Wer heute einen Blick in Deutschlands Zeitungen wirft, wird eine seltsame Diskrepanz feststellen. Während einige Zeitungen schreiben, dass sich die deutschen Rentner 2015 auf eine Rentenerhöhung „freuen können“, macht die BILD-Zeitung mit der Schlagzeile auf, es drohe erneut eine „Schrumpfrente“. Wieso dieser Widerspruch?

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Rentenerhöhung von 1 bis 2 Prozent

Fakt ist: Deutschlands Rentner werden im kommenden Jahr etwas mehr Geld erhalten. Die Deutsche Rentenversicherung geht von einer Rentensteigerung von einem bis zwei Prozent aus. Dabei werde der Aufschlag im Osten etwas stärker ausfallen als im Westen, sagt Axel Reimann, Präsident der DRV. Die genauen Daten zur Berechnung stehen erst im Frühjahr 2015 zur Verfügung.

Das Problem: Eigentlich hätte die Rentenerhöhung viel deutlicher ausfallen können, hängt sie doch wesentlich von der Entwicklung der Löhne ab. Rentenexperten waren für 2015 von einer Anhebung um bis zu vier Prozent ausgegangen. Umso größer ist nun die Enttäuschung, womit sich auch die drastische Bild-Schlagzeile erklärt.

Niedriglöhner in Statistik eingerechnet

Dass der Rentenaufschlag nun geringer ausfällt, hat vor allem zwei Gründe. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat die Bundesagentur für Arbeit aufgrund einer EU-Vorgabe rund 400.000 Arbeitnehmer mit Niedriglohn in die Beschäftigtenstatistik einrechnen müssen. Dies drückt das für die Rentenanpassung relevante Gehaltsniveau und mindert die Erhöhung um 1,1 Prozentpunkte.

Zudem zahlen die Rentner indirekt für das Rentenpaket mit, weil die Bundesregierung den Beitragssatz 2014 nicht reduziert hat, um Mütterrente und Co. finanzieren zu können. Dies drückt die Rentenerhöhung um weitere 0,8 Prozentpunkte, wie die SZ vorrechnet. Wären die Beiträge gefallen, hätte sich das positiv auf die Rentenerhöhung ausgewirkt.

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Es ist paradox: im Kampf gegen Altersarmut beschließt die Bundesregierung Reformen, die dazu führen, dass die Renten insgesamt weniger ansteigen. Immerhin werden die Ruheständler mit ihrem Rentenplus die Inflationsrate ausgleichen können. Für das Jahr 2015 erwartet der Sachverständigenrat für Wirtschaft eine Geldentwertung von 0,8 Prozent - auch real steigen also vermutlich die Altersbezüge.

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