Die Allianz hat ihre vorläufigen Geschäftszahlen für 2020 veröffentlicht. Im vergangenen Jahr habe der Versicherungsriese ein operatives Plus von 10,8 Milliarden Euro eingefahren und landet damit knapp unter dem angepeilten Ziel von 11,5 bis 12,5 Milliarden Euro Gewinn. Das Ergebnis ist durchaus bemerkenswert. Denn es war ein "extrem herausforderndes Umfeld". Doch trotz COVID-19-Krise und den anhaltenden Niedrigzinsen zeigt sich der Konzern robust.

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Dabei waren die Nachrichten rund um den bayerischen Versicherungskonzern teilweise nicht so rosig. „Wir haben es mit einer gewaltigen Pandemie zu tun und, bedingt dadurch, mit einem Systemausfall. Das ist vergleichbar mit Katastrophen wie Erdbeben oder der Explosion eines Atomkraftwerks.“, sagte Allianz-Chef Oliver Bäte etwa im April 2020 und erklärte auch: "Wir müssen beweisen, dass wir für unsere Kunden da sind, wenn sie uns brauchen."

Betriebsschließungsversicherung: Kompromiss und Änderungskündigungen

Bei den Betriebsschließungsversicherung hat sich die Allianz dem bayerischen Kompromiss angeschlossen und zahlt proaktiv 15 Prozent der Versicherungssumme. „In den meisten Fällen sind Pandemien als Grund für eine staatlich angeordnete flächendeckende Betriebsschließung nicht versichert“, erklärte Bäte im Mai. Viele Gastronomen und Hotels klagten daraufhin. Aktuell sind rund 100 Klagen noch nicht ausgefochten. Zwei Entscheidungen hätte es beinahe gegeben. Doch die Allianz einigte sich mit einem dem Besitzer des Münchener Nobel-Italiners „Guido al Duomo“ sowie dem Wirt des „Paulaner am Nockherberg“. Der blaue Riese kaufte beiden Unternehmern die Klage ab und verhinderte damit jeweils ein Urteil, auf das sich andere Unternehmen hätten berufen können.

Anfang September erhielten schließlich die versicherten Metzgereien, Bäckereien, Eisdielen, Gaststätten, Hotels oder auch Krankenhäuser Änderungskündigungen für ihre BSV-Policen. Wird dieses Angebot nicht angenommen, kündigt der Versicherer die Verträge fristgerecht zum Ende der jeweiligen Laufzeit. Auch in diesen Neuverträgen ist zwar Covid-19 versichert: aber nur, wenn zum Zeitpunkt keine Pandemie besteht. Pandemierisiken sind explizit ausgeschlossen.

Allianz kürzt bei Gesamtverzinsung und Rentenfaktor

Die Niedrigzinsphase macht dem weltweitagierenden Versicherungskonzern auch weiterhin zu schaffen. Deshalb kürzte die Allianz erneut die Gesamtverzinsung für Klassikpolicen sowie für die Allianz-Rente „Perspektive“. Auch beim Rentenfaktor wurde der Rotstift angesetzt. Circa neun Prozent weniger garantierte Rente erhalten künftige Neurentner bei den Tarifen der PrivatRente. Der Versicherer begründet dies mit dem Kundeninteresse.

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Doch trotz der starken wirtschaftlichen und finanziellen Marktturbulenzen ist die Gruppe recht erfolgreich durch die Krise gekommen und liefert nicht nur im vierten Quartal 2020 solide Ergebnisse. Zwar sank das operative Ergebnis um 9,3 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte man noch das höchste operative Ergebnis in der Allianz Geschichte eingefahren. Ursprünglich hatte der Versicherer für 2020 mit einem operativen Gewinn von 12 Milliarden Euro plus/minus 500 Millionen gerechnet. „Bereinigt um die negativen Auswirkungen von COVID-19 lag unser operatives Ergebnis über den Rekordwerten des Vorjahres und zeigt, wie gut diversifiziert und gesund unsere zugrunde liegende Geschäftsprofitabilität ist. Unsere Kapitalposition ist während der gesamten Pandemie stark geblieben. Deshalb blicken wir mit Zuversicht auf das Jahr 2021.“, sagte Giulio Terzariol, Finanzvorstand der Allianz SE.

Allianz-Zahlen in der Übersicht

Auch beim Umsatz gab es leichte Verluste. Dieser fiel im vergangenen Jahr um 1,3 Prozent auf 140,5 Milliarden Euro. Der auf Anteilseigner entfallende Jahresüberschuss rutscht um 14 Prozent auf 6,8 (7,9) Milliarden Euro ab. Die Solvency-II-Kapitalquote lag zum Jahresende 2020 bei 207 Prozent. Ende des Vorjahres hatte der Wert noch bei 212 Prozent gelegen. Die Dividende soll bei 9,60 Euro gehalten werden. Für 2021 plant das Unternehmen einen operativen Gewinn von 12 Milliarden Euro „plus/minus einer Milliarde Euro.

Im Bereich Kranken und Leben fiel das operative Ergebnis um 7,4 Prozent niedriger aus und lag somit bei 4,4 Milliarden Euro. Das Neugeschäft in Leben rutschte von 2,2 Milliarden Euro auf 1,7 Milliarden Euro ab. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

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Allianz-Zahlen in der Übersicht:

  • Operatives Ergebnis fällt um 9,3 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro
  • Gesamtumsatz sinkt um 1,3 Prozent auf 140,5 Milliarden Euro
  • Jahresüberschuss sinkt um 14,0 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro
  • Solvency-II-Kapitalquote fällt von 212 Prozentauf 207 Prozent
  • Schaden-Kosten-Quote klettert um 0,8 Prozentpunkte auf 96,3 Prozent.
  • Vorstand schlägt Dividende in Höhe von 9,60 Euro pro Aktie vor
  • 2021 soll das operative Ergebnis zwischen elf und 13,0 Milliarden Euro liegen

Schaden-Kosten-Quote steigt

Die Komposit-Sparten legten beim Umsatz um 0,4 Prozent auf jetzt 59,4 Milliarden Euro zu. Gleichzeitig sank das operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr um 13,4 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Die Schaden-Kosten-Quote ist um 0,8 Prozentpunkte auf 96,3 Prozent angestiegen.

„Der Geschäftsbereich Schaden- und Unfallversicherung hat ein operatives Ergebnis im Mittelfeld des Zielkorridors erwirtschaftet, wenn man die Verluste im Zusammenhang mit COVID-19 ausklammert", erklärte Terzariol. „Ich erwarte, dass wir mit unserer Zeichnungsdisziplin und den stetigen Produktivitätsverbesserungen deutliche Fortschritte in Richtung einer Schaden-Kosten-Quote von 93 Prozent im Jahr 2021 machen.“

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Im Bereich der Kapitalanlagen vermeldet der Konzern gute Zahlen. Demnach wuchs das operative Ergebnis im Jahr 2020 um 5,5 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Ebenfalls gewachsen ist das für Dritte verwaltete Vermögen. Hier kletterten die Zahlen um 26 Milliarden Euro auf 1.712 Milliarden Euro.

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