Dass Hilfsangebote nicht genutzt werden, kann mehrere Gründe haben, berichtet die DAK. Fehlendes Wissen ist eine wesentliche Ursache. Hinzu gesellen sich aber auch bürokratische Barrieren - sowie die Tatsache, dass es vielfach schlicht an der notwendigen Infrastruktur vor Ort fehle. Ambulante Dienste stehen zum Beispiel nicht überall im gleichen Umfang zur Verfügung. „Dass Pflegedienste nicht leicht verfügbar sind, das ist eine eher dominante Einschätzung der Pflegeerfahrenen“, ist eine bittere Erkenntnis aus dem Report.

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Auf die Frage, „was wird/wurde nicht genutzt, obwohl es hilfreich gewesen wäre?“, nannten laut Allensbach-Umfrage 40 Prozent der Personen mit Einblick in die Pflege eine mögliche „Beratung zur Pflege“, während jene, die aktuell mit Pflegeaufgaben betraut sind, gar zu 41 Prozent zustimmen. „Urlaubsmöglichkeiten für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen“ landet auf Rang zwei der nicht genutzten Hilfsangebote: Hier stimmen 39 Prozent der Pflege-Erfahrenen und sogar 43 Prozent der aktuell Pflegenden zu, diese nicht in Anspruch genommen zu haben, obwohl dies hilfreich gewesen wäre. Auf eine „Haushaltshilfe“ verzichteten 37 Prozent der Pflege-Erfahrenen und sogar 41 Prozent der aktuell Pflegenden (siehe Grafik).

Basis: Bundesrepublik Deutschland, Personen mit Einblick in die Pflege, Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9207 (2022)DAK Pflegereport 2022 / Allensbach

Auch andere wichtige Unterstützungsleistungen wurden nicht genutzt, obwohl sie hilfreich gewesen wären. So hat fast jeder Vierte auf einen Pflegedienst oder auf Kurzzeitpflege verzichtet. Etwa jeder Neunte immerhin noch auf eine Unterbringen des Bedürftigen im Pflegeheim.

Mehr Unterstützung gefordert

Aus Sicht von DAK-Kassenchef Storm zeigt der DAK-Pflegereport 2022, dass die Politik pflegende Angehörige in zwei Schritten unterstützen müsse. Kurzfristig gehe es um eine finanzielle Entlastung, mittelfristig müssten aber auch die Unterstützungsstrukturen vor Ort verbessert werden.

„Gerade in Zeiten steigender Kosten durch sich überlagernde Krisen geht es zunächst um eine Reduzierung der finanziellen Belastungen“, sagt Storm. Die letzte Anpassung des Pflegegeldes erfolgte zum 1. Januar 2017. Gesetzlich vorgesehen ist, dass regelhaft alle drei Jahre eine Überprüfung der Leistungen auf Grundlage der kumulierten Preisentwicklung erfolgt. Dieser Dreijahresrhythmus sei bei derart schnell steigenden Preisen nicht mehr zeitgemäß: „Die DAK-Gesundheit fordert hier eine zeitnahe und spürbare Erhöhung des Pflegegelds – das sollten nicht weniger als zehn Prozent sein“, so Storm.

Die gesammelten Daten würden die Notwendigkeit unterstreichen, die in der Koalitionsvereinbarung angedachte Zusammenfassung der Kurzzeit- und Verhinderungspflege in einem Entlastungsbudget schnell auf den Weg zu bringen. „Hierdurch können pflegende Angehörige nicht nur entlastet werden, diese Budgetierung ermöglicht ihnen auch individuellere Lösungen. Die Betroffenen können mögliche Engpässe aufgrund eigener Abwesenheit oder Krankheit besser organisieren“, heißt es in einem Pressetext der DAK.

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Doch notwendig seien umfassendere Reformen im Pflegesystem. Deren Ziel müsse eine faire Lastenverteilung zwischen Beitrags- und Steuerzahlenden sowie Pflegebedürftigen sein, so Storm: „Gerade für die Stärkung der ambulanten Pflege gilt: Eine Erhöhung und regelhafte Dynamisierung des Pflegegelds sowie die Einführung des Entlastungsbudgets lassen sich nur verwirklichen, wenn es gelingt, die Finanzierung der Pflegeversicherung zukunftsfest weiterzuentwickeln.“

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