Viele Riester-Sparer nutzen die staatliche Zulage nicht! Diesen Schluss lassen aktuelle Zahlen der Deutsche Rentenversicherung Bund zu, wonach in 2010 nur 71,3 Prozent aller Personen mit Riestervertrag eine Förderung erhalten haben. Insgesamt 10.238.982 Sparer bekamen demnach von der Zentralen Zulagenstelle für Altersvermögen die Zulage ausgezahlt – einen Vertrag hatten aber zum Ende des Jahres 14,359 Millionen Bundesbürger. Aktuellere Zahlen liegen derzeit aufgrund des zweijährigen Zeitraums für die Beantragung der Förderung nicht vor.

Anzeige

Damit ist die Quote der geförderten Riesterverträge im Vergleich zu den Vorjahren weiter zurückgegangen. Für das Beitragsjahr 2009 lag der Anteil geförderter Policen noch bei 72,5 Prozent, für 2008 sogar bei 76,7 Prozent, wie das Versicherungsjournal berichtet. Warum rund 30 Prozent der Vertragsinhaber keine Förderung bekamen, geht aus dem Datenmaterial nicht hervor. Wahrscheinlich ist, dass die Verträge ruhend gestellt wurden, keine Zulagenberechtigung vorlag (etwa, weil zu wenig Geld in den Vertrag eingezahlt wurde) oder die Sparer schlichtweg versäumt haben einen Antrag zu stellen.

Fast die Hälfte der Zulagenempfänger verdiente weniger als 20.000 Euro

Eine weitere Zahl überrascht: Knapp die Hälfte aller Zulagenempfänger verdiente weniger als 20.000 Euro im Jahr. Dabei haben Forschungsinstitute wie das Deutsche Institut für Altersvorsorge (IAB) und auch Verbraucherschützer immer wieder kritisiert, dass Geringverdiener bisher kaum zur Zielgruppe von Riester zählen. Der Grund: alle Einkünfte werden im Alter mit der Grundsicherung verrechnet, so dass im schlimmsten Fall Niedriglöhner überhaupt nicht von Riester profitieren. Wer etwa nach 35 Jahren Riestern nur 700 Euro Rente erhält, der hat genauso viel oder wenig Geld in der Tasche wie jemand, der nicht privat vorsorgte.

Zwar ist auch bei den Geringverdienern ein rückläufiger Trend zu beobachten, vor allem bei den Sparern mit weniger als 10.000 Euro Jahreseinkommen. Hier sank der Anteil der geförderten Riester-Verträge an der Gesamtheit aller geförderten Policen von 31,3 Prozent 2008 auf 26,2 Prozent im Jahr 2010. Schenken diese Niedriglöhner dem Staat Geld, das sie sowieso nicht haben? Das Deutsche Institut für Altersvorsorge hatte sich vor der Bundestagswahl für höhere Freibeträge zugunsten der Geringverdiener ausgesprochen – bisher wurde nichts Derartiges von der Politik beschlossen.

Ein leichter Trend nach oben zeigt sich bei den Zulagenempfängern mit Jahreeinkommen zwischen 20.000 und 40.000 Euro, wo der Anteil der geförderten Verträge auf knapp 35 Prozent anstieg. Auch bei den Jahreseinkommen über 40.000 Euro boomt Riester: fast jeder fünfte geförderte Vertrag gehörte 2010 zu dieser Einkommensgruppe.

Bei Geschlechterverhältnis und Herkunft der Sparer zeigen sich kaum Änderungen gegenüber 2008. Mehr als die Hälfte aller Zulagenempfänger sind Frauen (56,5 Prozent), über 77 Prozent aller Sparer kamen aus den alten Bundesländern.

Staat förderte Riester in 2010 mit über 2,5 Milliarden Euro

Die Förderung der Riester-Verträge lässt sich der Staat einiges kosten: über 2,5 Milliarden Euro hat die Rentenversicherung Bund an Zulagen ausgezahlt. Davon entfielen 1.281,5 Millionen Euro auf Grundzulagen und 1.222,5 Millionen Euro auf Kinderzulagen. Weitere 56 Millionen Euro wurden für den sogenannten „Berufseinsteiger-Bonus“ aufgewendet.

Anzeige

Das gesamte Beitragsvolumen, bestehend aus Eigenbeträgen und Zulagen, beziffert sich auf 8.947,0 Millionen Euro. Knapp zwei Drittel davon verwalteten Versicherungen, rund ein Sechstel Kapitalanlage-Gesellschaften. Unter sieben Prozent lagen jeweils die Anteile von Kreditinstituten, Bausparkassen und Zusatzversorgungskassen. Die Bausparkassen zählten auch zu den Gewinnern des Erhebungszeitraums, während speziell die Versicherungen Anteilsverluste an den Gesamtbeiträgen verzeichneten.

Deutsche Rentenversicherung Bund / Versicherungsjournal

Anzeige