Die Sammelsparte für das Schaden- und Unfallgeschäft

Die Trennung nach Sparten beim Betrieb von Versicherungen wird durch Paragraph 8 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) vorgeschrieben – der Betrieb der Lebensversicherung ist vom Betrieb anderer Versicherungssparten zu trennen. Ebenso ist der Betrieb der Krankenversicherung vom Betrieb anderer Versicherungssparten zu trennen. Dies führt dazu, all jene Zweige und Bereiche, die nicht unter die Lebens- oder Krankenversicherung fallen, einer dritten großen Sparte zuzuordnen für das Schaden- und Unfallgeschäft: Dem Kompositgeschäft ("Compositum" = das Zusammengesetzte).

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Und Ergebnisse dieser Komposit-Sparte können sich durchaus sehen lassen. Das zeigt der aktuelle „Branchenmonitor Kompositversicherung 2014-2019“ der V.E.R.S Leipzig GmbH (in Zusammenarbeit mit Sirius Campus): 73.205 Mio. Euro an Bruttoprämien verbuchte der Gesamtmarkt in 2019 – ein gewaltiges Geschäft.

Größter Prämienposten durch Kfz-Versicherung

Der größte Teil dieses Prämienkuchens – 45 Prozent – entfällt auf den Komposit-Zweig Kraftfahrt Gesamt. Zweitgrößter Posten im Komposit-Portfolio verdankt sich der Summe mehrerer kleinerer Zweige – der Branchenmonitor fasst diese unter „Rest“ zusammen. Hierzu gehört die wichtige Rechtsschutzversicherung. Aber auch Zweige wie „Feuer, „Kredit und Kaution“, „sonstige Sachversicherung“, „technische Versicherung“ oder „Transport und Luftfahrt“ werden dem Rest zugeordnet. In 2019 verdanken sich beachtliche 18 Prozent der Prämien dieser Sammelkategorie.

Drittgrößter Posten des Komposit-Geschäfts ist die Verbundene Gebäudeversicherung mit zwölf Prozent vom Prämienkuchen. Knapp dahinter liegt die Haftpflicht mit elf Prozent sowie die Unfallversicherung mit neun Prozent. Den kleinsten Posten stellt, letztendlich, die äußert profitable Verbundene Hausrat – auf sie entfallen fünf Prozent der verbuchten Prämien.

Nur drei Unternehmen schreiben rote Zahlen

Dass sich mit dem Kompositgeschäft gutes Geld verdienen lässt, zeigen auch weitere Kennzahlen: Nur drei der 50 im Monitor untersuchten Unternehmen mussten in 2019 eine Schaden-Kosten-Quote beziehungsweise Combined Ratio von über 100 Prozent ausweisen und schreiben demnach rote Zahlen in 2019. Betroffen sind die DA Deutsche Allgemeine (CR von 102,12 Prozent), der Bayerische VersVerband (102,73 Prozent) sowie – mit der Allianz Direct – der Direktversicherer der Allianz (109,40 Prozent als CR-Schlusslicht).

Verbesserte Schaden-Kosten-Bilanz durch mildes Wetter

Die durchschnittliche Combined Ratio über alle 50 Versicherer hinweg ergab in 2019 auskömmliche 92,60 Prozent – eine Verbesserung gegenüber 2018, als die durchschnittliche CR noch 93,85 Prozent betrug. Das lag vor allem an einem guten Geschäftsjahr für die Krisenzweige: Lag die durchschnittliche CR der vom Klimawandel gebeutelten Wohngebäudeversicherung in 2018 noch bei 102,21 Prozent, sorgte ein milderes Wettergeschehen in 2019 für auskömmliche 93,74 Prozent (Versicherungsbote berichtete).

