Versicherungsbote: Im jüngsten PoolRadar 2020 heißt es, dass der Stellenwert von Maklerverwaltungsprogrammen mit der Bedeutung digitaler Prozesse gestiegen ist. Gibt es denn überhaupt noch Makler, die ohne MVP arbeiten?

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Michael Franke: Die gibt es tatsächlich nach wie vor. Indiz hierfür ist beispielsweise das Projekt „meinMVP“ der VHV, das unter Maklern aus berufsständischen und MVP-Herstellern aus wettbewerbstaktischen Überlegungen für Wirbel gesorgt hat. Es bezieht nach Aussagen aus Hannover seine Legitimation unter anderem daraus, dass es Makler anspricht, die heute nach wie vor ohne MVP unterwegs sind und preisgünstige Lösungen ansonsten womöglich bei einem Pool suchen würden – auch wenn das vermutlich nicht der einzige Grund ist. Auch anderweitige Befragungen, etwa von der deutsche-versicherungsboerse.de, lassen auf einen erstaunlich hohen Anteil von Maklern ohne MVP schließen.

Was sollte ein MVP können, um ‚zukunftsfähig‘ zu sein?

Zur Zukunftsfähigkeit gehören eine ganze Reihe von Eigenschaften. „Interoperabilität“ ist so ein Stichwort. Es meint die Möglichkeit, mit Drittsystemen, zum Beispiel Analyse- oder Beratungssystemen, in synchronen Prozessen zu kommunizieren. Ebenso ist die Fähigkeit, Daten in Standardformaten und -verfahren von Produktgebern entgegenzunehmen, heute beinahe unabdingbar. Spätestens in der Pandemie ist klar geworden, dass die Option, dezentrale Arbeitsplätze bedienen zu können, ein wichtiges Asset bedeutet. Moderne, browserbasierte Systeme sind hier klar im Vorteil, weil sie die erforderliche Architektur einer zentralen Datenhaltung mit Zugriffsmöglichkeit von beinahe jedem Endgerät aus prinzipbedingt schon mitbringen. Jenseits der technischen Fragestellungen spielt natürlich auch die Zukunftsfähigkeit des Anbieters selbst – wirtschaftlich wie strategisch – eine Rolle.

Welche Rolle spielen die Pools und Verbünde bei der Etablierung von MVP? Und lassen sie Maklern ausreichend Freiheiten, um sich für oder gegen Programme zu entscheiden?

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Die Bedeutung wächst. Rund ein Drittel der Pools und Verbünde haben ein eigenes MVP entwickelt, das im Zweifel besser in die Prozesse und Datenflüsse des Pools integriert ist als ein Fremdsystem. Das ist fast zwangsläufig so und passt zur verbreiteten Strategie, Makler möglichst umfassend zu binden. Denn für alle Systeme, marktgängige wie pooleigene, gilt: Aufwand und Reibungsverluste, die ein Umstieg mit sich bringt, sind hoch.

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