„Der Versicherungssektor schaut wieder optimistischer in die Zukunft“, so das Fazit von GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen zum jüngsten Geschäftsklima-Index des Münchner Ifo-Instituts für die Versicherungswirtschaft. Im vierten Quartal 2023 stieg der Index um 4,9 auf 5,5 Punkte. Damit liegt er aber immer noch unter dem langfristigen Mittelwert von 12,4 Punkten. Dieser Wert spiegelt das Verhältnis zwischen positiven und negativen Einschätzungen wider.

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Für den ifo-Index werden die Unternehmen gebeten, ihre aktuelle Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate anzugeben. Sie können ihre Lage mit "gut", "befriedigend" oder "schlecht" und ihre Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate mit "günstiger", "gleich bleibend" oder "ungünstiger" bewerten. An der Umfrage beteiligen sich rund 200 Unternehmen, die 80 bis 90 Prozent des Marktes abbilden.

Der GDV rechnet nunmehr mit einem Wachstum von 0,6 % für 2024, vier Zehntel weniger als noch im Herbst, heißt es im ifo-Bericht. Neben einer schwachen Konjunktur, vor allem im so wichtigen Außenhandel, lasten strukturelle Probleme auf der deutschen Wirtschaft, darunter Arbeitskräftemangel, eine hohe Regulierungs- und Steuerlast und die nur schleichend voranschreitende Digitalisierung.

Der Anteil der Unternehmen, die ihre Geschäftslage als schlecht einschätzen, ist auf 17% zurückgegangen (zuvor rd. 35 %), gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, die ihre Lage als befriedigend einschätzen, von 52% auf knapp 69% gestiegen. Der Anteil der Unternehmen, die von einer guten Geschäftslage berichten, ist mit 14% nur minimal gestiegen (zuvor: 13%).

Lebensversicherung: Fondsgebunden ist Hoffnungsträger

Insbesondere in der fondsgebundenen Versicherung wird die aktuelle Lage positiver bewertet, während sie in den Bereichen der Kapital- und Rentenversicherungen schwächer ausfällt. Im Gegensatz zu dieser verbesserten Einschätzung haben sich die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate leicht verschlechtert: Sie liegen nun knapp 20 Punkte unter dem Wert des Vorquartals. Der Anteil der Unternehmen, die eine verbesserte Entwicklung erwarten, ist um 20 Prozentpunkte auf etwa 26% gesunken. Gleichzeitig ist der Anteil der befragten Lebensversicherungen, die eine gleichbleibende Entwicklung erwarten, auf etwa 62% angestiegen, im Vergleich zu etwa 48% zuvor.
Das Geschäftsklima in der Lebensversicherung hat sich insgesamt kaum verändert. Hinter dieser Gesamtbewertung verbirgt sich jedoch ein deutlich verbessertes Klima in fondsgebundenen Produkten, das einer spürbaren Verschlechterung bei klassischen Rentenprodukten gegenübersteht.

Die aktuelle Lage bei dem Geschäft mit Einmalbeiträgen konnte nicht von der Stimmungsaufhellung profitieren. Das Stimmungstief verharrt mit -83 Punkten nahe dem bisherigen Tiefststand, der Anfang 2023 erreicht wurde. Die Erwartungen zum Neugeschäft mit Einmalbeiträgen sind zwiegespaöten, so das ifo-Institut. So stieg zwar der Anteil der befragten Unternehmen mit besseren Erwartungen auf 42 Prozent; doch gleichzeitig wuchs auch der Anteil mit einer schlechteren Erwartung von 24 auf nun 35 Prozent. Per Saldo stieg der saisonbereinigte Index damit auf 2,4 Punkte.

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„Die höheren Zinsen kommen nach und nach in den Konditionen an, die die Lebensversicherer neuen Kunden anbieten können“, kommentierte Asmussen die Entwicklung. „Nach dem BIP-Rückgang im letzten Jahr erwarten wir dieses Jahr wieder ein leichtes Wachstumsplus. Gleichzeitig sinkt die Inflation, so dass die realen Einkommen nach den deutlichen Rückgängen der vergangenen zwei Jahre wieder zulegen können.“

Private Krankenversicherung: Lage stabil - Erwartungen verschlechtert

Zum Jahresende hat sich die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage in der Privaten Krankenversicherung leicht verbessert und liegt nun bei 17,8 (vorher 14,1) Punkten über dem langfristigen Durchschnitt. Der Anteil der Unternehmen, die von einer guten Geschäftslage berichten, ist auf etwa 19% gestiegen, im Vergleich zu etwa 17% zuvor. Keines der befragten Unternehmen berichtet derzeit von einer schlechten Geschäftslage, so der ifo-Bericht.

Doch das Geschäftsklima im Krankenvollversicherungs-Geschäft verschlechtert sich nochmals. Diese Entwicklung deutete sich bereits im 3. Quartal an und setzt sich nun fort: Im 4. Quartal ist mit einem abermaligen Rückgang von 23,1 auf nun -17,7 Punkte die Stimmung unterhalb des langfristigen Durchschnitts von 4,9 Punkten gerutscht. Ähnlich ging es dem Geschäftsklima im Krankenzusatzversicherungsgeschäft: Hier kam es zu einem Rückgang von 19,3 auf nunmehr 9 Punkte, was ebenfalls unter dem langfristigen Durchschnitt (19,9 Punkte) liegt.

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Insbesondere die Erwartungen haben sich verschlechtert. Die Einschätzung zur aktuellen Lage der Leistungsentwicklung hat sich nochmals leicht verschlechtert und liegt nun bei -89,8 Punkten, 2,2 Punkte unter dem Wert des Vorquartals. Die Erwartungen für die Leistungsentwicklung der nächsten sechs Monate haben sich demgegenüber weiter verbessert und liegen nun per Saldo bei -54,2 Punkten, im Vergleich zu -75,7 zuvor. Während im dritten Quartal noch etwa 67% der Unternehmen eine Verschlechterung erwarteten, sind es im vierten Quartal nur noch etwa 59%. Jedoch rechnen auch so gut wie keine der befragten Unternehmen mit einer Verbesserung.

Stimmungsaufheller Komposit

Auch in der Schaden- und Unfallversicherung hat sich die Stimmung leicht verbessert. Der Saldo für das Geschäftsklima ist um 11,7 Punkte gestiegen und liegt nun bei 6,9 Punkten, was wieder in den positiven Bereich zurückführt. Dennoch bleibt der Stimmungsindikator weiterhin unter dem langfristigen Durchschnitt von 9,4 Punkten. Die gestiegene Stimmung bei den Kompositversicherern wurde hauptsächlich durch positive Erwartungen beeinflusst. Der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen liegt nun bei 34,1 Punkten, verglichen mit 9,2 Punkten im Vorquartal, und damit über dem langfristigen Durchschnitt. Insbesondere der Anteil der Unternehmen, die eine nachteilige zukünftige Schadenentwicklung erwarten, ist auf 29% gesunken (zuvor: 56%).

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Die Geschäftslage hat sich kaum verändert und bleibt mit -17,1 Punkten im negativen Bereich stabil. Die aktuelle Schadenentwicklung wird weiterhin äußerst negativ beurteilt, mit einem Saldo von -77,6 gegenüber -70,3 Punkten zuvor.

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