Angemessenheit zulasten der Nachhaltigkeit: Problem auch weiterer EU-Länder

Ein Spannungsverhältnis zwischen Angemessenheit und Nachhaltigkeit aber betrifft nicht nur Deutschland – bei Ländern wie Österreich, Italien oder Spanien klaffen die Werte sogar noch weiter auseinander. Spanien erhält für die Angemessenheit 72,9 von 100 möglichen Punkten, für die Nachhaltigkeit hingegen gibt es nur 28,1 Punkte. Österreich erhält für die Angemessenheit 65,3 Punkte. Für die Nachhaltigkeit hingegen gibt es nur 23.5 Punkte. Und Italien erhält für die Angemessenheit 68,2 Punkte, für die Nachhaltigkeit hingegen sogar nur 21.3 Punkte. In all diesen Ländern zeigt sich das gleiche Problem: Die Leistungsfähigkeit des aktuellen Rentensystems wird laut Mercer-Index auf Kosten der Zukunft erkauft.

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Der Ranking-Sieger: Ein Debütant

Wie es besser geht, machen die Sieger des Rankings vor. Und hier gibt es eine Überraschung: Ein Neuling landet aus dem Stand auf Rang eins. Wurde doch erstmals auch das Rentensystem Islands bewertet. Mit 82,7 Prozent für die Angemessenheit (bestes Ergebnis für den Subindex), 84,6 Prozent für die Nachhaltigkeit (bestes Ergebnis) und 86,0 Prozent für die Integrität (Rang sieben für den Subindex) verwies Island den Vorjahressieger Niederlande auf den zweiten Rang. 84,2 Prozent als Gesamtbewertung bedeuteten für Island den Sieg vor den Niederlangen mit 83,5 Prozent und vor Dänemark mit 82,0 Prozent. Das Abschneiden aller Länder mit den Wertungen der Subindizes veranschaulicht folgende Tabelle:

@Mercer Deutschland

Nachhaltigkeit: Demografische Lasten verteilt auf drei Säulen

Was aber macht die Stärke der Siegersysteme aus? Beispiel Island: Das Rentensystem umfasst eine staatliche Rente mit zwei Komponenten – diese wird auch durch hohe Beiträge gespeist. Hat doch Island von allen OECD-Ländern den zweithöchsten Durchschnittslohn hinter Luxemburg. Hinzu kommt eine obligatorische betriebliche Altersversorgung mit Beiträgen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, vergleichbar mit den quasi-obligatorischen Lösungen in Dänemark und in den Niederlanden. Auch können freiwillige Beiträge in staatlich genehmigte Rentenprodukte der dritten Säule, der Privatvorsorge, eingezahlt werden.

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Beispiel Niederlande: Die obligatorische staatliche Alterssicherung AOW, die „Algemene Ouderdomswet“, deckt zwar nur ein Mindestniveau ab (unabhängig von der Einkommenshöhe). Das Geheimnis des niederländischen Erfolgs jedoch liegt an der zweiten Säule des Rentensystems – an der betrieblichen Altersversorgung. Mehr als 91 Prozent der aktiven Arbeitnehmer und 50 Prozent der Rentner verfügen in den Niederlanden über eine Zusatzrentenregelung bzw. beziehen eine Betriebsrente – Betriebsrenten sind gängiger Bestandteil des Lohnes geworden. Der Wermutstropfen dieses hohen Alters-Sicherungsniveaus freilich aus Branchensicht ist, dass die private Altersvorsorge in den Niederlanden nur eine geringe Rolle spielt (Versicherungsbote berichtete). Die Pressemeldung und Links zur englischen Studie sind auf der Webseite von Mercer Deutschland verfügbar.

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