Raffelhüschen: Eine wirkliche Garantie kann es ohnehin nicht geben. Wir haben das ja auch schon mehrfach durchexerziert. Ich weiß spontan nicht, wie viel die Lebensversicherer ausgezahlt haben, nachdem die Reichsanleihen nach dem 1. und 2. Weltkrieg nicht zurückgezahlt worden sind. Ich denke mal, das war eine Nullauszahlung. Zu deutsch: Es gibt keine hundertprozentige Garantie! Weder auf dem Kapitalmarkt oder für Anleihen noch auf dem Markt für Produktivkapital, also Aktien oder GmbH-Anteile, noch auf dem Immobilienmarkt. Eine hundertprozentige Garantie ist im Leben leider nicht verfügbar.

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Die einzige Garantie, die man hat, ist, wenn man ratierlich und diversifiziert spart. Also indem man nicht alle Eier in einen Korb legt, die Körbe langsam befüllt und langsam auch entfüllt. So lässt sich das Risiko minimieren, aber es wird immer ein Restrisiko bleiben.

Jetzt im Niedrigzins entpuppen sich eher die alten Garantien als trügerisch und teuer. Die Versicherungen hätten seit 20 Jahren schon diskutieren müssen, warum sie die Fesseln des Versicherungsaufsichtsgesetzes und der Bilanzrichtlinien ertragen. Diese führen unausweichlich zu viel zu hohen Staatsschuldanleihen oder damit hoch korrelierten anderen Anleiheanteilen in den Refinanzierungsstrukturen. Das führt zu einem immensen Problem, wenn zur Rettung des Euros die Zentralbank eine Nullzinspolitik betreibt.

Versicherungsbote: Abschließend eine Prognose: Wie kann ein stabiles Rentensystem in 30 Jahren aussehen?

Raffelhüschen: Im Grunde genommen würde ich unser System nehmen und das Rentenzugangsalter ab 2030 noch weiter erhöhen. Dann haben wir eigentlich alles in trockenen Tüchern.

Versicherungsbote:...obwohl die private und betriebliche Altersvorsorge die Erwartungen nicht voll erfüllt und viele nicht vorsorgen?

Raffelhüschen: Dem würde ich widersprechen. Wir haben ja bereits eine große Zahl an privater und betrieblicher Altersvorsorge, allein bei Riester 16,5 Millionen Verträge. Man darf hierbei nicht vergessen: Viele Bürger sorgen auch durch andere Formen vor, etwa Aktien oder Immobilien. Wenn sich das weiter ausfährt, haben wir einen gesunden Mix. Wir brauchen die gesetzliche Rente im Umlageverfahren als Basisversorgung, das würden wir auch bekommen, wenn man sie in Ruhe ließe. Allerdings wollen große Teile in der SPD die Weichen wieder umstellen und die gesetzliche Rente wieder ausbauen, was ich für Blödsinn halte. Wenn wir es so lassen, wie es derzeit ist, und noch ein bisschen reparieren, dann haben wir etwas Gesundes vor uns.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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