Jörg Asmussen vom GDV ergänzte zum Cybermarkt, dass es sich um einen jungen, volatilen Markt handele. Die Prämien werden sich vermutlich in den kommenden 10 Jahren verdoppeln. Ohne Inflation. Deswegen werde bei der Versicherbarkeit die Prävention eine entscheidende Rolle spielen. Und die Frage werde sein, ob nach der Prävention das Restrisiko noch versicherbar sein werde.

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Immanuel Bär von ProSec lieferte dazu eindrucksvolle Beispiele von Risiken, die bestehen. Bis hin zum Eintritt in ein Bürogebäude nebst Teilnahme an einem Meeting bis hin zum Einräumen der Spülmaschine. Ohne irgendeine legitime Zugangsberechtigung. Der Mensch sei immer noch das größte Einfallstor in IT-Systeme.

Rente

„So richtig weiß ich auch nicht, wie man da rauskommen soll“, fasste Prof. Bert Rürup, Chefvolkswirt des Handelsblatt etwas ratlos zusammen. Die demografische Entwicklung sei die am besten prognostizierte Veränderung aller Zeiten gewesen. Trotzdem sei es nicht gelungen, rechtzeitig die Weichen zu stellen. Norbert Blüm wollte noch Ende der 1980er-Jahre gegensteuern, doch dann fiel die Mauer und das Thema geriet in den Hintergrund. In dem goldenen Jahrzehnt von 2010-2019 habe man es versäumt, die letzte Chance zu nutzen. Stattdessen seien Geschenke verteilt worden.

Am Scheitern der Riester-Rente sei die Versicherungswirtschaft schuld. Sie war als ersetzende Rente gedacht und hätte deswegen obligatorisch sein müssen. Das habe die Branche im Schulterschluss mit der Bild-Zeitung verhindert.
Heute habe man mit dem BRSG ein modernes Instrument. Leider gäbe es bisher nur zwei Abschlüsse. Man müsse die Tarifbindung lösen, denn der Mittelstand sei der Bereich, der am meisten Bedarf habe. Längerfristig sei die betriebliche Altersvorsorge das probatere Mittel, die Rentenlücken zu schließen, als die Privatvorsorge.
Auf der grünen Wiese würde eine Rente sicher anders gebaut werden. Aber man müsse das bestehende System schrittweise reformieren und das sei mühsamer. Die Idee der Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rente sei grundsätzlich eine gute, komme aber zu spät, um das unmittelbar bevorstehende Problem zu lösen.

Dr. Herbert Schneidemann (Vorsitzender der Vorstände, Bayerischen Beamten Lebensversicherung) wollte die Kritik an der Branche nicht hinnehmen und verwies darauf, dass die Riester-Rente das erfolgreichste private Altersvorsorgeprodukt Europas sei. Erst die veränderten Rahmenbedingungen hätten dazu geführt, dass es unattraktiv geworden sei.
In der Rentenpolitik vermisse er eine klare Vision, wo man eigentlich hinwolle. Es ging nur um die drei Stellschrauben, Beitrag, Höhe, Alter und man komme nicht weiter. Braucht es erst einen Kollaps, um wichtige Reformen durchzuführen? Oder schaffen wir es auch so? Das sei die Frage. Die Subventionierung von Teilzeitbeschäftigung sei ein Fehler. Es braucht mehr Vollzeitbeschäftigung. Außerdem appellierte er an die junge Generation, Verantwortung zu übernehmen. Für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes und für die eigene Vorsorge.

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Prof. Dr. Rainer Schlegel, Präsident des Bundessozialgerichts und nach eigenen Angaben ein Exot in dieser Runde, weil in der Sozialversicherung verortet, warb für Vertrauen in die gesetzliche Rente. Sie bestünde seit 150 Jahren und aus Sicht der Rentner kann gesagt werden, es ging immer nach oben. Er mahnte mutige Reformen an. Die Themen seien: Rentenhöhe, Beitragshöhe und Renteneintrittsalter. Allerdings fürchte er sich auch davor, wo Rentner hingehen würden, um ihrem Protest Luft zu machen. Jeder dritte Euro in Deutschland werde für Soziales ausgegeben. Es sei auch an der Zeit nachzudenken, was im Sozialstaat wegkann.

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