Obwohl die alte Bundesregierung eine Reform der Riester-Rente im Koalitionsvertrag vereinbart hatte, blieb sie aus - trotz ‚Brandbriefen‘ von Verbänden, dass eine Absenkung des Höchstrechnungszinses mit einer Abkehr starrer Garantievorschriften bei der Riester-Rente einhergehen müsse. Es kam anders und etliche Anbieter verabschiedeten sich vom Riester-Geschäft. Zuletzt war es die Sparkassen-Tochter Deka, die ihr Riester-Neugeschäft endgültig einstellte.

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‚Torschluss‘ befeuert Riester-Geschäft

Immerhin konnte sich die neue Bundesregierung zu einem Bestandsschutz für bestehende Riester-Verträge durchringen. Mit Folgen: „Es ist doch nur logisch, dass sich gerade Bürger mit niedrigen Einkommen und mit Kindern vor ‚Torschluss‘ einen Riester-Vertrag mit Zulagen gesichert haben. Denn allein mit den Zulagen lässt sich eine sehr attraktive jährliche Rendite erzielen“, so Alexandra Nussbaum, Vermögensberaterin in Ravensburg. Sie ist auch Mitglied im Vorstand des Bundesverband Deutscher Vermögensberater (BDV).

Allein die Mitglieder des BDV vermittelten 145.000 Neuabschlüsse - eine Steigerung von 63 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Gros dieser Steigerung sei im letzten Quartal 2021 zustande gekommen, eben weil viele Bürger noch die staatlichen Zulagen und Steuervorteile nutzen wollten. Der Vorsitzende des Verbands ist DVAG-Vorstand Dr. Helge Lach. Er sieht nun die Verantwortung bei der Politik: „Die vielen Neuabschlüsse belegen eindeutig, dass Riester im Grunde ein Erfolgsmodell war und ist. Wir wünschen uns sehr, dass die neue Regierung nun endlich die Bruttobeitragsgarantie absenkt oder abschafft, damit es wieder Angebote gibt. Eine solche Maßnahme ist auch für die über 16 Millionen bestehenden Verträge dringend notwendig. Denn die Guthaben der Kunden sind wegen der Garantie überwiegend in Zinspapieren angelegt, die bekanntlich nichts abwerfen. Die Anbieter haben also kaum Spielraum für rentable Kapitalanlagen. Außerdem verlieren die Verträge bei hohen Inflationsraten von Jahr zu Jahr an Wert, weil die Zulagen nicht steigen. Das ist alles ganz klar zum Nachteil der Riester-Sparer. Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, so Lach.

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