Meine persönliche Meinung dazu ist, dass dieser Gegensatz immer schon ein Bild vermittelt hat, das in der Realität sehr viel differenzierter ist. Zudem haben wir in den letzten Jahren gesehen, dass gerade zahlreichen Startups bzw. Schnellbooten der Sprit ausgegangen ist, während diejenigen, die mit gut ausgerüsteten aber dennoch wendigen Versicherern auf Partnerschaften setzen, sehr erfolgreich unterwegs sind. Mit anderen Worten: die große Disruption durch die Schnellbootflotte ist bisher ausgeblieben.

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Wie kommt Zurich in Zukunft auf neue Ideen?

Auch wenn es banal klingen mag: durch „Zuhören und Lernen“. Unsere Kundinnen und Kunden, sowie die Vertriebspartner geben uns täglich wertvolle Hinweise auf neue Ideen!

Die Erwartungshaltung der Kunden hat sich verändert und die Pandemie hat diese Entwicklung nochmal verstärkt. Warum müssen Versicherer so tun, als wären sie Amazon?

Ich halte wenig davon, als Versicherer Amazon kopieren zu wollen. Die Geschäftsmodelle dahinter sind sehr unterschiedlich. Aber: Amazon hat definitiv das Käuferverhalten nachhaltig beeinflusst. Das hat sich in der Pandemie nochmal massiv beschleunigt. Kunden erwarten klare, transparente und einfache Prozesse, die gleichzeitig personalisiert auf die individuellen Bedürfnisse und Erwartungen eingehen! Daran müssen wir uns messen lassen.

Lange Entwicklungszyklen werden mitunter auch den Rechtsabteilungen zugeschrieben. Kommt die Assekuranz dort nicht an eine Art „natürliche Grenze“?

Versicherungen unterliegen aus guten Gründen einer stringenten Regulatorik und Aufsicht, was ganz im Sinne unserer Kunden liegt. Ich sehe hierbei durchaus die reale Gefahr, dass uns Geschwindigkeit verloren geht, die uns gegenüber weniger regulierten Branchen zum Nachteil gereichen kann.
Für Zurich sehe ich aber den alles entscheidenden Hebel in unseren agilen, transparenten und funktionsübergreifenden Zusammenarbeitsmodell über Vertrieb, Kundenservices, Produktentwicklung und IT.

Das Internet of Things (IOT) bietet zur digitalen Schadenabwicklung viele Anwendungsfelder. Auf welche können sich Vermittler und Kunden aus Ihrem Haus freuen?

Wir pilotieren gerade mit einem Autohersteller die automatisierte Schadenmeldung, Schadenkalkulation und aktive Kontaktaufnahme bei Kunden nach einem Unfall auf Basis der Daten aus dem Auto. Im Rahmen dieser Entwicklung haben wir mit mehreren Marktteilnehmern zusammen ein kleines ausbaufähiges Ökosystem gebaut, das uns perspektivisch erlaubt, neben dem reinen digitalen Schadenmanagement auch nützliche Services und weitere Produkte anzubieten. Zudem arbeiten wir an Präventions-Themen, die Frühwarnungen im Leitungswasserschadenbereich auf Basis von IoT-Informationen anstoßen. Gleiches ist auf Basis von Strom- oder Wasserverbrauch-Indikatoren in mittelständischen Unternehmen möglich.

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Die Fragen stellte Michael Fiedler

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