Die Sozialbeiträge in Deutschland könnten in den nächsten sechs Jahren um bis zu 6.500 Euro ansteigen. Das ist das Ergebnis einer Berechnung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS). Die prozentuale Beitragsbelastung vom Bruttolohn könne bis 2020 von jetzt 39,7 Prozent auf 42,2 Prozent wachsen, sagte Ökonom Alfred Boss dem Frankfurter Blatt. Selbst ein Geringverdiener mit Vollzeitjob, der heute den Mindestlohn von 8,50 erhält, könnte zukünftig 1.850 Euro mehr zahlen müssen.

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Renten- und Krankenkassenreform lässt Sozialbeiträge wachsen

Einen beträchtlichen Teil dieser Steigerungen führt Boss auf die jüngste Rentenreform zurück. Durch Mütterrente und „Rente mit 63“ steige der Beitrag zur Rentenversicherung um einen halben Prozentpunkt mehr als geplant. Auch die Pflegeversicherung wird bekanntlich um einen halben Prozentpunkt angehoben, damit zukünftig Demenzkranke besser betreut werden können.

Zudem rechnet der Wirtschaftswissenschaftler damit, dass die Krankenkassen bald wieder Zusatzbeiträge erheben werden – die Große Koalition hatte den Kassen ihre Beitragshoheit zurückgegeben. Doris Pfeifer, die Vorsitzende des GKV-Verbandes, hält Zusatzbeiträge bereits ab 2015 für sehr wahrscheinlich (Versicherungsbote berichtete).

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Pessimistische Schätzung

Auffallend ist, dass der Schätzung recht pessimistische Zahlen zugrunde liegen. Alfred Boss gilt als Verfechter arbeitgebernaher Positionen und publiziert für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), einer Denkfabrik des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. Seine oft düsteren Zukunftsprognosen, die er mit Mahnungen an die Politik verbindet, haben Boss neben Anerkennung auch Kritik eingebracht. Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) bezeichnete ihn als „Krisenprediger“.

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