Verkaufen ist die Fähigkeit, andere Menschen von eigenen Ideen zu überzeugen und sie für deren Umsetzung zu gewinnen. Es hat viel mit Gespür und echtem Interesse für die Anliegen der Zielgruppe zu tun, mit Zuhören und mit dem Aufbau von Vertrauen. Verkaufen ist eine hoch spannende und psychologisch komplexe Aufgabe. Trotzdem hat es oft ein mieses Image. Umfragen zufolge würden viele Menschen lieber Straßenkehrer sein als Versicherungsvertreter. Doch verkaufen kann auch Spaß machen und mühelos sein – sowohl für Makler als auch Kunden.

Anzeige

Mit ausreichend Zeit in den Prozess starten

Damit beide Seiten das Erlebnis genießen, ist grundsätzlich entscheidend, dass Vermittler einen guten Verkaufsprozess haben. Einfach mal anrufen und schauen was passiert, geht gar nicht. Einfach mal drauflos sprudeln und gucken, ob man irgendwas platziert bekommt, ist keine Taktik. Das befeuert nur den schlechten Ruf. Versicherungsprofis sollten sich vielmehr an allen Touchpoints als Experte aus einem bestimmten Bereich positionieren. Ihr Spezialgebiet sollte an jeder Stelle sichtbar sein – auf der Visitenkarte, auf der Homepage, im Social-Media-Profil und beim Firmenschild. Mit diesem Expertenstatus starten Makler dann in jedes Gespräch.

Sehr viele Verkäufer machen den Fehler und setzen auf die Kombination von einmaligem Gespräch und anschließender Mail. Sie glauben irrtümlicherweise, das ginge schneller. Manchmal wollen sie sich auch vor einem möglichen Nein im direkten Gespräch schützen. Die Wahrheit ist: Wer sich im Verkaufsprozess Zeit nimmt, spart Zeit. Es geht nach hinten los, wenn Makler zwingend in einem einzigen Termin alles besprechen wollen, um hinterher nur noch rasch ein Angebot per Mail zu senden. So werden Makler ständig nachfassen müssen, x-mal anrufen und immer wieder vertröstet werden, bis der Kunde am Ende das Angebot doch noch ausschlägt. Darunter leiden die Abschlusszahlen.

Besonders große Projekte mit erkennbarem Investitionsrisiko lassen sich nicht mal eben per E-Mail abwickeln. Profis nehmen sich Zeit, dem Kunden das Angebot persönlich und in Ruhe zu präsentieren. Wer hinfährt, drückt seine Wertschätzung aus. Außerdem können Experten, anders als bei einer digitalen Nachricht, durch stimmigen Gesamtauftritt punkten, Fragen beantworten und letzte Kundenbedenken sofort ausräumen.

Nicht das ganze Büfett auf einmal

Dienstleister wollen immer gleich den ganz großen Kuchen verkaufen. Viele Finanzberater setzen sich mit dem Kunden hin und machen im Erstgespräch eine komplette Analyse seiner wirtschaftlichen Situation. Sie gehen jeden einzelnen Teilbereich durch: Wollen Sie Steuern sparen? Vermögen aufbauen? Etwas finanzieren? Immobilien erwerben? Rente schützen? … Das dauert im Extremfall viele Stunden. Für Kunden ist das derartig kompliziert, schwer verständlich und anstrengend, dass viele sich dieser Situation nicht noch einmal aussetzen wollten. Und nach der Analyse den Verkaufsprozess abbrechen.

Anzeige

Der Kunde ist mit so viel Information und Auswahl völlig überfordert. Er beschäftigt sich ja nicht jeden Tag mit diesen Themen. Entweder liegt ihm Finanzen nicht – dann braucht er Sie. Oder er muss sich erstmals gezwungenermaßen damit auseinandersetzen, weil sich sein Leben ändert (Umzug, neuer Job, Kind, Erbschaft …). Mit dem Anlass allein wächst aber nicht automatisch seine Kompetenz. Also fehlt ihm das Wissen und Vertrauen, selbst eine gute Entscheidung zu treffen – und er braucht ebenfalls den Fachmann.

