Steigende Beiträge in der Krankenversicherung sind nicht nur in Deutschland ein Problem, sondern auch in der Schweiz. Doch jene Versicherungsanfrage, die auf der diesjährigen Hauptversammlung der Pferdeversicherungs-Genossenschaft Wigoltingen verlesen wurde, dürfte wohl einmalig sein. Ein Mann fragte 2012 an, ob er sich als Pferd krankenversichern lassen könne, weil dies billiger sei als eine „echte“ Krankenversicherung. Der Brief wird in einem Artikel der Thurgauer Zeitung zitiert.

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„Gewisse Ähnlichkeit mit einem Pferd“

Wie Geschäftsführerin Sandra Seiler berichtete, beschwerte sich der Mann über seine steigenden Krankenversicherungs-Kosten. Die Beiträge seien leider schon wieder um ein paar Franken gestiegen, schrieb ein „Stallbewohner G. Chummer“ aus Steffisburg. Und langsam, aber sicher werde ihm das zu blöd. „Nun habe ich auf Ihrer Webseite gelesen, dass Sie Pferde aller Gattungen gegen Unfälle und Tod versichern. Aus diesem Grund möchte ich Sie jetzt fragen, ob es wohl möglich wäre, dass ich mich bei Ihnen versichern lasse?“

Für seinen Wunsch hatte der Antragsteller überzeugende Argumente. Ihm sei schon klar, dass er „streng zoologisch gesehen“ kein Ross sei. Aber „ich kann laut und authentisch wiehern, und auch rein optisch ist eine gewisse Ähnlichkeit nicht zu leugnen. In Erwartung Ihrer fachkundigen Antwort. Es grüßt sie zweimal laut wiehernd: Gottfried Chummer, Brucheggweg 18, Steffisburg“.

Weil die Geschäftsführerin aus dem Schweizer 2.000-Seelen-Dorf jedes Anschreiben ernst nimmt, antwortete sie auch auf diese merkwürdige Anfrage: freilich mit Humor. Damals dachte sie, es handle sich um ein Schulprojekt, das herausfinden wollte, ob derartige Schreiben überhaupt beantwortet werden, erklärte Seiler. Und so schrieb sie: „Grundsätzlich nehmen wir tatsächlich Pferde aller Gattungen in unserer Versicherung auf. Sie benötigen dazu ein Gesundheitszeugnis eines anerkannten Tierarztes.“ Um „Täuschungen zu vermeiden“, forderte sie den potentiellen Neukunden auf, auf allen Vieren vorzutraben.

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Anfrage für Buchprojekt

Tatsächlich stellte sich jetzt -2015- heraus, dass der Versicherung ein Bär aufgebunden werden sollte – oder besser gesagt ein Pferd. Als Verfasser der Anfrage gab sich ein Autor mit Namen Flavio Carrera zu erkennen. Der studierte Meeresbiologe verfolgt ein Projekt, für das er allerlei Menschen unter Pseudonym mit kuriosen und seltsamen Briefen anschreibt. Die amüsantesten Briefwechsel will er dann in einem Buch veröffentlichen. Eine Pferdeversicherung sei nicht sein oberstes Ziel gewesen, erklärte der Autor gegenüber der Thurgauer Zeitung. Und so werden Krankenversicherte weiterhin auf die Antwort warten müssen, ob sie als Pferd Beiträge einsparen könnten.

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