben wir bereits seit einigen Monaten weitere Risikoträger zur Absicherung unserer Produkte in Planung. Dies wird nun kurzfristig umgesetzt, so dass wir sehr zuversichtlich, sind innerhalb der nächsten Tage hierzu weitere Informationen bekannt geben zu können.

Es handelt sich um ein Lloyds Konsortium mit mehreren Lloyds Versicherern, welches zu 100% hinter den Produkten stehen wird.

3. Wie hoch ist Ihr Prämienaufkommen für Gable in diesem Jahr?

Das Jahres-Netto-Prämienaufkommen liegt bei derzeit ca. 4,1 Mio. EUR.

4. Können Sie den Wortlaut (bezüglich Gable, siehe unten) als Aussage für die Direkt Assekuranz Service GmbH bestätigen?

Gerne können Sie zusätzlich zu meinen obigen Ausführungen aus dem Text zitieren.

5. Haben Sie inhaltlich (zu Ihrem Text betreffend Gable) etwas zu ergänzen? (auf 27 Mio. Euro Verlust, für den Quellen vorliegen, nimmt der Text keinen Bezug).

Auf Rückfrage wurde uns von dem Unternehmen erklärt, dass genügend Kapital zur Befriedigung der Ansprüche zur Verfügung steht. Laut Aussage des Unternehmens bestehen keine finanziellen Schwierigkeiten.

Soweit Daniel Wirtz. Hier der Text der Stellungnahme von Direkt Assekuranz im Wortlaut, den der Versicherungsbote mit Zustimmung von Daniel Wirtz, Geschäftsführer von Direkt Assekuranz, zitieren darf. Sachdienliche Hinweise gegenständlicher Art, die auf die inhaltlichen Motive der Liechtensteinischen Aufsicht FMA reflektierten, liefern die folgenden Aussagen gleichwohl nicht.

Direkt Assekuranz, Düsseldorf, schreibt zu der Entscheidung der FMA Liechtenstein:

"1. Wir als direkt Assekuranz Service GmbH, haben ebenfalls die ersten Informationen Donnerstag am späten Nachmittag erhalten. Seit diesem Zeitpunkt stehen wir auch in ständigem und intensiven Kontakt mit dem Vorstand von Gable Insurance London.

2. Nach telefonischer Erstinformation folgte heute Vormittag die schriftliche Mitteilung seitens des Vorstandes von Gable Insurance, dass das Statement der FMA Liechtenstein falsch und nicht korrekt ist! Parallel sind gerade die Anwälte von Gable Insurance dabei das Statement der FMA auch gegenüber der BAFIN entfernen zu lassen!

3. Wir haben mit Nachdruck bei Gable Insurance weitere Informationen über Resultate der Anwälte angefordert. Wir erwarten diese kurzfristig. Sobald uns dies zur Verfügung steht, werden wir Sie kurzfristig und unaufgefordert informieren.

4. Definitiv betrifft die Situation auch keine laufende Verträge. Die vertragliche Erfüllungspflicht ist in jedem Fall vorhanden und sichergestellt.

5. Wir haben in der Vergangenheit zu keiner Zeit unnötig lange auf Transaktionen von Schadengeldern seitens Gable Insurance warten müssen. Gerade in den letzten Monaten wurde auf Bitten von uns sogar die Zusammenarbeit im Bereich Schaden positiver intensiviert und Zahlungen kurzfristiger getätigt. Es war und ist dadurch zu erkennen, dass es keinerlei negativen Einflüsse seitens Gable Insurance diesbezüglich gibt.

6. Parallel hatten wir je bereits vor einigen Wochen darüber gesprochen, dass wir für unsere Produkte (Privatkunden und Gewerbekunden) zusätzlich als weiter unterstützende Risikoträgerschaft ein Konsortium von Lloyds Versicherern mit A+ Rating anstreben. Dies wurde bereits vor einiger Zeit veranlasst. Wir können Ihnen heute mitteilen, dass die Lloyds Versicherer in den nächsten Tagen zusätzlich zur Verfügung stehen werden. Die sogenannte Binding Authority wird mit allen unseren Produkten 1 zu 1 umgesetzt, so dass sämtliche Bedingungswerke unverändert gleich gut bleiben.

Uns ist bewusst, dass die aktuelle Situation nicht 100%-tig befriedigend ist und wir werden alles daran setzten Ihnen zeitnah und kurzfristig auch im Sinne unserer beider Geschäftspartner jegliche neuen Informationen zukommen zu lassen.

Bitte seien Sie versichert, dass wir uns im Vorfeld stets regelmäßig intensiv um weitere und sichere Risikoträger für unsere Produkte bemühen. Das Lloyds Konsortium ist hier eine der starken Lösungen. Uns ist immer an langfristigen Partnerschaften in allen Belangen gelegen.

Gerne stehe ich für Rückfragen zur Verfügung.

Mit freundlichem Gruß

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Daniel Wirtz Geschäftsführer"

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