Die teils saftigen Prämienanstiege im Bestand der WWK Lebensversicherung haben ein Nachspiel. Zum Jahreswechsel hat der Versicherer die Prämien in seinen Bestandstarifen zum Teil deutlich angehoben: um bis zu 40 Prozent mussten Bestandskunden mehr zahlen, wenn sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder Lebensversicherung abgeschlossen hatten (der Versicherungsbote berichtete). Nun hat der Maklerpool „maxpool“ gegen die Prämiensprünge Beschwerde bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eingelegt. Das berichten die Hamburger in einer heutigen Pressemeldung.

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Schwere Vorwürfe gegen WWK

„Wir sind nicht bereit, das Verhalten der WWK und die Preispolitik des Versicherers einfach unkommentiert hinzunehmen. Aus unserer Sicht hat der Versicherer Kunden und Makler bewusst getäuscht“, kommentiert maxpool-Geschäftsführer Oliver Drewes den Schritt.

Dabei erregt sich der Maklerpool nicht nur an der Höhe der Prämienanpassung, die „drastisch und branchenuntypisch“ sei. Auch die mangelnde Informationspolitik des Versicherers sorge für Missmut und Unverständnis:

In Online-Foren hatten Versicherungsmakler beklagt, dass sie von der WWK gar nicht oder sehr spät über die Prämienanpassung informiert worden seien. Auch seien die Kunden erst wenige Tage vor Weihnachten angeschrieben worden – und dann die Hotline des Versicherers zwischen Weihnachten und Neujahr teils nicht zu erreichen gewesen. Nun klagt auch maxpool, der entsprechende Fachbereich habe erst zwei Tage vor Heiligabend von den Prämiensprüngen erfahren. "Das strapaziert uns massiv", so Drewes.

Vorwurf der Täuschung

Aus Sicht von Maklerpool-Chef Drewes ist die WWK Wiederholungstäter. Er verweist darauf, dass der Versicherer bereits vor zwei Jahren mit einer „gravierenden Beitragserhöhung von bis zu 35 Prozent“ Schlagzeilen machte. Und er erhebt schwere Vorwürfe. „Die Kunden, die im Laufe der letzten Jahre einen Berufsunfähigkeitsvertrag der WWK gekauft haben, wurden offenbar getäuscht. Es ist doch kein Zufall, dass eine Beitragsanpassung von satten 35 Prozent stattfand, die nur kurze Zeit später mit 40 Prozent noch einmal getoppt wurde“, so Drewes.

“Die WWK hat doch gute Aktuare, weshalb aus meiner Sicht vollkommen klar ist, dass die Anpassungen im Vorfeld bereits lange absehbar und geplant sein mussten und nur aus politischen Gründen auf zwei große Schritte verteilt wurden. Solche Tarifdefizite entstehen doch nicht kurzfristig innerhalb von ein oder zwei Jahren“, kommentiert Drewes. Aus seiner Sicht sollten Versicherungsmakler und Kunden bewusst getäuscht werden.

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Beim Versicherer war kurzfristig niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Der Versicherungsbote bemüht sich weiter um ein Statement. Zuerst hatte Versicherungsmakler Tobias Bierl auf seinem Unternehmensblog über die Prämienanpassung der WWK berichtet.

maxpool sucht Gespräch mit Bund der Versicherten (BdV)

Der Ärger über die WWK ermöglich unerwartete Allianzen. So berichtet maxpool, man habe das Gespräch mit dem Verbraucherverband Bund der Versicherten (BdV) gesucht – obwohl man ihm „nach wie vor kritisch“ gegenüberstehe. Nun überlegen beide offenbar, gemeinsam gegen die Prämiensprünge vorzugehen.

Unterschied zwischen Brutto- und Nettoprämie

Doch warum können die Prämien im Bestand eines BU-Versicherers derart ansteigen? Hintergrund ist der Unterschied zwischen Brutto- und Nettoprämie eines Tarifes. Die Nettoprämie einer Berufsunfähigkeits-Police bezeichnet den aktuell zu zahlenden Beitrag. Hierbei nutzt der Versicherer auch die erwirtschafteten Überschüsse am Kapitalmarkt sowie einige andere Stellschrauben, um die Prämien im Sinne des Versicherten stabil zu halten. Allerdings ist der Nettobeitrag dem Kunden keineswegs garantiert. Entwickeln sich die Überschüsse ungünstig oder hat der Versicherer schlecht kalkuliert, kann der zu zahlende Beitrag bis maximal zur Bruttoprämie anwachsen und sich der Schutz entsprechend verteuern.

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Zwar sind derartig saftige Teuerungen von bis zu 40 Prozent bisher nur selten, weil die meisten Tarife solide kalkuliert sind - aber gerade im aktuellen Niedrigzins-Umfeld ist die Gefahr durchaus gegeben, dass die Prämien steigen. Und manche Versicherer weisen extra eine niedrige Nettoprämie aus, um Neukunden anzulocken. Laut dem Ratinghaus Franke und Bornberg können die Unterschiede zwischen netto und brutto bei 100 Prozent liegen. Auch Vergleichsportale im Internet und einige Rating-Häuser berücksichtigen beim Prämienvergleich nur die Bruttoprämie.

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