Diesbezüglich stellt sich allerdings die Frage, ob die Versicherer nicht selbst auch ein Mitverschulden trifft, dass noch immer viele Häuser ohne Schutz sind. Zwar argumentiert der GDV, dass rein theoretisch 99 Prozent aller Häuser gegen Elementarschäden einen Schutz bekommen. Fragt sich nur, bei welchem Versicherer und zu welchem Preis:

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Besonders, wenn das Haus in der höchsten Überschwemmungs-Risikozone Zürs4 steht, wird Hausbesitzern unter Umständen finanzierbarer Versicherungsschutz verwehrt, so zeigten mehrere Stichproben der Verbraucherzentrale Sachsen. Die Verbraucherorganisation versuchte, Häuser in Risikogebieten bei mehreren Anbietern zu versichern - oft ohne Erfolg oder nur zu einem deftigen Preis.

"Richtig ist, dass theoretisch 99 Prozent, ja sogar 100 Prozent, aller Gebäude versicherbar sind", sagte Andrea Heyer von der Verbraucherzentrale Sachsen dem Versicherungsboten. "Wenn aber von den Hauseigentümern Prämien im hohen dreistelligen, vier- oder gar fünfstelligen Bereich verlangt werden und noch dazu hohe Selbstbeteiligungen seitens der Versicherungsnehmer gefordert und Ausschlüsse vereinbart werden, gelingt es vielen Verbrauchern praktisch nicht, ihr Gebäude zu versichern."

Debatte über Pflichtversicherung

Die Verbraucherzentrale Sachsen fordert deshalb eine Pflichtversicherung ähnlich wie in der Schweiz, wo ein Elementar-Baustein in der oft obligatorischen Feuerversicherung enthalten ist. Wenn alle einzahlen, könnten die Prämien auch für alle finanzierbar sein, so das Argument. Politik und Versicherungswirtschaft lehnen eine solche Pflichtversicherung aber bisher ab: unter anderem mit dem Argument, sie schaffe Fehlanreize, Häuser in stark gefährdeten Überschwemmungsgebieten zu bauen.

Nach schweren Hochwassern in Mitteldeutschland in den Jahren 2013 und 2014 hatten zudem Änderungskündigungen der Versicherer für Frust gesorgt. Hausbesitzer bekamen ihre Elementar-Policen einseitig aufgekündigt und sollten hohe Aufschläge zahlen, um nicht ihren Schutz zu verlieren (der Versicherungsbote berichtete). Hier sei aber daran erinnert, dass die Wohngebäude-Versicherer selbst unter hohen Schadenskosten ächzen:

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Von 2001 bis 2015 steckten die Wohngebäude-Versicherer im Schnitt durchweg in den roten Zahlen. Erst 2016 konnten sie erstmals wieder eine positive Schaden-Kosten-Quote unter 100 Prozent vorweisen, nahmen also mehr an Beiträgen ein, als sie für Schäden und Kosten ausgeben mussten. Die Situation bleibt brisant. 20 Wohngebäudeversicherer schrieben auch 2017 Verluste, wie eine Studie der V.E.R.S. Leipzig GmbH und des Marktforschers YouGov zeigt (der Versicherungsbote berichtete). Abschließende Branchenzahlen für 2018 liegen hierzu noch nicht vor.

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