1. Die Hälfte der die Versicherungsgesellschaften arbeitet als gewinnmaximierend für die Interessen von Aktionären und Investoren.
  2. Die Versicherungsgesellschaften haben einen starken Anreiz mit möglichst günstigen Kostenquoten zu arbeiten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
  3. Die Versicherungsgesellschaften haben einen starken Anreiz möglichst geringe Schadenquoten zu erwirtschaften, um dauerhaft profitabel zu wirtschaften.

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Kommen wir nun zur Sache.
Im Jahr 2019 betrug der Überschuss der Haftpflichtversicherungsgesellschaften 1.227 Mrd. €. Gemäß Annahme I. wird die Hälfte davon als versicherungstechnisches Ergebnis an Aktionäre und Investoren ausgeschüttet. D.h. 613,5 Mio. € werden als Dividende ausgezahlt. Zur Veranschaulichung: das entspricht dem Bruttoinlandsprodukt eines mittelgroßen Karibikstaates.

Hier möchten wir jetzt keine Kapitalismuskritik anbringen und auch nicht diskutieren, ob das gerecht ist, sondern direkt zu Annahme II. kommen.

Versicherungsgesellschaften wollen im Wettbewerb gut abschneiden und mit attraktiven Preisen glänzen, um Vertragsabschlüsse zu generieren. Also optimieren die Versicherungsgesellschaften ihre Prozesse, digitalisieren das Geschäftsmodell und verdichten die Arbeit. Dies sind Indikatoren für eine verbesserte Produktivität. Aber prozessuale Veränderungen dauern teilweise sehr lange. Die Digitalisierung des Geschäftsmodells funktioniert nicht über Nacht, sodass sich die Kostenquote nur sehr langsam verringert bzw. verbessert. Außerdem ist der größte Kostenblock - die Provisionen für die Vermittler - fix. Das bedeutet, diese Kosten fallen immer an. Über die Vertriebsmodelle der Versicherungen zu referieren, würde hier zu lange dauern und eher verwirren. Wichtig ist: (Bestands-)Provision = Fixkosten.

Wenn wir uns - unter Berücksichtigung von Annahme III. - nun also vorstellen, dass wir als Angestellter, Manager oder Vorstand einer Versicherungsgesellschaft die Ergebnisse kurzfristig verbessern sollten, wo setzen wir an? Richtig, wir versuchen die Schadenquote zu senken. Das bedeutet wir müssen also Maßnahmen einleiten, damit möglichst wenig an die Versicherten ausgezahlt wird. Das Dilemma hier ist allerdings, dass sich der Glaube bei den Versicherten noch mehr verfestigt: die Versicherungen zahlen ohnehin nicht.

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Allerdings müssen wir festhalten, dass dieses Vorgehen von beiden Seiten soweit erstmal rational nachvollziehbar ist (Versicherte: Versicherung = doof - Versicherungen: Versicherte = teuer). Moralisch kann sicherlich auch eine interessante Diskussion entstehen, die wir aber hier nicht führen.

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