Ralf Korn: Die BaFin hat meines Wissens hier Effektivkosten nicht auf der Basis des Maximalkosten-Prinzips gerechnet, hat aber auch nicht alle Produkte pauschal kritisiert. Ich bin mir sicher, dass die BaFin weiß, was sie tut.

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Wie stehen Sie zu Plänen der EU und auch der BaFin, Abschlusskosten zu deckeln oder gar Provisionen zu verbieten, sodass nur noch gegen Honorar beraten werden darf? Würde dies die Kosten von Leben-Verträgen senken, oder ist das Wunschdenken?

Die Kosten vom Produkt zu trennen, klingt auf den ersten Blick attraktiv. Allein mir fehlt der Glaube, dass Beratung dann überhaupt noch in Anspruch genommen werden wird, weil sie dann explizit etwas kostet. Sie wird dann weder nachgefragt noch zum absoluten Nulltarif angeboten werden, denn ein guter Berater wird auch nicht für nichts beraten. Eine gute Beratung ist aber beim Abschluss von Altersvorsorgeprodukten absolut notwendig, schließlich tätigt man aufgrund der langen Laufzeit der Einzahlungen eine der größten Investitionen seines Lebens. Eine Fehlentscheidung aufgrund fehlender oder schlechter Beratung wäre fatal und könnte weitaus schlimmere finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen.

Welche Empfehlungen haben Sie für Sparerinnen und Sparer, um die tatsächlichen Kosten ihres Vertrages basierend auf ihrer konkreten Geldanlage herauszufinden? Worauf sollten sie besonders achten?

Für eine Neuanlage ist meine Empfehlung, im Bereich der Altersvorsorge gemeinsam mit einem qualifizierten Berater die für die Sparerin oder den Sparer geeignete Chancen-Risiko-Klasse herauszufinden, dann dort für individuelle Anlagen (also Fonds etc. bereits fest gewählt) die Effektivkosten aus den individuellen Produktinformationsblättern zu vergleichen und das in die Kaufentscheidung einfließen zu lassen. Bei bereits existierenden Verträgen kommt es stark auf die Art des Vertrags an. Da will ich keine pauschale Empfehlung geben.

Alternativ zu staatlich geförderten Riester- und Basisrenten wird auch ein öffentlich organisiertes Vorsorgeprodukt nach dem Vorbild des schwedischen Staatsfonds AP7 diskutiert. Ein Argument: die niedrigen Kosten, wenn es verpflichtend ist oder nach dem Opt-out-Verfahren organisiert. Wie bewerten Sie ein solches Modell? Wo sehen Sie Vor- und Nachteile?

Auch hier steckt der Teufel im Detail. Es sind ja nicht nur die genannten Kapitalmanagement-Kosten, wie sie beim AP7 meistens angeführt werden. Ein Opt-Out-Verfahren ist auch erstmal nur die Hoffnung darauf, dass der Kunde eher träge ist. Und auch hier braucht es vorhandenes Know-how, um eine sinnvolle Entscheidung treffen zu können, also entsprechende Beratung. Dann sollte man auch mal die Verwaltungskosten der Deutschen Rentenversicherung sehen, die alles andere als unerheblich sind, aber vermutlich schon eine realistische Größenordnung für einen Staatsfonds als Ganzes darstellen. Und schließlich muss auch ein solcher Staatsfonds Produkte anbieten, die zumindest in gewissem Maße die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Personen im Hinblick auf Chance und vor allem Risiko abbilden können. Auch für die Beratung dieser Personen braucht es qualifizierte Spezialisten. Ich würde hier gern erstmal ein Gesamtpaket inklusive aller Kosten für die Situation in Deutschland sehen, bevor ich das als eine konkurrenzfähige Alternative ansehe. Momentan ist mir hier viel Wunschdenken im Spiel.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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