Viele Rentnerinnen und Rentner werden ihren Lebensstandard im Alter auch dann nicht halten können, wenn sie 45 Jahre Beitrag zur Rentenkasse vorzeigen können. 36 Prozent der künftigen Ruheständler erhalten selbst nach 45 Arbeitsjahren maximal 1.200 Euro netto aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Das berichtet aktuell die Augsburger Allgemeine und beruft sich auf Zahlen, die die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag vorgelegt hat.

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Bei den Rentenansprüchen zeigen sich demnach auch regional große Unterschiede, wobei ein Ost-West-Gefälle zu erkennen ist. In Thüringen werden künftig 57 Prozent der Rentnerinnen und Rentner trotz 45 Beitragsjahren maximal 1.200 Euro netto erhalten. In Sachsen trifft es ebenfalls mehr als die Hälfte. Doch auch der wohlhabendere Süden ist vor den vergleichsweise niedrigen Renten nicht sicher. Selbst in Bayern landen 33 Prozent der künftigen Bezieher unter der Grenze, obwohl sie die entsprechend lange Vollzeitarbeit nachweisen können. Die Zahlen speisen sich aus Daten der Bundesagentur für Arbeit.

"Wir brauchen eine Rentenkasse wie in Österreich, wo die durchschnittliche Rente 800 Euro höher ist als bei uns“, fordert Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag, in der Augsburger Allgemeinen. „Das ist möglich, weil dort nicht nur Arbeitnehmer und Arbeitgeber einzahlen, sondern alle Bürger mit Erwerbseinkommen – auch Abgeordnete, Beamte, Selbstständige und Manager. Was Österreich kann, muss auch Deutschland können“. Er nannte die Zahlen alarmierend.

Derzeit müsse ein Vollzeitbeschäftigter 3.034 Euro brutto im Monat 45 Jahre durchgehend verdienen, um rechnerisch auf 1.200 Euro Nettorente zu kommen, rechnet Bartsch vor. Das Verhältnis von Lohn- und Rentenniveau stimme nicht mehr. Angesichts der galoppierenden Inflation müsse das Rentenniveau eigentlich auf 53 Prozent angehoben werden, argumentiert der Politiker.

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Derzeit bereitet die Bundesregierung eine Rentenreform vor: Vorschläge sollen bereits im Frühling diskutiert werden. Aber die Tendenz geht eher in die andere Richtung. Ökonomen argumentieren, dass das Renten- und Beitragsniveau ohne eine längere Lebensarbeitszeit nicht zu halten sein wird, sofern nicht künftig ein großer Teil des Bundeshaushaltes aufgewendet werde, um die Rentenkasse zu stützen. Unter anderem hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dafür ausgesprochen, dass die Deutschen länger arbeiten. Zusätzlich soll ein Kapitalstock das Umlagesystem der gesetzlichen Rente stützen.

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