Es ist kein Klischee, dass Künstler das intellektuelle Prekariat Deutschlands bilden. Ganze 18.553 Euro betrug das jährliche Durchschnittseinkommen der rund 180.000 Autoren, bildenden Künstler und Musiker, die zum 01.01.2014 in der Künstlersozialkasse organisiert waren.

Anzeige

Bruttowertschöpfung der Künstler fast so hoch wie in Automobilbranche

Dabei bilden die Kreativen eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft. Die Bruttowertschöpfung der Kreativbranche wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technik auf 63 Milliarden Euro geschätzt – nur knapp müssen sich die Künstler damit der Automobilbranche geschlagen geben (64 Milliarden Euro).

Weil aber viele Kreative noch immer eine prekäre Existenz mit niedrigem Einkommen führen, gibt es die Künstlersozialkasse. Sie ermöglicht Künstlern und Publizisten Zugang zur gesetzlichen Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung, so dass die Versicherten nur die Arbeitnehmerbeiträge entrichten müssen.

Für die Hälfte des Künstlersozialkasse-Budgets kommen die Mitglieder mit ihren Beiträgen auf, 20 Prozent schießt der Steuerzahler zu, weitere 30 Prozent übernehmen die Unternehmen, welche künstlerische Tätigkeiten in Auftrag geben. In keinem anderen Land Europas existiert ein ähnliches Modell.

Abgabesatz der Künstlersozialkasse bleibt 2015 konstant

Wie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) am Montag mitteilte, werden die Auftraggeber künstlerischer Arbeiten 2015 keine höheren Sozialabgaben zahlen müssen. Der Abgabesatz wird wie in diesem Jahr bei 5,2 Prozent bleiben. Dies gehe aus dem Entwurf der Künstlersozialabgabe-Verordnung 2015 hervor, heißt es auf der Webseite des Bundesministeriums. Den Verbänden und Ländern wird aber noch die Gelegenheit zur Stellungnahme eingeräumt.

Die Höhe der Künstlersozialabgabe wird jedes Jahr auf Basis von Schätzungen festgelegt, wie hoch der Bedarf im Folgejahr sein wird. Neben dem Bundesarbeitsministerium ist auch das Bundesministerium für Finanzen für die Festlegung der Künstlersozialabgabe zuständig.

„Durch das im Juli 2014 verabschiedete Gesetz zur Stabilisierung des Künstlersozialabgabesatzes wird ein weiterer Anstieg des Abgabesatzes verhindert“, teilte das Haus von Andrea Nahles mit. Mit Hilfe von intensiveren Prüfungen bei Unternehmen will die Bundesarbeitsministerin zukünftig mehr Geld ins System spülen, um deutliche Sprünge bei der Abgabe zu verhindern. Denn viele Firmen zahlen nicht für die Künstlersozialkasse, obwohl sie als Auftraggeber kreativer Arbeiten eigentlich dazu verpflichtet wären. In den Jahren zwischen 2010 und 2012 lag der Abgabesatz noch bei 3,9 Prozent.

Anzeige

Zum Stichtag 01. Januar 2014 waren 179.130 Versicherte in der Künstlersozialkasse organisiert. Die meisten Mitglieder waren Bildende Künstler (35 Prozent), je 25 Prozent der Versicherten arbeiteten als Musiker bzw. Journalisten und Autoren. Gut ein Achtel der Versicherten ließen sich zudem dem Bereich „Darstellende Kunst“ zuordnen – diese Künstler verdienen sich ihr Geld als Tänzer, Schauspieler oder Konzeptkünstler.

Anzeige