• Die Risikotragung und damit zugleich das Risiko- und Schadenmanagement (90 Prozent der Befragten entscheiden sich für diese Aufgabe),
  • die Aufklärung über Risikosituation (95 Prozent entscheiden sich für diese Aufgabe) sowie das
  • Outsourcing von Wertschöpfungsprozessen (95 Prozent entscheiden sich für diese Aufgabe).

Besonders die dritte „Top-Antwort“ könnte Neugier wecken. Sind doch zwei wichtige Motive für ein Outsourcing von Prozessen denkbar: Prozesse oder Teilprozesse werden ausgelagert, sobald sie ineffizient bzw. für ein Unternehmen „zu teuer“ sind. Oder Prozesse werden ausgelagert, sobald es für ein Unternehmen besser ist, externe Experten mit bestimmten Aufgaben zu betrauen. Leider kranken vorgegebene Antwortmöglichkeiten der Studie zu strategischen Hauptaufgaben an zu allgemeinen Vorgaben. Denn worauf bezogen sich die Versicherer mit ihrer Antwort? Die Frage muss leider offen bleiben.

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Auf Anfrage erklärte eine Expertin der Versicherungsforen: Der Punkt wäre leider nicht weiter definiert worden. Aus diesem Grund wäre auch davon auszugehen, dass verschiedene Teilnehmer an der Studie eventuell unterschiedliche Prozesse im Kopf hatten. Hier wirkt sich die Assoziationsweite der vorgegebenen Antwort leider zum Nachteil der Frage aus – ganz verschiedene Vorstellungen der Befragten könnten zu einer häufigen Nennung nur einer Antwort geführt haben.

Dennoch aber sei auf zwei Outsourcing-Phänomene verwiesen, die in der letzten Zeit die Branche in Atem hielten. So lastet durch niedrige Zinsen ein großer Kostendruck auf den Versicherungsunternehmen. Das machte zum Beispiel der Versicherungsriese Generali deutlich – nicht nur durch den spektakulären Verkauf von vier Millionen hochverzinsten Lebensversicherungen an den Run-off- Versicherer Viridium, sondern auch durch Umbau des Vertriebs. Der Umbau bewirkte, dass große Teile der Ausschließlichkeit an die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) abgegeben wurden. Ein solches Vorgehen zeigt das Bestreben, den Vertrieb eigener Produkte an ein anderes Unternehmen auszulagern (der Versicherungsbote berichtete).

Ein weiteres „Outsourcing“-Phänomen der Branche sind Auslagerungen einstiger Kernaufgaben durch die Anforderungen neuer IT-Technik. Arbeiten doch immer mehr Versicherer mit IT-Experten und mit jungen Start-Ups zusammen, was sich auch in Erwartung zunehmender Investitionen für den IT-Bereich widerspiegelt.

So bieten zum Beispiel die Debeka sowie die Versicherungskammer Bayern ihren Versicherten das ePortal „Meine Gesundheit“ an, ein Portal für Rechnungs- und Gesundheitsdienstleistungen. Gestartet allerdings wurde dieses Portal von der MGS Meine-Gesundheit-Services GmbH (MGS), einem Joint Venture des AXA Konzerns. Konkurrierende Versicherer sitzen also bei einem Serviceangebot plötzlich gemeinsam „in einem Boot“ und nutzen einen gemeinsamen Online-Dienst.

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Ein Weg, den Debeka-Vorstandschef Thomas Brahm erst neulich in einem Interview der Süddeutschen anpries: Man „kriege das allein nicht hin“, es mache „Sinn, sich mit anderen zusammenzuschließen“. Hier geht das Auslagern von Tätigkeiten sogar so weit, dass Konkurrenten gemeinsam einen externen Dienst für ihre Kunden nutzen, weil sie von der Expertise eines IT-Anbieters abhängig sind.

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