Vormals war Robert „Bob“ Benmosche Chef des mit AIG konkurrierenden US-Versicherers Met-Life und im Jahr 2009, zum Höhepunkt der Krisenpleiten, bereits im wohlverdienten Ruhestand. Gut ein dreiviertel Jahr nach der Lehman-Pleite im September 2008 stand AIG vor dem Ruin. Der Versicherer, früher die Nummer eins der Welt, hatte sich mit Immobiliengeschäften und Kreditversicherungen verspekuliert. Im Jahr 2009 war AIG praktisch notverstaatlicht. Die Obama-Regierung hatte knapp 80 Prozent der Aktien übernommen und zugleich 182 Milliarden US-Dollar (163 Milliarden Euro) in den Versicherer gepumpt. Ein einsamer Rekordwert!

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Ein zweiter Fall Lehman sollte verhindert werden; AIG war „too big to fail“ - zu groß, um pleite gehen zu dürfen. Bob Benmosche wurde 2009 zum AIG-Chef und sanierte das Unternehmen, indem er rund eine Billion Dollar an bilanzielle Vermögenswerte halbierte: Im wesentlichen durch den Verkauf von Beteiligungen wie der am AIG-Autoversicherer. Inzwischen hat der Konzern den 182-Milliarden-Kredit an den US-Staat zurückgeführt und macht wieder Gewinn. Im Gegenzug hat die Obama-Regierung ihre Beteiligungen wieder verkauft und AIG somit wieder reprivatisiert.

Neuer AIG-Chef ist Peter D. Hancock

Kurz nach seinen Dienstantritt wurde bei Benmosche im Jahr 2010 Lungenkrebs diagnostiziert. Vor sechs Monaten kündigte Benmosche in einem Fernseh-Interview, er habe nur noch etwa ein Jahr zu leben, weil die Krankheit sich verschlechtert habe. Kurz darauf übergab er die Führung des Konzern am 1. September vorzeitig an Peter D. Hancock, der die Geschäfte seitdem führt. Insgesamt stand Benmosche fünf Jahre an der Spitze von AIG.

In der Zeit der Finanzkrise und Folgeentwicklungen wurde AIG als das „meistgehasste Unternehmen“ („New York Times“) oder vom Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in einer Titelgeschichte 2009 gar als „die gefährlichste Firma der Welt bezeichnet“. Dies vor allem, weil vor fünf Jahren das Schicksal von AIG sehr unsicher war. Zwischenzeitlich benannte sich das Unternehmen sogar um und fimierte übergangsweise als „Chartis.

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Am Wochenende würdigten viele amerikanische Zeitungen die Lebens- und Managementleistung Benmosches. „Er sprach sehr offen über alles", erinnert sich Helene Kaplan, ehemalige Direktorin bei MetLife am vergangenen Freitag in der „New York Times“ an den Verstorbenen; "er sagt immer, was er auf dem Herzen hatte, unabhängig von den Auswirkungen".

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