Es ist ein positiver Trend: Weniger Kunden beschwerten sich im Jahr 2016 bei der BaFin über ihren Lebensversicherer. Insgesamt gingen bei der Finanzaufsichtsbehörde 1.260 Beschwerden ein, was einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um rund ein Fünftel bedeutet. Dies berichtet das Versicherungsjournal am Mittwoch und beruft sich auf den BaFin-Jahresbericht 2016.

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Gemessen an der hohen Zahl der Verträge – immerhin besitzen die Deutschen rund 91 Millionen LV-Policen – ist die Beschwerdequote damit verschwindend gering. Pro 100.000 Verträge gerechnet, liegt sie bei derzeit 1,4 Prozent. Und zieht man alle Verträge heran, müssen vor und nach dem Komma zunächst Nullen geschrieben werden: hier liegt die Beschwerdequote bei 0,0014 Prozent.

Bestandsverweser mit höchsten Beschwerdequoten

Beim Blick auf die einzelnen Unternehmen zeigt sich, dass Gesellschaften im Run-Off die höchsten Beschwerdequoten haben. Die Top 3 der Versicherer mit den höchsten Beschwerdequoten entfällt komplett auf Bestandsverweser ohne Neukunden-Geschäft, so berichtet das Versicherungsjournal.

Die höchste Beschwerdequote je 100.000 Versicherte hat demnach mit 5,69 die Athene Lebensversicherungs AG, die den Bestand der früheren Delta Lloyd verwaltet. Auf 316.136 Verträge (Stichtag 31. Dezember 2015) entfielen demnach 18 Verbraucherbeschwerden. Bereits 2010 hatte der niederländische Mutterkonzern Delta Lloyd Group das Neugeschäft in Deutschland eingestellt und die Bestände schließlich 2015 an die Athene Holding verkauft, ein Unternehmen mit Sitz auf den Bermudas, das sich in den USA auf das Geschäft mit indexbasierten Renten-Versicherungen spezialisiert hat. In Deutschland aber werden die Bestände nur noch abgewickelt.

Auf dem zweiten Rang platziert sich die Auffanggesellschaft Protektor, die den Bestand der früheren Mannheimer Leben verwaltet, mit einer Beschwerdequote von 5,56. Protektor war im Jahr 2002 als brancheneigene Auffanggesellschaft aller im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) organisierten Lebensversicherer gegründet worden, nachdem die Mannheimer Leben in die Insolvenz geschlittert war. Der Bestand an Verträgen ist aber sehr klein: auf 107.844 Verträge entfielen demnach sechs Verbraucherbeschwerden. Im April 2017 sind die Verträge von der Viridium Gruppe aufgekauft worden (der Versicherungsbote berichtete).

Kundenbeschwerden bei der BaFin über Lebensversicherungen 2016 in alphabetischer Reihenfolge. Quelle: BaFin-Jahresbericht 2016

Kundenbeschwerden bei der BaFin über Lebensversicherungen 2016. Quelle: BaFin-Jahresbericht 2016

Auf Rang 3 der Beschwerdeliste landet die Heidelberger Leben. Auf 393.461 Verträge entfielen hier 21 Beschwerden (Beschwerdequote 5,34). Der Run-Off-Spezialist verwaltet mehrheitlich frühere Bestände des Finanzvertriebes MLP (der Versicherungsbote berichtete). Als einziger weiterer Versicherer, der eine Beschwerdequote über fünf Prozent hat, platziert sich die Concordia Oeco mit 5,15 auf dem vierten Rang. Der Versicherer hat sich zu einer nachhaltigen Anlagepolitik nach sozialen und ökologischen Kriterien verpflichtet.

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Weit mehr Beschwerden beim Ombudsmann der Versicherungen

Die BaFin ist nicht die einzige Anlaufstation für unzufriedene Lebensversicherungs-Kunden. Darüber hinaus können sie sich an den Versicherungsombudsmann wenden, eine Schlichtungsstelle unter dem Vorsitz von Günter Hirsch, dem früheren Präsidenten des Bundesgerichtshofes. Und tatsächlich erreichen diese Schlichtungsstelle weit mehr Anfragen. 2015 gingen 3.640 zulässige Beschwerden bei Hirsch ein, aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor.

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