Peter Kolm: Natürlich sind diese Erwartungen berechtigt – ob sie tatsächlich umsetzbar sind, hängt aber nicht nur sehr stark von den Durchführungswegen der bAV in den Unternehmen ab, sondern auch davon, was man sich unter einer bAV-Digitalisierung eigentlich vorstellt. Erfahrungsgemäß gehen die Vorstellungen hier sehr weit auseinander.

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Keinesfalls ist unter einer bAV-Digitalisierung nur eine digitale Versicherungsvertragsverwaltung zu verstehen, wie sie heute von verschiedenen Versicherungsgesellschaften und bAV-Dienstleistern angeboten wird. Vielmehr ist eine präzise arbeits-, steuer- und sozialversicherungsrechtliche Modellierung bzw. digitale Abbildung aller Versorgungsordnungen und Zusagetypen erforderlich, ohne die beispielsweise die Berechnung von Leistungen oder die versicherungsmathematischen Bewertungen für den Bilanzausweis von Direkt- oder Unterstützungskassenzusagen in der Cloud nicht möglich wäre.

Digitale bAV-Portale müssen darüber hinaus die Einbindung von Dienstleistern und somit die Einbindung externen Knowhows in die Verwaltungsprozesse erlauben. Auch wollen Mitarbeiter sich über die Leistungen ihrer bAV informieren und alle Dokumente jederzeit einsehen können.

Wo sehen Sie hier Probleme?

Problematisch ist die Verwaltung aller versicherungsförmiger Durchführungswege. Denn diese sind zu einem erheblichen Anteil auf die Schnittstellen, die die Versicherer anbieten, angewiesen. Die deutschen Versicherer sind aber digital leider alles andere als gut aufgestellt. Zwar bieten die meisten GDV-Schnittstellen und/oder BIPRO, haben eigene Onlineplattformen oder arbeiten „Whitelabel“ mit verschiedenen IT-Dienstleistern zusammen. Von modernen Datenschnittstellen wie zum Beispiel einer API, wie man sie von jeder Fondsgesellschaft her kennt, sind sie aber Lichtjahre entfernt.

Und gerade in Zeiten, in denen Versicherer die Garantien drosseln müssen, um dann über komplexe Hybridmodelle noch interessante Renditen für ihre Kunden erwirtschaften zu können, tut Transparenz zum Beispiel bei der Zusammensetzung eines Portfolios in einem modernen Hybridprodukt nicht nur Not, sondern ist ein immer wichtiger werdender Bestandteil für die Vorsorgeplanung des Einzelnen. Bei privaten Kapitalanlagen, zum Beispiel im Aktien- oder Fondsbereich, ist es der Anleger gewohnt, alle relevanten Daten kontinuierlich zuhause vom Sofa aus abzufragen. Hier besteht im Lebensversicherungsbereich hoher Nachholbedarf.

Zusammenfassend darf ich also sagen, dass die Erwartungen an die Digitalisierung der bAV berechtigt sind – dass es aber erheblich von der Art der jeweiligen bAV in den Unternehmen abhängt, ob sich diese Erwartungen erfüllen lassen.

Erst elf Prozent der befragten Unternehmen nutzen zur bAV-Verwaltung eine Softwarelösung aus der Cloud. Datenschutz und Datensicherheit sind mit jeweils 54 Prozent die am häufigsten genannten Argumente, die nach Ansicht der Umfrageteilnehmenden gegen den Einsatz einer cloudbasierten Lösung zur bAV-Verwaltung sprechen. Wie reagieren Sie als Anbieter einer cloudbasierten Lösung zur bAV-Verwaltung auf diese Vorbehalte?

Ich verstehe nach wie vor nicht die Ängste vieler Unternehmen vor Cloudlösungen. Die Vorteile liegen einfach auf der Hand. Natürlich muss darauf geachtet werden, dass die entsprechenden gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden. Wir haben unsere bAV-Cloud bixie bei der Open Telekom Cloud gehostet. Mehr als 50 renommierte Hard- und Softwareanbieter, wie SAP oder Cisco, haben bereits Quartier im „House of Clouds“ von T-Systems bezogen.

Und zum Abschluss noch ein persönliches Fazit zu den Ergebnissen der Trendstudie “Digitalisierung der Verwaltung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) – Gegenwart und Zukunft“. Gibt es ein Ergebnis, das Sie besonders überrascht hat?

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Nein, die Ergebnisse haben mich nicht überrascht. Die Studie hat nur bestätigt, dass bei der Digitalisierung der bAV noch sehr viel Luft nach oben ist und die bAV in den nächsten Jahren zwangsläufig sehr viel digitaler sein wird. Wir als bAV-Cloudanbieter sind für diese Zukunft schon heute gut aufgestellt und wir freuen uns über zunehmende Anfragen von Unternehmen, die die Vorteile einer digitalen bAV in unserer bAV-Cloud erkannt haben und sogar bereit sind, ihre traditionelle bAV-Prozesswelt zu verlassen und die bAV-Verwaltung neu zu denken.

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