Stefan Kraus: Bausparen war schon immer aktuell und wird es auch bleiben. Auch wenn sich die Märkte ändern, reagieren die Bausparkassen mit neuen Tarifen, die sowohl dem Sparer als auch dem Finanzierungskunden Vorteile bieten.

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Warum sollten Vermittler auf Bauspar-Produkte setzen?

Kundenbindung ist das A und O für jeden Vermittler. Lasse ich eine Produktsparte liegen, öffnet sich die Tür für andere Vermittler. Und schon wird dieser den Kunden zum Beispiel auch auf Versicherungen ansprechen. Neben dem kurzfristigen Provisionsaspekt zählt hier die langfristige Kundenbindung, auch wenn es im Moment vielleicht nur um einen kleinen Vertrag über vermögenswirksame Leistungen geht.

Viele Vermittler stehen dem Bausparer nicht unbedingt positiv gegenüber. Welche Hintergründe hat das?

Der Hauptgrund liegt darin, dass viele Kunden einfach falsch beraten wurden, von wem auch immer. Wer zum Beispiel vor zehn Jahren seine Finanzierung mit einem Bausparvertrag mit nur einem Promille Sparbeitrag abgeschlossen hat, dem ist heute nicht geholfen, weil der Vertrag erst in weiteren 15 oder sogar 25 Jahren in die Zuteilung kommt. Ferner sehen viele Vermittler und alte Bausparkunden heute nur den hohen Darlehenszins bei den Altverträgen, die heute in die Zuteilung kommen. Der hohe Guthabenzins wird leider vergessen. Diese subjektiv negativen Aspekte geben dem Bausparen ein schlechtes Bild. Objektiv betrachtet kann ich auch das hoch verzinste Guthaben aus einem Altvertrag in einen Neuvertrag mit niedrigem Darlehenszins übertragen und habe dann beides: Hohe Guthabenzinsen in der Vergangenheit und einen niedrigen Darlehenszins in der Zukunft.

Wie hat sich das Geschäft mit Bausparverträgen in den letzten fünf Jahren geändert?

Die größte Veränderung sind die neuen Tarife, die in den letzten Jahren entstanden sind. So wie auf der einen Seite die Guthabenzinsen gesunken sind, sind auf der anderen Seite auch die Darlehenszinsen gesunken. Viele Bausparkassen versuchen auch aktiv, ihre reinen Sparkunden aus den Hochzinstarifen herauszukündigen.

An welchen Schrauben müsste die Branche oder sogar die Politik drehen, um Bausparen attraktiver zu machen?

Die Einkommensgrenzen für die Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmersparzulage sind seit über zehn Jahren nahezu unverändert. Hier wäre eine Anpassung (also Erhöhung) an die Einkommensentwicklung und Inflationsrate dringend erforderlich. Ferner würde eine zusätzliche Kinderbausparprämie gerade jungen Familien helfen, schneller ins eigene Heim zu kommen. Jede Bausparförderung, die zusätzliches Wohneigentum schafft, entlastet sogar die Staatskasse. Alleine die Grunderwerbsteuer von bis zu 6,5 Prozent bringt sofort Gewinn in die Staatskasse. Ganz zu schweigen vom Neubau: hier kommt Mehrwertsteuer in die Kasse, Gewerbesteuer, Arbeiter haben Arbeit und zahlen Lohnsteuer - und so weiter.

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Die Fragen stellte Jenny Müller

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