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Auch die durchschnittliche CR im Zweig Kraftfahrt Gesamt wurde in 2019 gerade noch unter die kritische 100-Prozent-Markte gedrückt. Sie lag, trotz hartem Preiskampf und steigenden Schadenaufwendungen, bei 99,24 Prozent. Das allerdings ändert nichts an der Tatsache, dass fast jeder zweite Kfz-Versicherer im größten Kompositzweig auch 2019 rote Zahlen schrieb (Versicherungsbote berichtete).

Einige Zweige sind besonders profitabel

Somit gilt auch für 2019: Verluste in einem Zweig des Kompositgeschäfts werden durch die Versicherer zum Teil durch profitablere Zweige ausgeglichen. Wie eh und je erwiesen sich in 2019 die kleineren Zweige Haftpflicht (durchschnittliche CR von 83,96 Prozent am Markt), Unfall (durchschnittliche CR von 81,29 Prozent) sowie Verbundene Hausrat (durchschnittliche CR von 72,94 Prozent) als besonders profitabel.

Diese Zweige sichern, dass sich auch in der Summe das Komposit-Geschäft sehen lassen kann: Beim versicherungstechnischen Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung) glänzt jeder Versicherer im Schnitt mit einem komfortablen Plus von durchschnittlich 62,34 Millionen Euro in 2019. Weil das versicherungstechnische Ergebnis in 2018 noch bei 49,59 Mio. Euro lag, kann sich die Branche über eine Verbesserung von 26 Prozent freuen.

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Kompositsparte wächst und wächst

Doch auch der Vergleich der Geschäftszahlen 2014 und 2019 zeigt, dass alle Zeichen bei der Kompositversicherung auf Wachstum stehen: für den gesamten Untersuchungszeitraum des Monitors erhöhten sich die durchschnittliche Anzahl der Versicherungsverträge je Versicherer um 10,55 Prozent – und liegt in 2019 bei 5.377.504 Verträgen. Und das durchschnittliche Prämienvolumen legte seit 2014 sogar um 18,91 Prozent zu und liegt in 2019 bei gebuchten Bruttoprämien in Höhe von durchschnittlich 1.242,64 Mio. Euro.

Freilich: Solche Zahlen dürfen aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Branche vor großen Herausforderungen steht. Denn durch die Digitalisierung und durch zunehmenden Konkurrenzdruck, der von digitalen Versicherern ausgeht, stehen insbesondere Traditionsunternehmen vor neuen Herausforderungen. Und dieser Wettbewerb verlangt den Anbietern einiges ab.

Am deutlichsten wird dies an der Kfz-Versicherung: Unternehmen nehmen im Kampf um Marktanteile sogar Verluste in Kauf (Versicherungsbote berichtete). Doch auch in anderen Zweigen mit ähnlich weniger komplexen Produkten – beispielhaft ist hier die Unfallversicherung – könnte ein Digitalisierungsschub den Wettbewerb grundlegend verändern und zu einem Preiskampf der Anbieter führen.

Hinzu kommt: Mit der Wohngebäudeversicherung kriselt ein weiterer großer Zweig der Kompositsparte neben der Kfz-Versicherung – die Krise ist verursacht durch zunehmende extreme Wettererscheinungen aufgrund des Klimawandels sowie durch zunehmende Schadenaufwendungen für Leitungswasserschäden (Versicherungsbote berichtete). Und niemand kann den Versicherern garantieren, dass auch in den nächsten Jahren ein mildes Wetter die Bilanzen schont. Aus diesem Grund lohnt es trotz des guten Geschäftsjahrs 2019, ein Zitat von Monitor-Autor Clemens Wilde aus einem älteren Branchenmonitor zu wiederholen: Die Zukunft der Komposit-Sparte ist „offener denn je“.

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Hintergrund: Ausgewertet wurden für den „Branchenmonitor Kompositversicherung 2014-2019“ BaFin-Berichte sowie das Statistische Jahrbuch des Branchenverbandes GDV, ebenso verschiedene Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer. Der Monitor deckt 50 Versicherungsunternehmen und damit 85 Prozent des Schaden-/ Unfallmarktes ab und kann kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.

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