Ökosystem- und Plattform-Business erfordert neue technische und fachliche Fähigkeiten

Industriekonvergenz und integrierte Journeys führen automatisch zur Frage der technischen Basis eines Ökosystems. Die Kunst dabei ist, alles an Frontendfunktionalitäten, Kundenschnittstellen und Datennutzung in einer gemeinsamen Plattform zusammenzubringen – und gleichzeitig diese Plattform nicht mit den operativen Detailfunktionalitäten der Produkte und Services unterschiedlichster Branchenanbieter zu überfrachten. Für einen Versicherer bedeutet das, dass seine IT-Architektur möglichst flexibel und entkoppelt aufgestellt sein muss, um sich schnell und einfach in Ökosystem-Plattformen integrieren zu können – und im Hintergrund die versicherungstechnischen und operativen Prozesse sicherzustellen. Angesichts immer noch umfangreicher Legacy-Systeme und Architektur-Komplexitäten eine der wichtigsten Baustellen in der Versicherungsindustrie.

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Beim Thema Kundenzentrierung haben sich die Versicherer seit einigen Jahren bewusst auf den Weg gemacht. Dennoch ist es eine zusätzliche Herausforderung, kundenzentrierte Produktentwicklung aus Sicht einer Lebenswelt und deren Customer Journeys ins tägliche Doing einer Versicherungsorganisation zu bringen. Um die richtigen Produkte und Services wertstiftend in ein Ökosystem einbringen zu können, muss es hier fokussierte Teams mit möglichst weitgehender End-to-End Verantwortung geben, die Versicherungslösungen integriert mit den anderen Themen des jeweiligen Ökosystems denken. Ähnliches gilt für die Fähigkeit zur vernetzten Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Ökosystem-Partnern aus unterschiedlichsten Branchen. Versicherer pflegen bislang vor allem transaktional Beziehungsmanagement mit ihren Service- und Kooperationspartnern, das sich in den letzten Jahren klar professionalisiert hat. Wenn man als Versicherer aber als Hauptakteur oder gar Orchestrator eines Ökosystems erfolgreich sein will, braucht es eine neue Form von Partnerauswahl, -koordination und 
-management, um gemeinsam Mehrwert für die Kund:innen zu generieren.

Ökosysteme bleiben strategisch unverzichtbar – die Reise dauert aber länger als erhofft


Die oben genannten Bausteine und Beispiele zeigen: Der Trend hin zu integrierten Bedarfswelten und Plattformen ist unumkehrbar, aber er braucht Zeit. Wichtig für einen Versicherer ist eine langfristige Vision und zugleich eine konsequente Umsetzung in eher kleineren Schritten:

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  • Nicht jeder Versicherer kann und wird Hauptbetreiber von Ökosystemen werden. Wichtig ist eine klare Priorisierung auf zwei bis drei relevanteste Ökoystem-Themen und die klare Definition der eigenen Rolle.
  • Erfolgreiches Ökosystem-Play benötigt neue Fähigkeiten – fachlich, technisch und auch organisatorisch. Hier kann und muss die Branche durchaus noch aufholen.
  • Basis für alle Aktivitäten muss der konsequente Blick auf die Nutzerperspektive sein: Nur wenn für Kund:innen spürbar Mehrwert aus der Kombination von Produkten und Services in einer integrierten Journey entsteht, können Ökosysteme mit Vernetzung zu Versicherung dauerhaft erfolgreich funktionieren.
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