Verwirrte Kunden kaufen nicht

Ein Verkaufsexperte ist der Fachmann dann, wenn er im ersten Gespräch nur das aktuell wichtigste Problem und den zentralen Handlungsdruck des Konsumenten identifizieren. Gleichzeitig sollte der Berater seine Kompetenz zur Beseitigung signalisieren. „Exakt für Ihr Problem habe ich eine perfekte Lösung. Das kann ich aufgrund von folgenden Referenzen auch belegen … “ Gelingt ihm das, ist verkaufen mühelos. Der Makler löst das Problem und alles andere bespricht er später.

Vertrauen aufbauen

Auch wenn es verlockend erscheint – Berater dürfen es beim Erstgespräch nicht übertreiben und den Kunden zum Rundumschlag überreden. Das schreckt ab. Stellen Sie sich vor: Ein hervorragender Hobbygriller will den Nachbar von seinem Grilltalent überzeugen und lädt ihn zum Barbecue ein. Was wird der Griller servieren? Das große Programm? Steak, Würstchen, Fisch, vegane Buletten, Grillgemüse, gegrillte Ananas und Co.? Das schreit nach Verzweiflung. Um das Vertrauen des Nachbarn zu erzielen, würde der Grillfan immer nur sein bestes Menü servieren – sagen wir Steak. Der Griller bekommt Vertrauensvorschuss, der Nachbar folgt der Einladung und das Essen ist lecker – top.

Anzeige

Bei der zweiten Einladung kann der Griller mutiger werden: „Jetzt würde ich gerne mal was mit Ihnen ausprobieren. Ich weiß noch nicht, ob Sie eher Gemüse oder Fisch nachhaltig begeistern wird, aber lassen Sie uns das testen.“ Dank erhöhtem Vertrauenslevel sagt der Nachbar Ja. Wie beim natürlichen Kennenlernen müssen auch Berater über einen bestimmten Themenbereich bei ihren Kunden Vertrauens erwerben. Bei der Lieferung von Produkt oder Dienstleistung haben Makler die Chance, diesen Vorschuss zu rechtfertigen. Das stärkt die Zuversicht bei zukünftigen Entscheidungen. „Lieber Kunde, du kannst mir vertrauen, wir können mehr zusammen machen.“ Erst dann sollten Berater das Büfett verbreitern und rechts und links weitere Projekte ins Auge fassen.

Verwirrte Kunden kaufen nicht

Kluge Berater vermeiden Komplexität und zu viele Details in ihren Gesprächen. Darüber hinaus unterschätzen sie niemals, wie kurz die Aufmerksamkeitsspanne vieler Menschen ist. Im Notfall eignen sich mehrere Termine mit kleinen verständlichen Gesprächseinheiten besser. Denn einer Situation, in der ein Kunde nur die Hälfte versteht, weicht er aus. Es gilt die Regel: Verwirrte Kunden kaufen nicht. Verwirrung ist meistens auch der Grund, wenn jemand es sich am Ende eines Gesprächs „noch mal überlegen“, „es mit XY besprechen“ will oder „drüber schlafen muss“. Wer sein Beratungskonzept vereinfacht, erhöht die Abschlussrate.

Anzeige

Ein weiteres Problem bei einer zu umfangreichen Analyse und zu vielen Details: Der Kunde sieht ewig lange kein Ergebnis. Er erkennt in den ganzen Fragen auch keine wirkliche Struktur, weil er sich irgendwann mental ausklinkt. Und dann wird der Anschluss schwierig. Deshalb: Suchen Sie sich ein Thema raus, mit dem Sie starten und stellen Sie einen Brückenkopf her – wie beim Militär. Bauen Sie eine kleine Landungsbrücke, schicken ein paar Truppen rüber, schaffen Sie eine neue Befestigung. Und lassen Sie Truppen nachziehen. Dann geht es wieder von vorne los und genauso weiter. Keiner greift auf breiter Front an. Das ist total bescheuert. Trotzdem wird das im Vertrieb häufig falsch gemacht.

Seite 1/2/

Anzeige