Indizien bietet eine andere Studie aus dem Analysehaus Franke & Bornberg. Die Tester haben gewerbliche Cyber-Risiken speziell für kleine und mittelständische Firmen untersucht und durchaus Defizite festgestellt. Nicht nur seien die Begriffe in den Bedingungswerken der verschiedenen Versicherer uneinheitlich, so dass Geschäftsführer Michael Franke eine „fast babylonische Sprachverwirrung“ ausmacht. Auch die Leistungen der Verträge seien sehr verschieden definiert. Das kann es im Zweifel erschweren, tatsächlich eine Leistung zu erhalten. Hier ist die Branche gefragt, verbindliche Mindest-Standards zu schaffen (der Versicherungsbote berichtete).

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Mindeststandards sind gefragt

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat das Problem uneinheitlicher Vertragsbedingungen erkannt und im Frühjahr des letzten Jahres Musterbedingungen vorgestellt, an denen sich die Versicherer und Unternehmen orientieren können. Allerdings sind diese unverbindlich.

Laut Empfehlung des GDV sollen die Verträge nicht nur bei Datenklau und Betriebsunterbrechungen eine Leistung erbringen, sondern auch Kosten für IT-Forensiker oder Krisenkommunikation übernehmen. Unter Kosten für IT-Forensiker werden die Aufwendungen gefasst, die notwendig sind, einen Schaden durch externe Computer- und Technikexperten feststellen und einschätzen zu lassen. Unter Krisenkommunikation hingegen fallen jene Maßnahmen, die der Information des Kunden über einen Schaden dienen, etwa Anrufe per Call Center. Auch Maßnahmen zur Wiederherstellung des Images einer Firma können gemeint sein.

„Unternehmen und Versicherungsgeber sollten klar definieren, bei welchen Vorfällen eine Cybersicherung greift und wie mögliche Schadensfälle nachgewiesen werden“, mahnt nun auch Bitkom-Geschäftsführerin Dehmel.

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Schwer kalkulierbare Risiken

Auf ein Problem für die Versicherer wies aber bereits Franke und Bornberg in ihrer Studie hin: Weil sich Cyberrisiken dynamisch entwickeln und es bisher wenig Erfahrung damit gibt, entziehen sich Cyberrisiken vielfach einer vorausschauenden Kalkulation. Auch die Versicherer müssen also fürchten, dass sie sich schlecht verrechnen und es mit unerwartet hohen Schäden zu tun bekommen.

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