Naja: Also dann, als ich zurückgekommen bin, hatte ich hier in Karlsruhe das Angebot, meine erste Makler-Firma zu kaufen. Und das hatte ich dann auch gemacht. Also ich habe in Karlsruhe eine klein Maklerfirma gekauft. Das hat gut funktioniert. Und danach hatte ich jedes Jahr ein Angebot hier in der Gegend, eine neue Firma zu kaufen. Und das hat dann erst einmal auch gut funktioniert. Also habe ich so 2007, 2008, 2009 mit den ganzen Firmenkäufen begonnen. Und das ist schon eine andere Art des Wachstums, wenn du Firmen kaufst anstelle dass du Kunden gewinnst. Da haben dann aber schon auch Ärgernisse angefangen. Du hast mal Ärger mit einem Verkäufer. Da gehen schon die Ärgernisse los.

Anzeige

Scheitern ist hier aber vielleicht nicht der richtige Begriff, ich würde schon eher von „Ärger“ reden. Ich hatte dann eine Firma aufgebaut, hatte so von 2007 bis 2016 mehrere Unternehmen zusammen gebaut und eine Aktiengesellschaft draus gemacht – und die dann wieder verkauft. Und dann gab es halt Ärger mit den damaligen Käufern.

Aber da bin nicht ich gescheitert, sondern die anderen, die gekauft haben. Mit denen könntest du dich gut übers Scheitern unterhalten, ich kann dir da ein paar Namen nennen. Die haben bei mir Unternehmen gekauft und dann alles falsch gemacht, was man falsch machen könnte. Nie haben sie aber die Fehler bei sich selbst gesehen, stattdessen hieß es immer nur: „Der Tino hat mir Scheiß verkauft“.

Darüber habe ich übrigens sehr viel in meinem Buch geschrieben, um zu zeigen, welche Fehler man als Unternehmer machen kann. „Tino Skrupellos“ – der Name ist nicht meine Erfindung. Sondern viele Leute, die geschäftlich mit mir zu tun hatten und auch Bestände und GmbHs von mir übernommen haben, haben mir ihre Fehler vorgeworfen und haben sogar eine WhatsApp-Gruppe gegründet, um sich abzusprechen und über mich auszutauschen – wie böse ich doch bin. Und da wurde ich „Tino Skrupellos“ genannt.

Also diese Leute wären sicher auch für Dich interessant. Als Ihr Euch bei mir gemeldet habt, ging es ja auch darum, über das Scheitern zu reden. Dass Leute nicht gern über das Scheitern reden, ist ein Problem der deutschen Mentalität. Da unterscheiden wir uns stark von den Amerikanern, die zum Scheitern stehen. Hier fällt es den meisten Menschen – den meisten Unternehmern, den meisten in der Versicherungsbranche, die eh nicht so ein starkes Rückgrat haben – schwer. Die meisten Leute, die ich kenne, auch Gescheiterte in meinem Umfeld, ziehen sich zurück in ein Loch, jammern, die Welt sei böse, geben allen anderen die Schuld. Ich kenne nur ganz wenige, die sagen: „Fuck, das war blöd, draus gelernt und weiter gehts.“ Oder die sich fragen, „was habe ich selber falsch gemacht“.

Wer aus seinen Fehlern lernt, kann dies für Erfolg nutzen. Wer aber immer anderen die Schuld gibt, der bleibt auch dauerhaft erfolglos. Ich hatte mit mehreren Leuten in den letzten Jahren Rechtsstreitigkeiten, die einfach etwas gekauft haben, ohne eine Strategie für ihr Unternehmen zu entwickeln – auch eine Aktiengesellschaft, die nicht klein war, die dazu sehr profitabel war. Die Käufer haben auch viel viel Geld für die Firma bezahlt. Und innerhalb eines Jahres oder innerhalb von eineinhalb Jahren war diese Firma quasi insolvent. Und da waren auch alle anderen schuld – in erster Linie ich. Erfolgreiche Leute aber machen nicht immer andere für ihr Scheitern verantwortlich, sondern fragen sich: „Was habe ich falsch gemacht“. Und: „Wie kann ich für die Zukunft daraus lernen.“

Ist es nicht auch ein bisschen gefährlich, als Versicherungsmakler Fehler zu machen – weil man dann mit einem halben Bein im Gefängnis steht? Ich denke da an Stichworte wie Falschberatung usw. In der Außenwahrnehmung kommt es einem ein bisschen so vor.

Hach: Ich liebe es! Wir Versicherungsmakler sind eine Branche aus Feiglingen. Ich muss ja nur mal auf Facebook schauen wegen der Aufregung beim Thema „Haftung“. Ich frage mal Dich – Du kennst ja viele Versicherungsmakler. Wie viele Leute kennst Du denn wirklich, die auch mal einen Haftungsfall hatten?

Und wenn es dann weiter geht – wenn Du sagst, Du kennst welche: wie viele Fälle waren denn über 10.000 Euro? Und bei welchen hatte die Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung nicht gezahlt? Kennst Du Ingenieure, Architekten? Weißt Du, wie oft die vor Gericht stehen? Bauträger? Also wie viele Versicherungsmakler haben denn wirklich Probleme?

Beratungsfehler – Gott! Mach deinen Job ordentlich. Dokumentiere , wie du arbeitest. Du stehst mal vor Gericht oder du hast mal ein Anwaltsschreiben. Wir als ZVO haben um die 50.000 Kunden. Wir kaufen Kundenbestände – da übernehmen wir auch Sachen aus der Vergangenheit. Wir bekommen regelmäßig Anwaltsschreiben – dafür bin ich zuständig. Letztes Jahr waren es bei 50.000 Kunden drei. Drei Anwaltsschreiben haben wir bekommen insgesamt, das erste ging um 50.000 Euro. Ein Selbstständiger wollte seine Rürup Rente kündigen und hat gemerkt: er kann sie nicht kündigen. Wir haben ein Schreiben an den Anwalt geschickt – Thema erledigt. Nochmal kam ein Schreiben zur Hausratversicherung – wir haben vergessen, eine Hausratversicherung einzudecken. Schaden: 1.000 Euro. Wir schauen in den Unterlagen, informieren den Kunden, fragen: braucht er eine neue Hausrat? Der Kunde antwortet nicht – Thema erledigt. Und dann haben wir was mit einem Handwerker, da geht es um 10.000 Euro, da sind wir gerade im Austausch mit der Vermögensschaden-Haftpflicht vom übernommenen Bestand. Also drei Fälle bei 50.000 Kunden, von denen zwei sofort erledigt waren.

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Wenn du einen ordentlichen Job machst, auch als Geschäftsführer eine ordentliche D&O-Versicherung hast, dann stehst du nicht mit einem Bein im Knast. Das ist doch Blödsinn. Ich bin der Meinung: Es gibt nur wenige derart sichere Branchen wie die Versicherungsbranche, in denen man wirklich erfolgreich sein kann, ohne große Risiken einzugehen.

Anzeige


vorherige Seite
Seite 1/2/

Anzeige